Anzeigensonderveröffentlichung
75 Jahre Lokalredaktion - Speyer

Datenbasis für Detektivarbeit

Was ist alles an Papier, Text und Foto produziert worden für 75 Jahre RHEINPFALZ-Lokalausgabe Speyer mit täglich fünfstelligen Auflagenzahlen! Heute geht vieles auch digital, aber ältere Jahrgänge gibt es nur auf Papier. Zum Glück werden sie in Speyer an mehreren Stellen gesammelt und vorgezeigt.

Datenbasis für Detektivarbeit

Bände von RHEINPFALZ-Lokalausgaben: Großauftrag im Lesesaal der Landesbibliothek erledigt. FOTO: LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM/BAHRS

75 Jahre RHEINPFALZ-Lokalausgabe Speyer – das sind mehr als 20.000 Ausgaben. Die Lokalredaktion kann über diese gar nicht mehr verfügen: Ältere Archivbände, in denen täglich die Ausgaben abgeheftet wurden, mussten vor Jahren nach einem Wasserschaden entsorgt werden. Seit 2001 gibt es jedoch jede Ausgabe digitalisiert – und auch im Stadtarchiv Speyer sowie in der Pfälzischen Landesbibliothek sind auf Anmeldung alle Zeitungen der siebeneinhalb Jahrzehnte zugänglich.„Sie haben große Bedeutung für die Archivarbeit und -nutzung“, betont Christiane Pfanz-Sponagel als Leiterin des Stadtarchivs über die RHEINPFALZ Bände. Das habe auch mit seinem Selbstverständnis zu tun: Das Archiv wolle die lokale Gesellschaft und Lebenswirklichkeit „mit der Pluralität des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Geschehens“ abbilden. Dafür reichten die Altakten der städtischen Dienststellen, die ihm zur Aufbewahrung angeboten werden müssten, nicht aus. Die RHEINPFALZ berichte auch über andere Institutionen und Ereignisse in Speyer. „Ihre Archivierung bereichert daher die Bestände des Stadtarchivs über die städtische Überlieferung hinaus.“Im Lesesaal des Archivs würden die alten Bände – zunächst passte ein Jahrgang in ein großes Buch, heute sind es jeweils drei dicke Wälzer – von internen wie externen Besuchern gut genutzt, so Pfanz-Sponagel. Viele Speyerer Chroniken jüngerer Jahre haben RHEINPFALZ-Berichte als Grundlage. Ein aktuelles Projekt, das der wissenschaftlichen Forschung dient, ist laut Pfanz-Sponagel „Kehillah SchPIRA“. Archivare und Leser aus Speyer, Neustadt und Mainz erarbeiten gemeinsam ein Quellenlesebuch zur jüdischen Geschichte. Für die Kapitel über die Nachkriegszeit werde auf Artikel der lokalen Zeitung zurückgegriffen.

Was ist alles an Papier, Text und Foto produziert worden für 75 Jahre RHEINPFALZ-Lokalausgabe Speyer mit täglich fünfstelligen Auflagenzahlen! Heute geht vieles auch digital, aber ältere Jahrgänge gibt es nur auf Papier. Zum Glück werden sie in Speyer an mehreren Stellen gesammelt und vorgezeigt.

Wegen der Lücken im RHEINPFALZ- eigenen Archiv hat die städtische Einrichtung auch den historischen Überblick über die Lokalausgabe für die heute vorliegende Sonderbeilage ermöglicht. RHEINPFALZ-Bände bewahrt unter anderem auch die Pfälzische Landesbibliothek in der Otto-Mayer-Straße in Speyer auf. Standortleiterin Ute Bahrs: „Wir sammeln hier als sogenannte Pflichtbibliothek alle Lokalausgaben. Die archivierten Zeitungen sind sehr gut nachgefragt – für Vereins- oder auch familiäre Jubiläen, Ortsgeschichte, aber auch für Juristen, die auf der Suche nach Erben sind und dafür zum Beispiel Todesanzeigen nutzen. Das ist Detektivarbeit in mehrfachem Sinne.“

Bahrs kann mit wenigen Klicks in ihrem Digitalverzeichnis nachvollziehen, wie sich die Lokalausgabe entwickelt hat. Bis 1949 hatte sie keinen eigenen Namen, dann hieß sie am 3. Mai zum ersten Mal „Speyerer neueste Nachrichten“. Seit dem 3. Oktober 1967 lautet der Name „Speyerer Rundschau“. Ältere Jahrgänge hat die „Labi“ auch als Mikrofilm vorrätig – was vor allem für Recherchen zu Ereignissen 1949 wichtig ist: „Papierausgabe Jahrgang 5 nicht benutzbar“, so der Computer.

Geändert haben sich auch die Nutzungsbedingungen. Hinzugekommen ist laut Bahrs zum Beispiel die Online-Nutzung im Lesesaal für die Jahrgänge seit 2013. Ausnahme: die Ausgaben der vergangenen 14 Tage, bei der Abonnenten Vorrang haben. Im Jahr 2018 hat der Datenschutz das Kopieren von Ausgaben im Auftrag der Kunden unterbunden. Damit ist laut Bahrs auch der – gebührenpflichtige – Versand sogenannter Jubiläumsausgaben, beliebt etwa bei den Hochzeitsjahrestagen, eingestellt worden. Fotografiert werden dürfen Zeitungsseiten.

750 Quadratmeter umfasst das Zeitungsmagazin der „Labi“ im zweiten Stock. Die Menge an Papier werde oft unterschätzt, berichtet die Leiterin: „Eine serielle Auswertung führt manchmal zu überbordenden Bestellungen ganzer Jahrgänge.“ PATRICK SEILER