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"Je früher, desto besser"

Blasenkrebs: Dr. Chérif Diallo informiert im Interview über das oftmals ,,vergessene Karzinom"

"Je früher, desto besser"

Dr. Chérif Diallo bei einer Operation mit dem Da-Vinci-Robotersystem. FOTOS: SANKT VINCENTIUS KRANKENHAUS

In Deutschland erkranken pro Jahr schätzungsweise 13.000 Männer und 5000 Frauen neu an Blasenkrebs. Das Tückische ist, dass Betroffene einen Blasentumor lange Zeit nicht bemerken. Dr. Chérif Diallo, Oberarzt der Klinik für Urologie am Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer, möchte über das oftmals ,,vergessene Karzinom" informieren. Er weiß: Je früher ein Blasentumor erkannt wird, desto besser kann er behandelt werden.

Herr Dr. Diallo, wie kann man Blasenkrebs entdecken?
Dr. Diallo:
In den meisten Fällen entdeckt ein Patient oder eine Patientin Blut im Urin. Aber auch Zufallsbefunde erleben wir bei Ultraschalluntersuchungen immer wieder. Endgültig diagnostiziert wird der Blasentumor aber nur mithilfe einer Blasenspiegelung. Das weitere Vorgehen hängt von diesem Ergebnis ab.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Glücklicherweise kann die überwältigende Mehrheit der Blasentumore minimalinvasiv durch die Harnröhre ohne Bauchschnitt entfernt werden. Der Eingriff ist schonend und von kurzer Dauer, der nachfolgende Krankenhausaufenthalt beträgt nur wenige Tage. Zusätzlich erfolgt dann oft eine lokale Chemotherapie oder Immuntherapie, bei der die Blase mit einer Medikamentenlösung gespült wird, um das Rückfallrisiko beziehungsweise das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung zu minimieren.

Und wie wird ein größerer Blasentumor entfernt?
Wenn der Tumor bereits tiefer in die Blasenwand und damit auch in die Muskulatur eingewachsen ist, muss oftmals die Harnblase komplett entfernt werden. In der Fachsprache heißt dies Zystektomie. Die Operation wird mit der Absicht durchgeführt, eine Heilung herbeiführen zu können. In einigen Fällen wird empfohlen, eine Chemotherapie im Vorfeld, also neoadjuvant, oder nach der Operation, adjuvant, durchzuführen, um die Heilungsaussichten zu verbessern.

Dr. Chérif Diallo, Facharzt für Urologie und Oberarzt der Klinik für Urologie
Dr. Chérif Diallo, Facharzt für Urologie und Oberarzt der Klinik für Urologie

Gibt es auch Möglichkeiten einer ,,Ersatzblase"?
Ja, sogar sehr viele. Sie reichen von einer Urinableitung in einen Beutel bis zum vollständigen Ersatz der Blase durch eine ,,neue" Blase aus eigenem Dünndarm. Die radikale Entfernung der Blase mit anschließendem Blasenersatz kontinenter oder inkontinenter Art ist eine sehr anspruchsvolle Operation. Nicht nur der eigentliche operative Eingriff erfordert ein erfahrenes Team, sondern auch die Phasen vor und nach der Operation sind für einen erfolgreichen Verlauf entscheidend. In unserem Haus gibt es dafür ein großes Team an fachurologischen Pflegekräften, eine speziell geschulte Onkologische Fachpflegekraft, Stoma- und Physiotherapeuten sowie Psychoonkologen.

Wo kann ich mich hinwenden, wenn ich Blut im Urin entdecke?
Ich empfehle, einen Urologen in einer ortsansässigen Praxis aufzusuchen. Eine Auswahl finden Betroffene im Netzwerk Urologie Pfalz unter www.urologie-pfalz.de .

Im Sankt Vincentius Krankenhaus legen Sie großen Wert auf einen ,,Austausch auf Augenhöhe". Was ist damit gemeint?" Unser Ärzteteam ist sehr empathisch und bestrebt, auf jeden Patienten besonders und individuell einzugehen. Darüber hinaus werden alle Patienten mit Krebsdiagnose in unserem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Uroonkologischen Zentrum betreut und interdisziplinär, das heißt gemeinsam mit Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und den niedergelassenen Urologen aus der Region, in unserer wöchentlichen Tumorkonferenz besprochen. Hier erfolgt dann eine gemeinsame Behandlungsempfehlung. Zudem bilden wir uns durch wöchentliche Fortbildungen und jährliche Pflichtteilnahme sowohl der Ärzte als auch der Pflege an den großen wissenschaftlichen urologischen Kongressen in Deutschland kontinuierlich weiter, um unsere Arbeit stets auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Urologie und Uroonkologie zu stützen.

Kontakt

Uroonkologisches Zentrum
Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer
Holzstraße 4a T
ermine Urologische Ambulanz
Telefon 06232 133311
E-Mail urologie@vincentiusspeyer.de