Reine Männersache war in Grünstadt das Zeitungmachen in den ersten 25 Jahren. Nicht nur in der Redaktion saß keine Journalistin, auch unter den freien Mitarbeitern gab es keine Frau, erinnert sich der spätere Chef vom Dienst und stellvertretende RHEINPFALZ-Chefredakteur Günter Krall, der von 1965 an drei Jahre Lokalredakteur an der Unterhaardt war. Erst ab 1972 gab es hier eine Kollegin.Im April 1947 fängt alles ganz klein an – als Ein-Mann-Redaktion und Untermieter in einer Buchhandlung. Gestartet wird mit einer Seite in der Gemeinschaftsausgabe „Unterhaardt-Nordpfalz“ für Grünstadt und Kirchheimbolanden. Zwei Jahre später folgen die Lokalausgabe „Grünstadter Nachrichten“ und ein Umzug. Die RHEINPFALZ ist jetzt Mieterin im Elternhaus von Walter Hück, dem späteren Chefredakteur. Als Verantwortlicher steht Karl Sander (1901–1973) im Impressum, der bis 1934 schon für die „Grünstadter Zeitung“ tätig war, die im Sommer-Verlag erschien. Sander setzt auch kulturelle Akzente, ist Mitgründer des Grünstadter Kulturvereins und fördert das Theater im Evangelischen Gemeindehaus von Eisenberg. Verstärkung bekommt er erst 1959: Günter Bohley (1932–1998) beginnt in Grünstadt seine Arbeit als Redakteur, folgt Sander 1965 als Redaktionsleiter.
17 Jahre lang hat Bohley, ein guter Netzwerker, seinen Arbeitsplatz in der Grünstadter Redaktion, die Ende der 60er-Jahre ein Haus weiter in eigene Räume umzieht. Eine ereignisreiche Zeit: Eisenberg erhält die Stadtrechte, in Grünstadt wird ein Kreiskrankenhaus gebaut, Vororte werden eingemeindet, eine Fußgängerzone wird errichtet. 1976 wechselt Bohley dann in die Lokalredaktion Ludwigshafen, die er von 1985 bis zu seinem Ruhestand 1992 leitet.
Peter Blandfort (1938–2015) kommt in den 70er-Jahren von Bad Dürkheim als Lokalchef nach Grünstadt. Große Veränderungen stehen an. Die Zeitung wird bald am Bildschirm gemacht. Der technische Wandel stresst die Mitglieder der Lokalredaktion, die ab 1980 wieder ein Zwei-Mann-Betrieb ist, nachdem sich die einzige Redakteurin in die Familienpause verabschiedet. Ein reines Männerprodukt ist die „Unterhaardter Rundschau“, wie die Ausgabe seit dem Jahr 1970 heißt, trotzdem nicht mehr. Unter den freien Mitarbeitern tummeln sich inzwischen auch einige Frauen.
Am längsten ist Klaus Stemler Chef der Redaktion – 31 Jahre lang. In seiner Zeit legt das Blatt an Umfang zu, und aus der Zwei-Mann-Redaktion wird ein Vierer-Team. Im Frühjahr 1994, als es die vierte Stelle gibt, übernimmt die kleine Redaktion eine Vorreiterfunktion. Chefredakteur Michael Garthe, ganz frisch im Amt, zeigt sich familienfreundlich: Die neue Stelle teilen sich nun zwei Frauen, die Kinder haben. Bisher waren die Kolleginnen als freie Journalistinnen tätig gewesen. Da die Teilzeitregelung funktioniert, setzt sich dieses Modell schließlich in der gesamten Redaktion durch.
Heute, gut ein Vierteljahrhundert später, arbeiten bei der RHEINPFALZ von 175 Redaktionsmitgliedern 48 in Teilzeit, darunter 15 Männer. Die Grünstadter Redaktion hat mit Kathrin Schnurrer erstmals eine Chefin. Die vier Planstellen teilen sich drei Frauen und drei Männer. VON URSULA SCHRAMM
ÜBER UNS
Grünstadt
Auflage der Lokalausgabe: 9835
Das Redaktionsteam:
• Kathrin Schnurrer (snr, Leiterin)
• Timo Benß (tbss)
• Benjamin Fiege (bfi)
• Lorenz Hofstädter (lor)
• Christine Nöth-Häuser (cn)
• Nina Schellhas (yns)