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Pfarrer Michael Landgraf lädt ins Erlebnis-Bibelmuseum nach Neustadt ein

Museumsschau: Das Erlebnis-Bibelmuseum in Neustadt

Pfarrer Michael Landgraf lädt ins Erlebnis-Bibelmuseum nach Neustadt ein

Prachtvoll: Neustadter Bibel von 1587/88. | Fotos (3): Happersberger

Jeder, der heute eine Bibel – in welcher Übersetzung auch immer – aufschlägt, findet die Texte darin nicht nur in Kapitel unterteilt, sondern auch in mit kleinen Zahlen bezeichnete Verse. Das ist besonders nützlich, wenn man eine ganz bestimmte Stelle sucht. Aber die Christenheit kam die meiste Zeit ohne eine solches feines Raster aus; erst um 1550 führte es der französische Theologe und Verleger Robert Estienne in die in seinem Haus gedruckten Bibeln – nach älterem jüdischen Muster – ein. Die erste deutschsprachige Bibel indes, die dieses praktische Orientierungssystem übernahm, ist wenige Jahre später ausgerechnet in Neustadt an der Haardt (heute an der Weinstraße) bei Matthias Harnisch gedruckt – was allein schon angesichts der äußerst geringen Zahl Neustadter Bibeldrucke erstaunt.  Der protestantische Pfarrer Michael Landgraf, der Gestalter und Leiter des vom Pfälzischen Bibelverein (ihm steht Landgraf ebenfalls vor) getragenen Neustadter Erlebnis Bibelmuseums, weiß zu berichten, wie es dazu kam: Der pfälzische Kurfürst Friedrich III. machte die Kurpfalz um 1561 als erstes Territorium im Reich calvinistisch; das heißt, er führte seine Untertanen der reformierten Konfession zu, die sich immer stärker von den Lutheranern absetzte. Die Bibel der Schweizer Reformierten wollte man aus sprachlichen Gründen aber nicht übernehmen, sondern bei Martin Luthers kraftvoller Verdeutschung bleiben – freilich ohne die in reformierten Augen oft ärgerlichen Kommentare und Randbemerkungen Luthers. Man ersetzte selbige durch solche, die die eigene Überzeugung ausdrückten, so dass die Neustadter Bibeldrucke – es gab einige weiterentwickelte Nachauflagen – in ihrer Textkombination tatsächlich einzigartig sind.    


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Didaktisch gewieft: Museumsleiter Michael Landgraf am Erzählzelt.
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Schöne Schrift und plastische Holzschnitte: vorlutherische deutsche Bibel, 1483 von Anton Koberger in Nürnberg gedruckt.

Dass Michael Landgraf die Angebote der Antiquare genau beobachtet, hat 2019 die Gelegenheit gegeben, ein vorzüglich erhaltenes Exemplar der Prachtausgabe von 1594 zu erwerben – und einiges kostbare Andere, etwa das umfangreiche Fragment einer der gar nicht wenigen vorlutherischen deutschsprachigen Bibeldrucke, gedruckt von Anton Koberger, mit sorgfältig per Hand ausgemalten Holzschnitten. Klar, dass ein protestantisches Bibelmuseum zuerst die eigene Tradition in den Blick nimmt. Und schön, dass es die katholische mitbetrachtet und gleich eine ganze Reihe katholischer Übernahmen der – dabei ebenfalls da und dort bereinigten – Lutherbibel ausstellt. Man nahm (Urheberrecht gab es erst in Ansätzen) das Gute da, wo man es fand. Außer den in der kühlen Schatzkammer versammelten bibliophilen Kostbarkeiten, die den Kenner durch ihre Qualität und unerwartete Reichhaltigkeit erfreuen, besitzt das Bibelmuseum einen zweiten, weiten und lichten Raum, in dem Schulklassen und Jugendgruppen ebenso wie Erwachsene an die Heilige Schrift herangeführt werden. Ein „Erzählzelt“ mit bequemen Sitzkissen, Schautafeln, echte und kopierte archäologische Fundstücke aus dem Heiligen Land, alles in exemplarischer Auswahl zusammengestellt, geben Einblicke in die damalige Lebenswelt und machen in Nu manches klar: Ungezählt dürften die an rote spitze Ziegeldächer gewöhnten Schulkinder sein, die sich kaum vorstellen konnten, dass man, um an Jesus heranzukommen, ein Dach abdeckte. Ein orientalisches Hausmodell mit Flachdach macht mit einem Blick begreiflich, dass das zweckmäßig war.
   

Ansonsten gibt es eine Druckerpresse im Gutenberg-Stil, die ein Stück Lutherbibel in 1534er Typographie druckt, und unzählige große und kleine, alte und neue Bibelausgaben – so dass ein Erwachsener hier vielleicht durchaus auch längere Zeit lesend verweilen möchte. Roland Happersberger

INFO

Erlebnis-Bibelmuseum – Neustadt
Bibelhaus, Stiftstraße 23
Di und Do 9-16 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung: 06321 84772