Die Übergabe der Verlagsführung von Dieter Schaub an seinen Sohn Thomas Schaub gleicht frappierend dem Stabwechsel von Verlagsgründer Josef Schaub zu Dieter Schaub 1964. Denn auch Dieter Schaub zog sich gleichsam über Nacht aus dem Geschäft zurück. Am 1. Januar 1994 übernimmt Thomas Schaub die Verantwortung – und sein Vater mischt sich fortan, so sagte dieser selbst, nicht mehr ein.Und so, wie Josef an Dieter Schaub ein gut bestelltes Haus übergab, ist es auch beim Führungswechsel 1994. Die vom Vater bestellte neue hochmoderne Druckanlage wird 1994 aufgebaut. So kann Thomas Schaub 1995 eine bundesweit beachtete Innovation in den Markt bringen: Die RHEINPFALZ erscheint als erste deutsche Tageszeitung auf allen Seiten im Vierfarbdruck. Es ist ein Auftakt nach Maß für den damals 32-jährigen Verleger.Thomas Schaub hat Informatik bis zur Promotion studiert. Komplexe technische und organisatorische Prozesse sind sein Metier. Weil er aber mit der Zeitung aufgewachsen ist und Praktika in Zeitungsverlagen gemacht hat, versteht er auch was vom journalistischen Handwerk. Das ist der Schlüssel dafür, dass seine Ägide als Verleger gleichermaßen geprägt ist von beständigem technischen Fortschritt und dem Bewahren journalistischer Qualität. Dafür gibt es eine Fülle von Beispielen: 1997 geht RHEINPFALZ online an den Start. Im selben Jahr ist Premiere des Freizeitmagazins LEO, das später um TV-Seiten ergänzt wird – eine Idee Schaubs. Die Redaktion wird mit moderner Hard- und Software ausgestattet. Aber der Verleger formuliert auch fünf Qualitätskriterien für das journalistische Handwerk, die bis heute gültig sind.Der rasche Wandel bleibt die beständige Herausforderung: Versandund Druckanlagen sind schneller als früher überholt und erfordern hohe Investitionen. Mit dem Redaktionssystem NGen werden die Voraussetzungen für digitale Produkte geschaffen. Aber Thomas Schaub ist lange Zeit skeptisch, was journalistische Produkte fürs Digitale angeht. Er wehrt sich, letztlich erfolgreich, gegen den Markttrend, redaktionelle Artikel kostenlos ins Netz zu stellen.Doch die digitalen Märkte entwickeln sich, und der Verlag droht, ins Hintertreffen zu geraten. 2016 lässt sich Schaub überzeugen: Der Verlag gibt sich eine digitale Strategie und eine Vision. Seither geht es entschlossen in die digitale Zukunft: Pfalz-Ticker, RHEINPFALZ-App, elektronische Vorabendausgabe, gründlich renovierte Homepage…Thomas Schaub ist 2020 seit 27 Jahren Verleger der RHEINPFALZ und Chef der Medien Union, die er beständig vergrößern konnte. Zu den bedeutenderen Erwerbungen gehörten 2002 die Schulbuchverlage Schroedel und Diesterweg. Schaub führte sie mit dem Westermann-Verlag zu einer der drei größten Schulbuchgruppen in Deutschland zusammen. Über die SWMH gelang ihm 2007 der Einstieg beim Süddeutschen Verlag. Seit 2008 ist er Mitherausgeber der „Süddeutschen Zeitung“, einem Flaggschiff in der deutschen Zeitungslandschaft. Und doch ist Thomas Schaub, genau wie sein Vater Dieter und sein Großvater Josef, tief verbunden mit der RHEINPFALZ und der Pfalz sowie seinem Heimatort Neustadt an der Weinstraße. VON MICHAEL GARTHE