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Am 1. Mai 1905 begann der Bau der Bahnstrecke Speyer-Geinsheim, nachdem die ersten Beratungen bereits 1873 gelaufen waren. 1908 wird sie bis Neustadt erweitert. Harthausen liegt bei Kilometer 7,6.
„Wir haben den einzigen Bahnhof, der in der früheren Formals solcher erhalten ist“, berichtet Andreas Heck vom Kultur- und Heimatverein nicht ohne Stolz. Die anderen Gebäude gibt es nicht mehr oder sie sind einer anderen Nutzung – ohne Rücksicht auf die Originalität – zugeführt worden. Auch die Gemeinde Dudenhofen kam in den Genuss, ans Bahnnetz angeschlossen zu werden. 1919 stimmte der Stadtrat von Speyer deren Gesuch zu, einen Haltepunkt einzurichten, nachdem 15.000 Mark für den Landerwerb überwiesen worden waren.
Sehr bedauerlich findet Heck, dass es die pfälzische Gäubahn als solche nicht mehr gibt. Viele nette Geschichten sind überliefert aus der Zeit. An den Fahrplan hat sich die Lokalbahn 282a immer gehalten. Ein altes Dokument von 26. August 1905 zeigt auf: Die erste Bahn startete um 4.15 Uhr in Geinsheim und kam eine Stunde später in Speyer an.
„Feuriger Eugen“ hatten die Menschen damals eine der Loks getauft, weiß Heck aus dem Buch „Die Geschichte des Pfefferminzbähnels“, in welchem Erinnerungen von Zeitzeugen zusammengetragen wurden. Unter anderem ist zu erfahren, dass das Tempo der Bahn sich damals in Grenzen gehalten haben muss. „Wenn ein Igel auf den Schienen saß, hatte der Heizer Zeit auszusteigen und ihn mit der Schaufel neben die Gleise zu setzen“, beschreibt Heck, was heute undenkbar ist.
1911 kam es anderen Angaben nach zu einer Entgleisung des Zuges durch einen eigenartigen Auslöser: einen Ochsen. Ein Riesenexemplar war geladen worden. Selbiges verlor in einer schnittigen Kurve das Gleichgewicht im Waggon, prallte gegen eine Seitenwand und bewirkte damit, dass der Zug aus den Gleisen hüpfte. Eine halbe Stunde später dampfte die Bahn weiter.
Unverhofft zum Stillstand kam die Bahn auch am 12. Oktober 1921 zwischen Speyer und Harthausen. Der Grund regt zum Schmunzeln an: Der Heizer hatte seine Kohleschippe während der Fahrt verloren und musste auf die Suche gehen. Viele Male gab es Meldungen über Entgleisungen und Unfälle des „Pfefferminzbähnels“.
Offiziell hieß der Zug Lokalbahn 282a Neustadt-Speyer und hielt entlang der Route zwischen den Ausgangspunkten in Lachen-Speyerdorf, Duttweiler, Geinsheim, Gommersheim, Freisbach, Weingarten, Schwegenheim, Harthausen und Dudenhofen. Während der Kriegszeit war die Bahnmehrfach Ziel von Fliegerangriffen. Am 2. Juni 1956 wurde ihr Betrieb eingestellt. xsm
Triumphzug zum Abschied
Die letzte Fahrt war ein wahrer Triumphzug, wie in dem Buch zum „Pfefferminzbähnel“ von Hans-Ulrich Kroszewski zu lesen ist. In einem Abschnitt heißt es: „Die Bauern auf den Dudenhofener Spargelfeldern unterbrachen ihre Arbeit und in Harthausen erwartete das halbe Dorf sein Gaubähnel. Harthäuser Bäuerinnen mit bunten Kopftüchern reichten der Trauergemeinde Wein und sogar die Dorfälteste ließ es sich nicht nehmen, ein letztes Mal zuwinken.“ Genau ob dieser Leidenschaft der Bevölkerung für ihre Bahn, ist es Andres Heck und dem Kultur- und Heimatverein wichtig, dieGeschichte der Zugverbindung zu bewahren und den Alten Bahnhof als standfeste Erinnerung zu restaurieren.
Den Namen „Pfefferminzbähnel“, den der Volksmund der Lokalbahn verpasst hat, entwickelte sich im Übrigen angesichts der Umgebung, durch die der Zug fuhr. Vor allem Gommersheim war bekannt für den Anbau des Heilkrautes Pfefferminze. Dank der Bahn wurde dieses quasi auf die Reise geschickt. xsm