Auf der Fahrt zum Treffen mit der Autorin hört Peter Kreutzenberger im Auto das neue Deep-Purple-Album. „Ganz in Ruhe“, wie er sagt. Dabei ist nicht nur Hardrock sein Ding. Er habe Glück, dass die Plattenfirmen ihn mit Rezensionsexemplaren bedenken und er so immer auf dem Laufenden bleiben könne, freut er sich.Obwohl der 51-Jährige aus Speyer sich vorrangig zu Pop und Mainstream-Rock hingezogen fühlt – er nennt allen voran Sir Elton John und Bruce Springsteen als „all time favorites“ –, ist der Blick über den Tellerrand für ihn unabdingbar: „Ich versuche, ein möglichst breites Spektrum abzudecken und innerhalb dieses Spektrums immer Neues aufzusaugen und kennenzulernen.“ Er erliege nicht dem Irrtum, es hätte nur früher gute Musik gegeben.Unter anderem diese jahrzehntelange Offenheit und Leidenschaft für populäre Musik jeder Art ist es, der Kreutzenberger ein großes Hintergrundwissen verdankt. Seit er in den frühen 80er-Jahren seine Liebe zur Musik entdeckt hat, reifte er zum breit aufgestellten Experten in seinem Fach, der sich mit Hingabe in die Konzeption und Realisierung der 14-tägig erscheinenden „Rock & Pop“-Seiten der Zeitung einbringt. Sein erklärtes Ziel ist, „die Inhalte der RHEINPFALZ um informativen und nicht zuletzt unterhaltsamen Lesestoff zu ergänzen“.
Seine Haupt-Arbeitsschwerpunkte bei der RHEINPFALZ waren in all den Jahren allerdings durchweg andere: Nach einiger Zeit im Büro Chef vom Dienst und als Kulturredakteur in Speyer nimmt er zurzeit gesetzliche Pflegezeit für seinen Vater in Anspruch und arbeitet in Teilzeit für die Lokalredaktionen Speyer, Neustadt und Bad Dürkheim sowie das Ressort Politik, Wirtschaft und Zeitgeschehen. Die allermeisten „Rock & Pop“-Seiten hat er also praktisch nebenher gewuppt, weil Musik ihn so fasziniere und seine Arbeit viel positive Resonanz aus der Leserschaft verbucht habe, sagt Kreutzenberger.
Zwar bedauere er, dass es „offenbar nicht möglich ist, dieser Arbeit einen zentraleren Stellenwert innerhalb des Hauses zu verleihen“. Er sei sich aber bewusst, dass Rock- und Popmusik im Umfeld einer Regionalzeitung „nie mehr als ein Nischenthema sein wird“. Dankbar sei er dafür, sich in dieser Nische frei entfalten zu können. „Zu Beginn meines Berufslebens hatte ich nicht nur das Glück, das Potenzial der Seite zu erkennen, sondern auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um es mit meinen eigenen Interessen zu verbinden und auszubauen“, erzählt er. „Dabei hatte ich stets freie Hand und genoss Vertrauen in meine Arbeit.“
Dass er ganz nebenbei berührende, witzige, denkwürdige Momente mit manchem Musikidol erlebte, weiß Kreutzenberger nicht minder zu schätzen: „Es war für mich die größte Freude, mit Bruce Springsteen an der Hotelbar zu stehen“, erinnert er sich an einen unvergesslichen Abend. Gerne blickt er auch auf die freundschaftliche Begegnung mit Grammy-Preisträgerin Laura Pausini zurück. Noch heute schmunzelt er über eine lustige Begegnung mit Rod Stewart. Er traf ihn 2007 zum Exklusiv-Interview. Außer ihm waren nur ein Radio-Reporter und ein Fernsehteam zugelassen. Vor allem die TV-Kollegen trieb Stewart zur Verzweiflung, bemängelte das „helle Licht“, legte schließlich Kreutzenberger kumpelhaft den Arm um die Schulter und zog ihn mit den Worten vor die Kamera: „Bleib noch ein bisschen hier, mein Freund. Ich mag deinen Haarschnitt.“
Dann waren da noch Bonnie Tyler und Lisa Stansfield, die beim Interview flirteten, das Frühstück mit Annett Louisan und die Präsenz von B. B. King, „die eine Garderobe im Mannheimer Rosengarten tatsächlich zu einem königlichen Audienzsaal werden ließ“. Ganz zu schweigen vom Treffen mit den Schwärmen seiner Jugend, Nena und Kim Wilde.
Ganz vorne auf seiner Liste der unvergesslichen Momente steht ein Treffen mit Katie Melua im Jahr 2013, bei dem sie zu Tränen gerührt war. Zum Gespräch hatte Kreutzenberger den Brief einer RHEINPFALZ-Leserinmitgebracht, die darin schildert, wie der Melua-Song „Closest Thing To Crazy“ sie in der Trauer um ihren Sohn tröstete, der sich das Leben genommen hatte. Gerne blickt Kreutzenberger zudem auf eine gemeinsame Radiosendung mit seinem beruflichen VorbildWerner Reinke beim Hessischen Rundfunk zurück.
Apropos Radio: Auch als Moderator hat Peter Kreutzenberger viel Erfahrung gesammelt, wenngleich ehrenamtlich. Auch hier steht Pop im Mittelpunkt: Seit 2011 konzipiert und präsentiert er die 14-tägige musikjournalistische Sendung „Hitexpress“ beim nichtkommerziellen lokalen Rundfunksender Radio Rüsselsheim als Redakteur und Moderator. Mit der Stimme zu arbeiten, das empfinde er als „extrem erfüllend“.
Er wünscht sich, dieses Talent auch im RHEINPFALZ-Verlag mehr einbringen zu können, und verrät seinen beruflichen Traum: „Irgendwann mal ein eigenes kleines Internetradio oder ähnliches – am liebsten in einem Heimstudio mit Blick auf den Strand von Barcelona.“ Weil das zunächst jedoch aus vielerlei Gründen ein Traum bleiben müsse, sammle er weiterhin gerne witzige, berührende, denkwürdige, unvergessliche Erinnerungen beim Gestalten und Füllen der „Rock & Pop“-Seiten der RHEINPFALZ. VON GISELA HUWIG
ZUR PERSON
Peter Kreutzenberger
Die Erkenntnis, dass Musik ein Schlüssel zu Herz und Seele sein kann, beeinflusste den beruflichen Werdegang von Peter Kreutzenberger, an dessen freie Mitarbeit von 1987 bis 1995 in der Lokalredaktion Speyer sich ein Volontariat bei der RHEINPFALZ anschloss. Im Zuge dessen schrieb er erste Beiträge für die Seite „Rock & Pop“. Während seiner Zeit als Redakteur in der Lokalredaktion Kirchheimbolanden (1996/97) verfasste er erste überregionale Konzertberichte. 1997 bis 2005 war er im Büro Chef vom Dienst tätig und übernahm von Beginn an auch die redaktionelle Verantwortung für die Themenseite, die er später weiterhin begleitend zur Arbeit als Kulturredakteur in Speyer (2005 bis 2018) produzierte. Auch in der gesetzlichen Pflegezeit für seinen Vater betreute er die Seite weiter. wig