Winterzeit – Erkältungszeit. Von Gesundheitsexperten wird häufig empfohlen, gerade im Winter vermehrt zutrinken und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Ob das stimmt? Das Forum Trinkwasser hat sich mit Michael Boschmann, Klinischer Pharmakologe und Stoffwechselexperte an der Charité Universitätsmedizin Berlin (CBB), gesprochen und um Rat gebeten.
Flüssigkeitsbedarf richtet sich nach Aktivität und Raumumgebung
„Die allgemeine Empfehlung für eine im Durchschnitt sicher ausreichende Trinkmenge bei Gesunden lautet im Sommer wie im Winter 1,5 bis 2 Liter pro Person und Tag. Für diese Empfehlungen gibt es allerdings keine systematischen Untersuchungen. Die Empfehlung basiert eher auf Erfahrungen“, sagt Michael Boschmann. Man solle hauptsächlich trinken, wenn man Durst habe, so der Experte. Bei alten Menschen kann das Durstempfinden durchaus vermindert sein. Besonders bei Alleinstehenden sollte in Situationen oder Zeiten erhöhten Flüssigkeitsbedarfs durch die Betreuenden auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. Bei Patienten mit Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen ist das Trinkverhalten mit dem Arzt abzusprechen. Hier ist die empfohlene Trinkmenge mitunter geringer, um Wasseransammlungen in Organen, wie beispielsweise der Lunge, vorzubeugen.
Der Flüssigkeitsbedarf ist natürlich auch abhängig von der körperlichen Aktivität und vom dadurch bedingten Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen. Auch trockene Heizungsluft in den heute oftmals gut isolierten Häusern und Wohnungen sowie öffentlichen Gebäuden und Büros ist ein wichtiger Faktor. Boschmann erklärt: „Das führt dazu, dass auch die Schleimhäute leichter austrocknen. Hier ein Glas Wasser zu trinken, ist durchaus hilfreich.“
Immer wieder ist zu lesen, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr könne dazu beitragen, einer Erkältung vorzubeugen, sie gar zu verhindern oder ihren Verlauf zu mildern. Stimmt das? „Durchaus“, sagt Michael Boschmann. „Trockene Schleimhäute im Rachenraum können tatsächlich Infekte, vor allem virale, begünstigen. Trockene Schleimhäute sind nämlich weniger gut durchblutet und können ihre Barriere- und Schutzfunktion nicht mehr effektiv ausüben.“
Wasser ist ein hervorragender Durstlöscher. Dabei kann man bedenkenlos auf das Wasser aus dem Hahn zurückgreifen, da es bestens kontrolliert sei. „Mineralwasser ist dem keineswegs pauschal überlegen“, erläutert Boschmann. Überdies ist Leitungswasser praktisch überall verfügbar und kostet im Durchschnitt gerade mal 0,2 Cent pro Liter. msw