Blätterreich umranken die Zweige den Trauerzug mit Schneewittchen im gläsernen Sarg, von Zwergen mit hübschen Näschen getragen. Wenige Schritte entfernt, unter dem Tisch eines Schuhmachers, huschen Mäuse. Auch der Teufelstisch, die sagenumwobene Felsformation im Dahner Felsenland, zieht Blicke auf sich: Darunter, in einer Höhle, tanzt der Höllenfürst ... Gerade einmal 50 Quadratmeter groß ist das Scherenschnittkabinett in Pirmasens, das zeigt, wie gut Elisabeth Emmler ihre Papierkunst beherrschte. Wer Sinn für Details hat, kann hier verweilen.
Nicht nur die Ausarbeitung der Bilder, sondern auch mit scharfem Instrument hervorgebrachte Schriftzüge nötigen dem Betrachter Bewunderung ab. Eine kleine Überraschungwartet überdies: Der Besucher taucht nicht in eine reine Schwarz-Weiß-Welt ein. Die Künstlerin arbeitete für einige Werke zusätzlich mit Aquarellfarben.
Elisabeth Emmler hat der Stadt mehr als 300 Schnitte vermacht; rund 50 sind zu sehen. Wichtige Arbeiten erreichen die für dieses Genre bemerkenswerte Größe von rund 60 auf 50 Zentimeter. Heike Wittmer, die Leiterin des Stadtarchivs, schreibt in einer Kurzeinführung in Emmlers Werk: „Werke aus den Nachkriegsjahren bestechen durch einen exakten Schnitt in winzigen Details.“ Zu dieser außerordentlich filigranen Schnittkunst sei Emmler mit zunehmendem Alter nicht mehr fähig gewesen. Die Augen ...
Die ersten Scherenschnitte soll die Künstlerin im Kindesalter, mit fünf Jahren, gefertigt haben Geboren wurde Elisabeth Emmler am 2. Mai 1921 in der Schuhstadt als ältestes von drei Kindern. Sie starb 1998 in Wertheim am Main. 1939, noch vor der Evakuierung von Pirmasens, hatte sie eine Lehre als Stenotypistin begonnen.
Die Familie kam bei Verwandten in der Nähe von Offenbach am Main unter, wo Emmler 1940 ein Kunststudium aufnahm. Auch als Autorin war sie tätig. „Durch die Schusterkugel geschaut“ und „Weihnachtsgeschichten“ heißen die Bücher, die Bezüge zu ihrer Biografie aufweisen.
Bis ins neue Jahr (19.1.20) ist im selben Haus zudem eine Sonderausstellung mit Scherencherenschnitten von Elvira Wadin-Herrmann zu sehen, geboren 1926 in Berlin. Zu ihren Motiven gehören – ebenso wie bei Elisabeth Emmler – Märchenszenen sowie Silhouetten von Pflanzen, Bäumen und Tieren. ms
INFO
Scherenschnittkabinett mit Werken von Elisabeth Emmler im Stadtmuseum Altes Rathaus, Pirmasens, Hauptstraße 26 (Fußgängerzone), geöffnet: Di-So 14-17 Uhr. Eintritt (gilt zu dem für die Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt): 2,50 Euro für Erwachsene, Kinder/Schüler frei. Scherenschnittkabinett im 2. Obergeschoss (Hinweis: kein Aufzug). Internet Info: www.pirmasens.de