Die Neustadter Feuerwehr ist eine sehr schlagkräftige Truppe und steht in ihrer Effektivität einer Berufsfeuerwehr in nichts nach – obwohl sie ja „nur“ eine Freiwillige Feuerwehr ist. Vor der Gebietsreform 1969 war sie auch schon effektiv, aber deutlich kleiner.
Mit neun Standorten in der Kernstadt und den Ortsteilen ist das große Einzugsgebiet der Neustadter Feuerwehr hervorragend abgedeckt. 29 Großfahrzeuge, 15 mittelgroße Fahrzeuge, 40 Kleinfahrzeuge, ein Gefahrengutwagen und ein Gerätewagen mit spezieller Messtechnik, das alles untergebracht in neun Feuerwehrgerätehäusern: Die Wehr mit ihren rund 330 Angehörigen ist sehr gut ausgestattet. Herzstück des Ganzen ist die FEZ (Feuerwehreinsatzzentrale) bei der Hauptfeuerwache (Lindenstraße). Bei der FEZ liefen von 1964 bis Anfang 2012 der Notruf 112 und die Brandmeldeanlagen direkt ein. Seit März 2012 landen die Alarme zwar zunächst bei der integrierten Leitstelle der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, dennoch ist die FEZ in Neustadt an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt. Denn von dort werden die Einsätze nach der Erstalarmierung aus Ludwigshafen von Anfang bis Ende betreut. Für diese verantwortungsvolle Arbeit stehen moderne Nachrichten- und Informationsmittel zur Verfügung.
Mehr Leute, mehr Aufgaben
Vor der Verwaltungsreform 1969 bestand das Team der Neustadter Feuerwehr aus rund 50 Personen, wie in einem RHEINPFALZ-Bericht vom 18. Februar 1970 nachzulesen ist. Darin ist auch von der „bedeutenden Umstellung durch die Eingemeindung mit erweiterten Aufgaben“ die Rede. Die Wehren der Ortsteile waren nämlich erhalten geblieben und wurden als Löschzüge in die Gesamtorganisation der Neustadter Feuerwehr eingegliedert. Diese Struktur ist bis heute weitgehend erhalten geblieben: Es gibt die städtischen Löschzüge 1, 2, 3 und Süd sowie Lachen-Speyerdorf und Mußbach, dazu die Löschgruppen Geinsheim, Gimmeldingen, Königsbach, Duttweiler und Haardt, außerdem den Gefahrenstoffzug, die Höhensicherung, den Versorgungszug sowie den Informations- und Kommunikationszug, auch Medienteam genannt. Nicht zu vergessen: die Jugendfeuerwehr. Gegründet wurde sie 2002 und wuchs recht schnell zu einer stattlichen Truppe heran. Inzwischen hat sie mehr als 70 Mitglieder an fünf Standorten.
Unterstellt ist die Neustadter Wehr dem Oberbürgermeister, von Verwaltungsseite ist außerdem der Fachbereich Zentrale Dienste und Mario Di Noi als Leiter des städtischen Brand- und Katastrophenschutzes zuständig. Stadtfeuerwehrinspekteur ist seit 2013 Stefan Klein. Seine Vorgänger waren Ernst Linkenhöl (1954-1970), Heinrich Fröhlich (1970-1986), Gerd Winkelmann (1986-1998), Eckard Borutzki (1998-2000), Ansgar Julier (2000-2010) und Volker Schönig (2010-2013). ffg
Früherer Feuerwehrchef und der Saalbaubrand
Aus Recklinghausen nach Neustadt: Weil er bei der damaligen Bezirksregierung eine Stelle im Referat Feuer- und Katastrophenschutz bekam, siedelte Gerd Winkelmann in den 1980er-Jahren an die Weinstraße um. Und da er in seiner Heimat schon als Feuerwehrmann aktiv war, stand für ihn fest, dass er dieses Engagement in Neustadt weiterführen will. Er schloss sich der Freiwilligen Feuerwehr an und wurde 1986 als Stadtfeuerwehrinspekteur deren Leiter. Das blieb der heute 80-Jährige dann bis 1998.
Als Winkelmann nach Neustat kam, war die Integration der Ortsteilfeuerwehren natürlich längst abgeschlossen. „Alles war zusammengewachsen und bildete eine Einheit“, erinnert sich der Pensionär, der nach einigen Jahren in Brasilien seit Ende 2018 wieder in Neustadt lebt. Zwei Einsätze sind ihm besonders in Erinnerung geblieben: der Brand eines großen Reifenlagers in der Rosslaufstraße im Oktober 1989 und das verheerende Feuer im Saalbau im November 1980. Beim Saalbaubrand war Winkelmann kein Einsatzleiter, sondern „nur“ ein normaler Feuerwehrmann – und zwar in vorderster Front: „Ich war oben auf dem Dach und habe das Strahlrohr gehalten.“ Und mit einem Beil habe er Löcher ins Dach geschlagen, um den Rauch abziehen zu lassen. Etwas später sei er mit vier Kollgen im großen Saal aktiv gewesen, um das Lamellendach zu löschen – als die Holzdecke unter Getöse heruntergekracht sei. „Es gab einen riesigen Funkenregen, aber niemand wurde ernsthaft verletzt“, erinnert sich Winkelmann. Trotz gefährlicher Momente habe er nie bereut, Feuerwehrmann geworden zu sein: „Ich hätte mir kein schöneres Leben vorstellen können. ffg