Die Anfänge – zweifelsohne recht bescheiden. Umso beeindruckender ist, welch respektable Entwicklung die Firma Keller in Münsterappel durchgemacht hat. Im Laufe von fünf Jahrzehnten ist der Ein-Mann-Betrieb zum modernen Handwerksunternehmen gediehen, das sich den immer rasanteren Anforderungen stellt.
Ein-Mann-Betrieb von einst entwickelt sich zu modernem Handwerksunternehmen
Am 23. August 1971 war es, als Manfred Keller beim Bürgermeisteramt in Münsterappel vorstellig wurde, um ein Gewerbe anzumelden. Mit Wirkung zum1. September hob der gebürtige Vogtländer sein eigenes kleines Unternehmen aus der Taufe, um sich fortan gewerblich dem Metallbau und der Bauschlosserei zu widmen.
Gerade erst hatte Keller den Meisterbrief im Schlosserhandwerk erworben – Voraussetzung, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Zuvor allerdings hatte der Jung-Unternehmer reichlich Erfahrung in anderen Berufsfeldern gesammelt. Nach dem Krieg, noch vor dem Mauerbau, war Manfred Keller mit seiner Ehefrau Olga von Leipzig nach Münsterappel gekommen. In Plauen im Vogtland hatte er bei Junkers Flugzeugbau den Beruf des Flugzeugmechanikers erlernt. Das führte letztlich dazu, dass er im Zweiten Weltkrieg zur Luftwaffe beordert und als Fallschirmspringer eingesetzt wurde.
Keller geriet in US-amerikanische Gefangenschaft, kehrte schließlich heim – und musste dort feststellen, dass es in seinem erlernten Beruf keine Zukunft für ihn gab. Also sattelte er um und begann eine Lehre als Betriebsschlosser.
Nach der Flucht in den Westen verdingte sich der Neu-Nordpfälzer für einige Jahre in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Gutenbacherhof. Mit dem Bau des Armeelagers Northpoint bei Kriegsfeld fand er dann Beschäftigung als Lagerschmied und konnte damit wieder auf berufliche Kenntnisse zurückgreifen.
Eine weitere berufliche Station führte Keller nach Ludwigshafen. Dass er fortan nur noch am Wochenende Zeit für die Familie hatte, ließ ihn allerdings erneut umdisponieren: Eine neue Herausforderung fand er nahe seiner neuen Heimat. Bei der Heizungsbau-Firma Oberst in Bad Kreuznach fand Keller zudem ein neues Tätigkeitsfeld vor: Inzwischen hatten Ölbrenner in die Heizungstechnik Einzug gehalten; der Schlosser bildete sich lernbegierig fort und war nun als Kundendienstmitarbeiter und Elektriker gefordert.
Letzte Station in Anstellung war dann die Firma Keiper in Rockenhausen: Dank seiner Wissbegier, die er bei Fortbildungen stillte, hatte sich Keller inzwischen für eine leitende Position empfohlen. Nach kurzer Zeit führte er Regie in der damaligen Keiper-Versuchsabteilung. Allerdings war dies nicht alles: Im Nebenerwerb widmete sich Keller bereit dem Einbau von Heizungen und den damit verbundenen Kundendienst-Leistungen.
Mit dem Meisterbrief und dem Gewerbeschein in der Tasche, wagte Keller dann den Schritt, sich vollständig auf eigene unternehmerische Beine zu stellen. Mit seiner eigenen Firma fand er zunächst überwiegend auf dem landwirtschaftlichen Sektor reichlich Arbeit. Es galt etwa, Wasserleitungen und Tränken in Ställen zu installieren, Traktoren und Mähdrescher zu reparieren. Als dann aber die Landwirte weniger wurden, musste sich auch der Dienstleister neue Beschäftigungsfelder erschließen. Die fanden sich im Einbau von Zentralheizungen sowie den damit verbundenen Wartungen und Reparaturen.
Inzwischen hatte auch der potenzielle Nachfolger damit begonnen, das berufliche Rüstzeug zu erwerben. Manfred Kellers Sohn startete mit 14 Jahren schon die Ausbildung im Betrieb des Vaters. Drei Jahre später, 1976, hielt Dietmar Keller den Gesellenbrief in Händen.
Der Juniorchef gründete eine Familie, heiratete 1980 Helga Scheid, baute ein Haus auf dem Grundstück der Eltern. Zwei Töchter erblickten das Licht der Welt. Während Keller im Betrieb blieb, arbeitete seine Ehefrau als Arzthelferin und später bei der Post, kümmerte sich um Haushalt und Familie, übernahm zu dem auch noch die Büro- und Finanzverwaltung im damals noch kleinen Betrieb.
Dietmar Keller legte 1983 bei der Handwerkskammer in Koblenz seine Prüfung ab und gelangte damit zu Meisterehren – Voraussetzung dafür, dass er die Familienfirma einmal führen könnte. Es kam allerdings schneller dazu als erhofft: Der Gründer erkrankte im Jahr 1991 schwer, verstarb dann allzu früh. Im April 1992 übernahm sein Sohn die Unternehmensleitung.
Hatte der Inhaber in zweiter Generation zunächst noch zwei Gesellen zur Hand, so brachte Dietmar Keller den Betrieb im Laufe der Jahre zur Blüte. Er baute die Firma aus, stockte Personal auf und erweiterte das Leistungsspektrum. 1995 über nahm Keller auch die Firma Heizungsbau Adolf Rottler in Rocken hausen, die Keller an deren Stammsitz in der Wiesenstraße mit Lager und Verkauf komplett weiterführte.
Tochter Sabine, 1980 geboren, hat – sehr zur Freude des Vaters – den Beruf der Fachverkäuferin Heizung-Sanitär bei einem Großhandelsunternehmen ergriffen. Sie ist heute Ausstellungsleiterin in den Fachbereichen Endkundenbäder und Sanitär bei einem namhaften Großhändler.
Die drei Jahre jüngere Tochter Simone hatte unterdessen ein Studium zur Versorgungstechnik an der Fachhochschule in Trier absolviert, zusätzlich den Facharbeitsbrief für SHK – Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – erworben. Mit dem Abschluss „Bachelor of Engineering TGA & VT“, so der sperrige Titel, hat sich Simone Keller die Fertigkeiten dessen erarbeitet, was man zuvor als Ingenieur bezeichnet hat.
Die Fachfrau für Technische Gebäudeausstattung und Anlagemechanikerin sammelte noch drei Jahre Berufserfahrung in einem Ingenieurbüro in Kaiserslautern, ehe sie am1. Februar 2015 in die Geschäftsführung des Familienbetriebs einstieg. Das umfangreiche Arbeitspensum absolviert sie übrigens auch als Mutter von Lina und Paul.
Ein herber Schicksalsschlag traf Familie und Betrieb am 2. Januar 2020 mit dem Tod von Helga Keller. Sie war nicht nur Chef-, Finanz- und Büroverwalterin, sondern auch als „fürsorgliche Kümmerin“ hochgeschätzt, hatte zudem immer ein offenes Ohr und liebes Wort für Kunden parat.
Mit dem Tod seiner Frau hat Dietmar Keller sein ehrenamtliches Engagement zurückgeschraubt. Auch der Kommunalpolitik hat der frühere Verbandsgemeinde-Beigeordnete den Rücken gekehrt. Seiner größten Leidenschaft, dem Sportschießen, ist er jedoch treu geblieben. Bis heute ist er Vorsitzender beim Sportschützenverein in Oberhausen.
Auch beruflich bekleidet Keller bedeutende Ehrenämter: So fungiert er bei der Handwerkskammer der Pfalz, unter anderem als Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses. cha