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„Sieben Säulen im Resilienz-Haus“

INTERVIEW: Resilienz-Trainerin Sandra Molter mit Angeboten für Frauen in der Lebensmitte

„Sieben Säulen im Resilienz-Haus“

Hat selbst durch eine Krise zu einem erfüllten Leben gefunden: Resilienz-Trainerin Sandra Molter. FOTO: MONIKA KLEIN

Das Leben steckt voller Überraschungen – und die sind nicht immer angenehm. Umnicht durch Stolpersteine zu Fall zu kommen, braucht es Resilienz. Mit dieser Widerstandskraft der Psyche hat sich Sandra Molter eingehend beschäftigt. Als Resilienz-Trainerin unterstützt sie Frauen in ihrer Lebensmitte darin, aus dieser oft von Umbrüchen gekennzeichneten Phase gestärkt hervorzugehen.

INTERVIEW: Resilienz-Trainerin Sandra Molter mit Angeboten für Frauen in der Lebensmitte

Frau Molter, wie beschreiben Sie Resilienz?

Der Ausdruck stammt aus der Physik. Nimmt man einen handelsüblichen Schwamm und drückt ihn, gibt er nach. Nimmt man aber den Druck weg, springt er wieder in seine Ausgangsform. Nichts anderes ist Resilienz. Sie gibt einem die Möglichkeit, Herausforderungen und Krisen zumeistern und nicht zu tief zu fallen. Resiliente Menschen gehen anders mit Krisen um. Sie holen sich schneller wieder heraus.

Welche Probleme haben denn Frauen in ihrer Lebensmitte?

Sie stellen sich oft die Frage nach dem Sinn des Lebens, jetzt, nachdem die Kinder groß und vielleicht aus dem Haus sind. Oft hadern sie mit ihrem Aussehen, weil sie graue Haare und Fältchen bekommen und ihre Gefühlswelt kommt wegen der Wechseljahre durcheinander. Sie sind sich im Klaren, dass ihre „Restlaufzeit“ kürzer wird und fragen sich, ob sie ihre Lebensträume noch umsetzen können. Vielleicht funktioniert es auch in der Partnerschaft nicht mehr so gut oder sie kümmern sich um die Eltern. Dann stellen sie fest, dass sie immer mehr auf der Strecke bleiben.

Wie kann Resilienz in diesen Fällen helfen?

Es gibt im Resilienzhaus sieben Säulen. Dazu gehören Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Selbstregulierung, Selbstverantwortung, Beziehungen und Zukunft gestalten. Dahinter stehen Bedürfnisse und Wünsche, aber auch Grundeinstellungen. Eine der wichtigsten ist Optimismus in Krisensituationen oder bei Schicksalsschlägen.

Ihn zu behalten, ist ja nicht immer leicht.

Ja, zum Beispiel hat Corona bei mir alle Präsenzveranstaltungen zusammengehauen. Da war ich zuerst in einer Schockstarre, dann habe ich aber überlegt, wie ich damit umgehen kann. Ich selbst war 2013 in einer Krise und stand kurz vor dem Burnout. Heute habe ich einen großen Koffer mit Resilienz-Werkzeugen und nehme mir daraus, was ich brauche. Das Hadern mit der Situation kostet mich unnötig Kraft und Energie. Wichtig ist es, auf das Positive zu schauen. Im Optimismus gibt es auch das große Thema der Dankbarkeit. Sie kann die Wahrnehmung für das Positive in meinem Leben schärfen.

Die Pandemie hat bei Ihnen zu großen beruflichen Veränderungen geführt.Wie hat Ihnen Resilienz dabei geholfen?

Ich habe geschaut, was gut daran ist und meine Coachings dann online gestellt. Im Nachhinein betrachtet war das positiv, weil ich mich auf neue Beine und zukunftsorientiert aufgestellt habe.

Viele Menschen kämpfen mit den Auswirkungen der Pandemie, sei es privat oder beruflich.

Das große Thema ist die Akzeptanz. Das Virus ist da, wir können es nicht wegdenken. Besser ist es, nach einem Weg zu suchen, wie wir damit umgehen.

Zurück zu den Frauen.

Ja, auch da geht es ums Akzeptieren. Es gibt auch gute Seiten am Älterwerden wie bei einem Wein: je älter, desto reifer.

Was sind typische Denkschleifen, aus denen Frauen in der Lebensmitte nicht rauskommen?

Oft haben sie Familie und Beruf unter einen Hut gebracht, haben dabei aber sich und ihre eigenen Bedürfnisse vergessen. Dann fragen sie sich: „Was ist jetzt?“ und „Wie geht es weiter?“. Die Antwort könnte lauten: „Mensch, ich habe ja jetzt Raum für Neues.“ Gerade wenn man sich immer zurückgestellt hat, kann man mal etwas Verrücktes machen, Träume und Wünsche verwirklichen, kreativ sein oder den Blick auf Karriere und Arbeit richten. Viele Frauen engagieren sich auch sozial.

Wie helfen Sie dabei, diese Schritte zumachen?

Wir fokussieren uns zuerst auf das, was da ist, was gut ist und was bleiben darf. Dazu gibt es ein Arbeitsblatt „Bewahrenswertes“. Das können Arbeit, Beziehung, körperliche und mentale Gesundheit sein. Das ist das Fundament, das man als Stärke und Energiequelle nutzen kann. Dann lenken wir unsere Gedanken in Richtung Perspektiven und Lebenssinn. Wichtig ist es, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Das haben viele Frauen verlernt. Oft haben sie auch den Glauben an sich verloren oder trauen sich nicht, einen Schritt zu wagen und ihre Stärke wiederzuentdecken.

Wagen sie es, dann werden sie zu „Resilienz-Heldinnen“?

Genau.Wir dürfen uns bewusst machen, nur wenn es uns gut geht und wir in unserer Kraft sind, können wir anderen etwas geben. Interview: Monika Klein

ZUR PERSON

Sandra Molter, Jahrgang 1970, hat zahlreiche Qualifikationen rund um Resilienz und mentale Stärke oder Hilfe in Lebenskrisen erlangt. Sie ist zertifizierte Resilienz- und Mentaltrainerin, Expertin für Burnout-Prävention und psychologische Beraterin. Sie war mehr als zwei Jahrzehnte als Assistenz der Geschäftsführung in Unternehmen tätig, bevor sie sich 2017 selbstständig gemacht hat. Seitdem berät sie Privatpersonen und Unternehmen in Einzel- und Gruppenseminaren. Sie lebt in Höringen/Donnersbergkreis in einer festen Beziehung. Die Natur und das Wandern dienen ihr als Kraftquelle. Übers Jahr beginnen regelmäßig Resilienz-Programme. Mehr Infos unter www.sandra-molter.de. lmo