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50 Jahre kreisfreie Stadt Neustadt

Das Stadtbild stark mitgestaltet

Volker Münch wirkte 24 Jahre lang als Stadtbaudirektor – Eine seiner Ideen war die Marktplatzgestaltung

Das Stadtbild stark mitgestaltet

Nachdem die Verwaltungs reform und damit die Eingemeinung der Ortsteile vollzogen war, wurde in den folgenden Jahren an vielen Ecken und Enden gebaut beziehungsweise saniert. 1974 stieß Volker Münch zur städtischen Bauabteilung, stieg 1981 zum Stadtbaudirektor auf und bekleidete diese Position bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005. Er erinnert sich noch lebhaft an die ereignisreiche Zeit.  

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Stadtbaudirektor Volker Münch legte einst Papierbahnen auf dem Marktplatz aus, um Oberbürgermeister Brix seine Idee für die Neugestaltung zu präsentieren. Foto: Repro-ffg

Um die Infrastruktur in der Kernstadt sowie in den Ortsteilen zu verbessern und unschöne Ecken im Stadtgebiet aufzuhübschen, standen in den Jahren nach der Gebietsreform finanzielle Mittel zur Verfügung, von denen Städte wie Neustadt heute nur träumen können. „Neustadt war eine Art Vorzeigeprojekt für die Sanierung einer Mittelstadt. Somit kostete fast alles nur ein Drittel, der Rest kam von Bund und Land“, erinnert sich Volker Münch. Dadurch habe man unheimlich viel verwirklichen können. Nicht selten sei der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Brix aus Mainz zurückgekommen und habe gesagt: „Ich habe wieder Geld – was machen wir?“, erzählt Münch, der fünf Jahre nach der Gebietsreform bei der Stadtverwaltung begann und mit 37 Jahren zum Stadtbaudirektor befördert wurde. Seine Berufung an die Spitze der Abteilung sei eine typische Brix’sche Aktion gewesen, erinnert sich Münch. Nachdem der Bauamtsleiter in Ruhestand gegangen war, habe der Oberbürgermeister ihn (Münch) gefragt: „Zeigen Sie, ob Sie es können, und wenn es nicht klappt, schreibe ich die Stelle aus.“
  

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Münch 2018 auf dem seit 1978 fertiggestellten Platz. Foto: Archiv-Mehn

Viel Fachwerk freigelegt

Münch bewies, dass er es konnte, aber es ging noch weiter. Etwas später sei dann auch der Leiter des Planungsamts in Pension gegangen. Planungs- und Bauamt waren damals noch voneinander getrennt. „Würden Sie sich zutrauen, beide Posten auszufüllen?“, habe Brix gefragt – und schon seien die zwei Abteilungen zu einer zusammengefasst gewesen und er deren Chef, sagt Münch lachend. Es habe funktioniert, auch dank des sehr guten Teams: „Alle verstanden ihr Geschäft, man konnte sich auf jeden verlassen“, betont Münch.„Es war eine Zeit, in der baulich wahnsinnig viel passiert ist in Neustadt. Es gab viele Projekte und auch große Projekte“, so Münch. Dem heute 76-Jährigen kam das sehr entgegen, war er doch in der Neustadter Altstadt aufgewachsen – und zwar „mit mehr Nachteilen als Vorteilen“, wie er sagt. Es habe da doch einige düstere Ecken gegeben. Ein wichtiger Aspekt seien auch Plätze gewesen: Münch war verantwortlich für die Neugestaltung des Marktplatzes und des Platzes am Elwedritschebrunnen. Um Brix von seiner Idee der zentrischen Achsen auf dem Marktplatz zu überzeugen, die sich vom Brunnen weg zu den Außenkanten des Platzes bewegen, führte er dem OB das Ganze modellhaft vor Augen. Mit großen Papierbahnen legte Münch die künftige Struktur auf dem Platz aus, Brix begutachtete das Werk von oben, aus dem Fenster seines Büros im Rathaus – und gab grünes Licht. In lediglich fünf Monaten war der vorherige Parkplatz umgebaut und wurde im September 1978 eingeweiht.

Ebenfalls gerne erinnert sich Münch an die vielen Objektsanierungen in der Altstadt. Stichwort Fachwerkhäuser: In Mittel-, Hinter- und Zwerchgasse, die dann auch einen neuen Bodenbelag erhielten, wurden an zahlreichen Häusern Streben und Balken aus dem Mittelalter freigelegt, die einst verputzt worden waren. Gleiches galt für die Metzgergasse und die Kunigundenstraße. Das erste Haus, das in neuem alten Glanz erstrahlte, stand in der Mittelgasse: „Das war ein Vorzeigeobjekt, damit konnte ich anderen Eigentümern eine Sanierung schmackhaft machen“, so der damalige Stadtbaudirektor.
   

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In der Mittelgasse wurde einst damit begonnen, das vorher verputzte Fachwerk wieder freizulegen. Unser Foto zeigt das erste Haus dieser Art, das zum Vorzeige objekt wurde. Foto: ffg

Verteidiger des Klemmhofs

Er habe immer gesagt, dass das Stadtbild auch von Details geprägt werde, nicht nur durch große Bauten: „Die Liebe zum Detail an einzelnen Häusern beeinflusst das Wahrnehmen einer Stadt“, glaubt Münch. Das gelte natürlich nicht nur für die Kernstadt, sondern auch für die Ortsteile, in denen in seiner Zeit ebenfalls viel passiert sei. Von vielen Bürgern als eher hässlich wird bekanntlich der Klemmhofkomplex empfunden. Münch hat diesen nicht geplant, er befand sich bereits voll im Bau, als er zur Stadtverwaltung kam. Dennoch verteidigt er ihn: „Er fügt sich gut ein und bot damals alles, was Neustadt haben wollte: drei Tiefgaragenebenen, darüber die Geschäftswelt und Eigentums - sowie Sozialwohnungen – eine bunte Mischung.“ Zu seiner Zeit sei das Projekt gut und sinnvoll gewesen, werde inzwischen aber nur noch schlechtgeredet.

Der einzige Fehler beim Klemmhof sei gewesen, dass man damals auf eine sogenannte weiße Wanne verzichtet habe. Eine solche, die für einen wasserdichten Keller sorgt, wurde bekanntlich erst nachträglich und viel später eingebaut. Brix hatte Anfang der 1970er-Jahre aus Kostengründen darauf verzichtet, auch weil die Baugrube trocken war, es dort kein Grundwasser gegeben hatte. Man ging davon aus, den Wasserspiegel dauerhaft durch Abpumpen niedrig halten zu können – ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Denn bekanntlich musste der Gebäudekomplex 2009 für mehrere Wochen evakuiert werden, weil die Fundamente von Grundwasser unterspült worden waren. ffg