Blumen und betende Hände, Steine in Weiß, Braun, Grau, Schwarz. Namen, Daten, Erinnerungen in Wort und Bild. Der Speyerer Stadtfriedhof erzählt Geschichten aus dem Leben der Toten, die dort begraben liegen. Sie reichen 140 Jahre zurück.
Speyerer Friedhof ist mehr als ein Gottesacker – Kulturgut und Park
Mit der Inbetriebnahme des Areals an der Wormser Landstraße am 1. April 1881 wurde der bisherige Friedhof im Adenauer park geschlossen. Mehrere Erweiterungen gab es, inklusive der Errichtung der Trauerhalle 1930/31. Der jüdischen Gemeinde wurde an der Südmauer ein Bereich zugewiesen.
Der Friedhof steckt voller Geheimnisse und Kontraste. „In te domine speravi, non confundar, in aeternum“ steht in Latein auf einem Stein geschrieben, zu Deutsch: „Ich hoffe, sie werden nicht für immer verloren sein.“ Begraben ist dort Paul Schaeffer mit Familie, erster Oberbürgermeister von Speyer nach dem Krieg, 1946 bis 1949. Die Sinti und Roma-Monumente sind nicht zu übersehen. Ebenso wenig wie die historischen Grabstätten, die in die Pflege der Stadt Speyer übergegangen sind. Wie etwa das Grab von Bildhauer Gottfried Renn (1818 bis 1900), der das Friedhofskreuz auf dem Hauptweg zu Lebzeiten geschaffen hat.
Ein marmorner Sockel prägt das Grab des königlich bayerischen Regierungspräsidenten Paul von Braun, der in der Pfalz die bisher längste Amtszeit (1871-1892) hat. Auch Kultusminister Dr. Eduard Orth (1902-1968) hat sein Familiengrab auf dem Friedhof. Die Ruhestätte von Barbara Pfister ist ein Pilgerort. Das zeigen hinterlassene „Briefe“. Pfister soll am 30. Juni 1890 die fünf Wundmale Christi erstmals sichtbar am Körper gehabt haben.
Baumhain- und Gartengräber haben Erd- und Urnenbestattung ergänzt. Grundsätzlich gilt der Friedhof mit 17,3 Hektar als größte Grünanlage in Speyer. In 68 Grabfeldern mit 12.000 Grabstätten sind 60.000 Verstorbene begraben. 15 Mitarbeiter kümmern sich um die Pflege des Friedhofs. Dank der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bieneninitiative ist das Gelände auch Lebensraum für Biene, Hummel und Co. xsm