Erstaunlich viele familiäre Bindungen gibt es bei der RHEINPFALZ. Zahlreiche Ehepaare, Geschwister, Väter und Töchter, Mütter und Söhne „schaffen“ bei der Zeitung. Und manchmal wird eine Generation übersprungen, und der Enkel tritt in die Fußstapfen vom Opa. 75 Jahre des Bestehens machen es möglich. Einige Beispiele aus der Redaktion. Stefan Keller ist Leiter der Lokalredaktion in Speyer, Oliver Wehner Sportredakteur in der Zentrale in Ludwigshafen. Was die beiden verbindet? Sie sind Schwager. Und beider Ehefrauen sind noch dazu ehemalige „Rheinpfälzlerinnen“. Und sogar die nächste Generation hat schon für die Zeitung in die Tasten gehauen.Helmut Kohl war schuld. Nicht direkt natürlich, aber der Besuch des damaligen Bundeskanzlers in der RHEINPFALZ-Redaktion im Jahr 1990 war der Anlass, dass Stefan Keller und Nicole Wehner sich wieder getroffen haben. Kennengelernt hatten sich die beiden einige Jahre vorher, als Stefan Keller Jungredakteur bei der „Donnersberger Rundschau“ in Kirchheimbolanden war und Nicole Wehner als Volontärin dort eine ihrer Ausbildungsstationen hatte. Keller kehrte dann allerdings der Pfalz erst einmal den Rücken und wechselte zum Raiffeisenverband nach Bonn. 1990 kam er zur RHEINPFALZ zurück: „Ich wollte wieder in die Pfalz“, sagt der heute 61-Jährige, „und außerdem hat mir die Zeitung gefehlt.“ Die Öffentlichkeitsarbeit in einem Verband sei doch etwas ganz anderes.
Mit einem Kohl-Besuch in der Redaktion fängt alles an
Stefan Keller hatte seinen ersten Arbeitstag in der Ludwigshafener Lokalredaktion just an dem Tag des Kanzler-Besuchs und begab sich in den rappelvollen Konferenzsaal. Und traf dort neben dem Kanzler auch Nicole Wehner wieder, die inzwischen Redakteurin in der Politikredaktion war. Die alte Bekanntschaft wurde aufgefrischt – und 1993 wurde schließlich geheiratet.
Eine „RHEINPFALZ-Ehe“ –was bringt das mit sich? „Wenn ein Paar denselben Beruf und dann auch noch denselben Arbeitgeber hat, verschwimmen zwangsläufig die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit“, sagt Nicole Wehner. Der Vorteil sei, dass jeder Verständnis habe für den zeitraubenden journalistischen Einsatz des anderen. „Der Nachteil: Auch nach Redaktionsschluss und an freien Tagen sitzen Kollegen, Termine und nervige Gesprächspartner mit am Tisch“, erklären die Keller-Wehners.
Für die meisten künftigen Redakteure der RHEINPFALZ beginnt das Berufsleben mit einem Praktikum, einem Hineinschnuppern, mit dem Einsatz als freier Mitarbeiter. Nicole Wehner, die aus Viernheim kommt, war durch ihr Studium in Mannheim als Praktikantin zufällig links des Rheins gelandet – und als freie Mitarbeiterin und dann als Redakteurin geblieben.
Und sie brachte auch noch ihren jüngeren Bruder mit in die Pfalz, der als Student beim „Bergsträßer Anzeiger“ freier Mitarbeiter war. „Ohne Nicole wäre ich als Viernheimer wohl nie hierhergekommen“, sinniert Oliver Wehner. Er machte vor 30 Jahren ein Praktikum in der Ludwigshafener Lokalredaktion und arbeitete dort auch mit seinem späteren Schwager zusammen. „Das war ein tolles Team, ich wurde viel mehr gefördert und gefordert und habe viel gelernt“, sagt der 50-Jährige im Rückblick. Und nennt dabei vor allem Horst Konzok, damals stellvertretender Leiter und Sportredakteur in der Ludwigshafener Lokalredaktion und später bis zu seinem Ruhestand Anfang des Jahres 2020 Leiter der RHEINPFALZ-Hauptsportredaktion.
Wehner ergatterte eine Volontariatsstelle und blieb „Rheinpfälzler“. Seine Schwester allerdings wechselte kurz vor der Hochzeit zum „Mannheimer Morgen“ – „da war ich damals die einzige Frau in der Politikredaktion“, sagt Nicole Wehner-Keller – und später zur Unternehmenskommunikation in die BASF. Und auch Oliver Wehners Frau Sigrid Karck war einst bei der RHEINPFALZ: als Redakteurin in Kirchheimbolanden und Ludwigshafen. Sie verantwortet inzwischen seit vielen Jahren Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligungsprojekte der Ludwigshafener Stadtverwaltung. Lucas, der 22-jährige Sohn des Ehepaars Wehner-Keller wiederum, hat ebenfalls schon erste Presse-Erfahrung gesammelt, als freier Mitarbeiter der Lokalredaktion Germersheim. Im März 2020 hat er für die Speyerer Ausgabe – sozusagen als „Korrespondent“ während seines Auslandsstudienjahres – über das Alltagsleben in Paris zu Corona-Zeiten berichtet.
Und als Lucas klein war, wusste er den Journalistenhaushalt sehr wohl zu schätzen. „Während seine Altersgenossen spätestens um 19 Uhr ins Bett gesteckt wurden, durfte er oft bis 21 Uhr oder länger aufbleiben, denn für seine Eltern begann ja erst kurz vorher der Feierabend.“ Und das habe sich für das Ehepaar Keller-Wehner bis heute nicht geändert, sagen die beiden.
Eine ähnliche Konstellation gibt es heute noch bei Familie Sperk. Alexander Sperk ist Leiter der Lokalredaktion Bad Dürkheim, sein Bruder Oliver Redakteur im Sportressort. Oliver Sperks Frau Nicole wiederum kümmert sich um die Kulturberichterstattung in der Ludwigshafener Lokalredaktion. Eine „Wachablösung“ gab es kürzlich bei der Familie Hoffmann: Vater Elmar aus der Neustadter Redaktion wechselte in den Ruhestand, als Tochter Sonja als Volontärin ins Berufsleben so richtig einstieg.
Manchmal liegt aber auch eine ganze Generation zwischen zwei RHEINPFALZ-Mitarbeitern. 60 Jahre nach seinem Großvater Ulrich Schiller kam Matthias Müller zur Zeitung; ganz unterschiedliche Welten angesichts der Umwälzungen und Veränderungen in den Redaktionen. Als Ulrich Schiller 1949 bei der RHEINPFALZ in Zweibrücken anfing – wo er bis 1958 arbeitete und dann in andere Positionen wechselte –, saß die Redaktion im Schankraum einer Gastwirtschaft. Schiller, der ein Jahr später Redaktionsleiter wurde, war Reporter für sämtliche Sparten und Fotograf in Personalunion. Davon hat der 2011 im Alter von 95 Jahren verstorbene „Ur-Rheinpfälzler“ noch vor Jahren erzählt. Die Schreibmaschine und sein Motorrad waren unverzichtbar.
In Zweibrücken folgt der Enkel auf den Großvater
Schreibmaschinen sucht man in der RHEINPFALZ seit vielen Jahren vergebens. Matthias Müller, der in der Zweibrücker Rundschau den Lokalsport betreut, sitzt wie seine Kollegen vor zwei großen Monitoren und der PC-Tastatur. Und die gesamte Arbeitsweise und die Aufgaben der Redakteure haben sich natürlich komplett verändert.
Trotz der familiären Nähe: „Zur RHEINPFALZ bin ich nicht durch meinen Opa gekommen“, sagt der 52-Jährige. Der war ja schon vor der Geburt des Enkels nicht mehr im Verlag. Nein, ein Studienfreund war es – Claus-Peter Schmidt, heute Saarland-Korrespondent und Büro-Nachbar Müllers –, der ihn auf die Idee brachte, als freier Mitarbeiter in der Westpfalz anzuheuern. Und Müller ist nach verschiedenen Stationen in der Redaktion am Ende in Zweibrücken angekommen. Da hat sich ein Kreis geschlossen. VON ULRIKE MINOR