Die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und fehlende neue Antibiotika machen es erforderlich, bei der Verordnung dieser Medikamente zurückhaltend zu sein. Inzwischen hat sich viel getan. Doch Verbesserungsbedarf gibt es offenbar nach wie vor.
Neue Leistungen für die Parodontitis-Behandlung seit 1. Juli 2021
Ein neuer Baustein der erweiterten Parodontitistherapie ist ein strukturiertes Nachsorgeprogramm. Das teilt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KZV) in einer Pressemeldung mit.
Hierbei werden die Patienten nach der Behandlung der akuten Entzündung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren intensiv durch die Zahnarztpraxis betreut. Die Nachsorge umfasst Kontrolluntersuchungen, Zahnreinigungen und Beratungen zur Mundhygiene in Abständen, die dem persönlichen Bedarf der Patienten und der Schwere ihrer Erkrankung entsprechen. „Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die der Patient und sein Zahnarzt dauerhaft im Auge behalten müssen. Eine engmaschige Betreuung der Patienten auch nach der anti infektiösen Therapie ist ausschlaggebend, um den Behandlungserfolg zu sichern und die Zähne zu erhalten“, sagt Marcus Koller, Vorsitzender des Vorstandes der KZV.
Therapiegespräch und Unterweisung
Zu den weiteren neuen Leistungen gehören ein Aufklärungs- und Therapiegespräch und eine individuelle Mundhygieneunterweisung. Beide Maßnahmen dienen dazu, die Patienten in die Therapie einzubinden, ihr Verständnis für die Ursachen und Folgen der Erkrankung zu schaffen sowie ihre Motivation und Mitarbeit zu stärken.
Menschen mit Behinderung bedacht
Für Marcus Koller ist die neue Richtlinie ein großer Schritt im Kampf gegen die Volkskrankheit Parodontitis. „Patienten profitieren ab sofort von einer umfassenden und bedarfsgerechten Behandlung, die den Stand der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse widerspiegelt“, so Koller. In die neuen Regelungen werden auch Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen einbezogen.
Sie erhalten seit Juli einen bürokratie- und barrierearmen Zugang zu einer Parodontitis-Versorgung. Für sie entfällt beispielsweise die Antragspflicht bei der Krankenkasse, der Zahnarzt entscheidet gemeinsam mit dem Patienten über die Notwendigkeit einer Behandlung. Zudem kann der Zahnarzt den Behandlungsablauf an dem individuellen Gesundheitszustand des Patienten ausrichten. msw
Hintergrund:Was ist eine Parodontitis
Die Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, die hauptsächlich durch bakterielle Beläge verursacht wird. Im Verlauf einer Parodontitis werden Gewebe und Knochen zerstört, sodass die Zähne ihren Halt verlieren. Dabei gilt:
Parodontitis verursacht zunächst keine Schmerzen. Betroffene fühlen sich nicht krank und neigen deshalb dazu, die Erkrankung zu bagatellisieren. Eine frühzeitige Behandlung empfiehlt sich jedoch.
Die Symptome einer Parodontitis sind Zahnfleischbluten und -schwellungen, Mundgeruch sowie im weiteren Verlauf der Erkrankung der Rückgang des Zahnfleischs und lockere Zähne, die auch auszufallen drohen.
Parodontitis ist nicht auf den Mundraum begrenzt. Studien zeigen, dass die Parodontitis im Zusammenhang mit Allgemeinerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Krankheiten steht.
Das Risiko für parodontale Erkrankungen steigt mit dem Alter. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist daher mit einem wachsenden Behandlungsbedarf zu rechnen. Laut Fünfter Deutscher Mundgesundheitsstudie leiden derzeit mehr als die Hälfte der Erwachsenen an einer Parodontitis. Bei den Senioren sind es mehr als zwei Drittel. msw