Rainer Dicks Faible ist das Männerduo Stan Laurel/Oliver Hardy, bekannt als „Dick & Doof“. Als Kind sah der 1967 in Kusel geborene Pfälzer sie im Fernsehen – und lachte. Heute weiß er, warum: „Ich mag sie besonders, weil sie im Gegensatz zu vielen anderen Komikern trotz ihrer Dämlichkeit unserem Alltag sehr nahe sind. Sie sind die realistischsten Komiker, die es gibt.“ Doch ohne die RHEINPFALZ hätte er wohl 1995 nicht die erste deutschsprachige Biografie über das Duo veröffentlicht (in der Filmreihe des Heyne-Verlags). „Ich habe angefangen zu recherchieren, als ich wusste, was Recherche bedeutet“, erinnert er sich.Der diplomierte Verwaltungswirt, der schon seit seinem16. Lebensjahr für die RHEINPFALZ schreibt, begann dort 1991 sein Volontariat, wo er lernte, wie man an Informationen zu einem Thema kommt. Die Basis für Zeitungsartikel – und auch für Bücher. Der Filmfan begann, sich intensiv mit Stan und Ollie zu befassen, mit dem, „was uns komisch erscheint und worüber wir lachen“. Dabei entdeckte er in den Missgeschicken des Duos etwas, das er den Lesern mitgibt. „Die großen Komiker und literarischen Humoristen helfen uns, in dem sie uns in die Lage versetzen, die absurden und komischen Momente, denen wir ununterbrochen ausgesetzt sind, überhaupt wahrzunehmen und zu erkennen und vielleicht auch, Ärger besser zu ertragen. Ohne mich zu schämen, kann ich darüber sprechen, wenn ich mich mal blamiert habe.Wenn dann manche Leute sagen ,Das kann nur dir passieren’, sage ich: Nein, das kann auch dir passieren.“
Stan und Ollie – Rainer Dick ist Mitglied der Official Laurel and Hardy Appreciation Society „The Sons of the Desert“ (benannt nach einem ihrer Filme) – beschäftigen ihn immer noch. Sie tauchen auch in dem„Lexikon der Filmkomiker“ auf, das er 1999 publizierte, und in seinem Buch „Laurel und Hardy und die Frauen“ (2015), „meiner anspruchsvollsten Recherche, weil man nicht auf deutsche Quellen zurückgreifen konnte. Mit einer der Witwen habe ich per Telefon gesprochen.“ Aber wenn es um konkrete Daten geht, muss man oft mit Experten weltweit kommunizieren. Zu denen gehört Rainer Dick. Er hält sogar Vorträge bei filmhistorischen Kongressen. Vor Kurzem fand er etwas heraus, was in keinem Buch steht und auch (noch) nicht im Internet: Welcher Religion Stan und Ollie angehörten. Der erste war Mitglied der Church of England, der zweite Protestant. Doch Rainer Dick auf Stan und Ollie zu reduzieren, hieße, ihm bitter Unrecht zu tun.
So hat er auch ein Buch über Gruselfilme geschrieben: „Stars des Horrorfilms“ aus den 30er- bis 50er-Jahre. Und eines über Filmschaffende aus der Pfalz, das seine RHEINPFALZ-Artikel zu diesem Thema zusammenfasst – „Bernd das Brot & der Glöckner von Notre Dame“ – und das man inzwischen eigentlich ergänzen müsste.
An einen seiner ersten Kinofilme in den 70er-Jahren kann sich Rainer Dick noch erinnern: „,Tischlein deck dich’, ein Märchenfilm, von dem ich heute weiß, dass Fritz Wepper mitspielt, der damals noch ein Kind war.“ Filmfan Dick ging zuerst nur in Kusel ins Kino, später fuhr er mit dem Auto ins Pfälzer Programmkino, das Provinzkino in Queidersbach (heute ist es in Enkenbach), und nach Kaiserslautern. Zwei bis drei Filme pro Tag sah er, als er jung war. Zur Zeit seines Studiums an der FH Mayen ging er in Koblenz ins Kino.
Zu Filmfestivals fährt er zwar nicht, aber jenseits der Arbeit für die RHEINPFALZ recherchiert er in Sachen Film unermüdlich weiter. „Ich versuche, die Wirkungsweise des Trivialen und des Kommerziellen zu ergründen“, erklärt er sein Interesse an den Hintergründen. Der Fachmann, der viele Filmbücher und DVDs zu Hause hat, schreibt selbstverständlich auch für das größte und wichtigste deutsche Filmlexikon, den „Cinegraph“.
Gerne recherchiert er über Außenseiter, vor allem über Schauspieler, über die man nur wenig weiß. „Seit 15 Jahren bin ich hinter dem Stummfilmstar Hedda Vernon her – man konnte nichts finden,weil man nicht wusste, wie sie mit richtigem Namen hieß. In Lexika hieß es nur: gestorben nach 1925. In der Schweiz hat ein Kollege jemanden aufgetan, der jemanden weiß, der sie noch gekannt hat. So etwas ist für den Recherchierenden sehr spannend. Es macht Spaß, sich reinzuknien“, erzählt Rainer Dick voller Freude. VON ANDREA DITTGEN