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Von klein zu groß

Wie sich das Gimmeldinger Mandelblütenfest entwickelt hat

Von klein zu groß

Schon früher gab es Wetterkapriolen, das zeigt die Geschichte des Gimmeldinger Mandelblütenfestes. 1952 musste das Fest wegen „plötzlicher Schneefälle“ vom ursprünglich geplanten Termin auf den 14. April verlegt werden. 1975 wurde bereits am 1. März gefeiert, weil die Mandelbäume schon in voller Blüte standen.  

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Das Mandelblütenfest zieht Besucher in wahren Massen an (hier 2019). Archivfoto: Mehn

Der Gimmeldinger Hermann Stolleis war der Initiator des Mandelblütenfestes. 1929 war in Gimmeldingen ein Verkehrsverein gegründet worden. Dies mit dem Ziel, den Fremdenverkehr zu beleben, um so den Weinabsatz zu verbessern. In einer Generalversammlung am 10. März 1934 machte Hermann Stolleis den Vorschlag, ein Mandelblütenfest zu feiern. Das Ganze wurde sehr schnell realisiert: Am 15. April 1934 fand in Gimmeldingen das erste Mandelblütenfest statt – bei gutem Wetter und blühenden Mandelbäumen.

Der Verkehrsverein, der inzwischen Verkehrs- und Verschönerungsverein heißt, war auch in den Folgejahren Organisator des Mandelblütenfestes und ist nach wie vor an der Organisation beteiligt. Von Anfang an dabei war die Gimmeldinger Trachtengruppe, die bereits beim ersten Mandelblütenfest in alle Gimmeldinger Lokale ging und tanzte. Das Programm des Festes änderte sich immer mal wieder. So gehörte viele Jahre ein Festzug dazu, zeitweise eine Weinprobe. 1950 wurde erstmals eine Mandelblütenkönigin, später auch eine Mandelblütenprinzessin gekrönt.

Da Gimmeldingen erst nach der Eingemeindung eine Festhalle bekam, wurde das Mandelblütenfest in Lokalen und auf dem Kirchplatz gefeiert. Dort wurde in späteren Jahren ein Festzelt aufgebaut. Doch auch dort war es in manchen Jahren recht kühl. Zwar wurde der Termin des Festes meist kurzfristig festgelegt, doch nicht immer war das Wetter so, wie erhofft. Durch die Eingemeindung bekam Gimmeldingen nicht nur eine Festhalle, die für das Mandelblütenfest genutzt werden konnte, sondern zumindest einige Jahre auch die Au age der Stadt, den Festtermin frühzeitig festzulegen.
  

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Außerhalb der Festzeit ist es in den Gimmeldinger Straßen meistens herrlich ruhig. Foto: ffg

Viel Werbung gemacht

In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Festabend zur Krönung der Mandelblütenkönigin, der mit einem Ball verbunden war, der Höhepunkt des Festes, weiß Matthias Frey, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Um die 300 Besucher seien alljährlich bei dem festlichen Abend dabei gewesen. Mit der Zeit habe das Interesse an dieser Veranstaltung abgenommen, obwohl der Verkehrs- und Verschönerungsverein sich bemüht habe, sie mit verschiedenen Angeboten zu beleben, berichtet Frey. Inzwischen werden die Mandelblütenhoheiten bei einer eigenen Veranstaltung an einem Sonntag im Frühjahr gekrönt. Der Termin wird unabhängig vom Termin des Mandelblütenfestes festgelegt. Ab den 1990er-Jahren wurde wieder kurzfristig entschieden, wann das Mandelblütenfest sein wird. Seitdem sei der Zuspruch zu dem Fest gestiegen. „Da der Termin kurzfristig festgelegt wird, ist klar, dass bei dem Fest gutes Wetter ist und die Mandelbäume voll erblüht sind“, erklärt Frey. Der steigende Zuspruch sei auch darauf zurückzuführen, dass Verkehrsverein und Ortsverwaltung sich sehr um Öffentlichkeitsarbeit und Werbung bemüht haben. „Das ging über Jahre hinweg, und langsam wurde das Gimmeldinger Mandelblütenfest immer bekannter“, so Frey.

In den Anfangsjahren war das Mandelblütenfest auf einen Tag beschränkt. Offiziell geht das Fest inzwischen über ein Wochenende, doch einige Ausschankstellen sind mehrere Wochen geöffnet. ann   

Nicht die erste Eingemeindung

Gimmeldingen wollte eigentlich eine VG

Im Jahr 1969 wurde ein Teil von Gimmeldingen eingemeindet – und das nicht zum erste Mal. Bereits 1750 wurde Lobloch auf Anordnung des Kurfürsten Carl Theodor in den Nachbarort Gimmeldingen „incorporiert“, also einverleibt. 219 Jahre später erging es den Gimmeldingern ähnlich. Dennoch sind „die Loblocher immer Loblocher geblieben, und die Gimmeldinger bleiben Gimmeldinger“, sagt der Ur-Loblocher Gerhard Ohler.

Bei der Verwaltungsreform hätte Gimmeldingen gern eine Verbandsgemeinde mit Mußbach, Königsbach und eventuell Haardt gebildet, erinnern sich Gerhard Ohler und Reinhard Bischofsberger, die beide 81 Jahre alt sind. „Die Königsbacher wollten aber lieber nach Neustadt“, berichtet Ohler. Damit war klar, dass aus der Verbandsgemeinde nichts wird. Daraufhin stimmten die Mitglieder des Gemeinderats im November 1968 bei einer Enthaltung der Eingemeindung zu. Die Gimmeldinger wären schon gern eigenständig geblieben, aber dafür habe es keine Chance gegeben, erklärt Ortschronist Alfred Sitzmann. „Wir wollten ursprünglich etwas ganz anderes“ – so der damalige Gimmeldinger Bürgermeisters Karl Glaser, der nach der Eingemeindung Ortsvorsteher wurde.

Geschickte Verhandlungen

Gimmeldingen zu bekommen, kostete Neustadt allerdings einiges. Ein Gremium aus Vertretern der SPD und der Wählergruppe Schwarztrauber, den beiden politischen Gruppierungen des Gemeinderats, hatte geschickt einen Vertrag mit der Stadt ausgehandelt. In den neun Punkten der Vereinbarung wurde etwa festgelegt, dass die Kanalisierung fortgesetzt wird. Zudem sollte zwischen dem Friedhof und dem Kirchplatz eine neue Straße gebaut und andere Straßen erneuert werden. Auch der Bau einer Festhalle – der heutigen Meerspinnhalle – wurde vertraglich festgesetzt. Ein gemeinsames Sportzentrum mit Königsbach gehörte ebenfalls zu den Eingemeindungsgeschenken. Außerdem die Erweiterung der Friedhofshalle und der Bau von Bushaltestellen. Gimmeldingen wurde als einzigem der eingemeindeten Orte zugestanden, ein Standesamt zu behalten. Dieser Sonderstatus hielt jedoch nicht lange an – schon ein Jahr später musste der Ortsbeirat dem Verzicht auf das Standesamt zustimmen. „Ich habe es gerade noch geschafft in Gimmeldingen zu heiraten“, erzählt Ohler.

Die Gimmeldinger mussten aber nicht nur ihr Standesamt entbehren. Zur Finanzierung des Baus der Festhalle hat Neustadt ein Stück Wald an Lindenberg verkauft. „Das war Loblocher Wald“, erklärt Ohler. ann