Tiago Mendes war zunächst verwundert, als er in seiner portugiesischen Heimatstadt Guimarães auf Facebook eine Anzeige entdeckte: „tecelão“ (für alle Nicht-Portugiesisch-Sprechenden: „Weber“) wurden dazu aufgefordert, sich mit ihrem Können in der Westpfalz zu bewerben. Die supersympathische Ausbilderin Monica Oliveira stellt sich und ihren Werdegang bei KOB im kurzen Facebook-Video vor.
Wie alle Nutzer der Sozialen Medien das im Zweifel tun sollten, forschte Tiago im Netz nach, ob diese drei Buchstaben wirklich für ein bekanntes Unternehmen stehen. Er wurde auf Google Maps fündig. Dann sprach er mit seiner Frau, die ihn ermutigte: „Riskiere es.“
Nach einem ersten Vorstellungsgespräch per Video mit Monica als Dolmetscherin wagte das Ehepaar den Weg nach Wolfstein zu einem Schnuppertag. Was die Entscheidung, es hier zusammen zu versuchen, erleichterte, war die Nähe zu Luxemburg, wo ein Teil der Familie wohnt.
Monica bot dem jungen Mann ihr Heim als Bleibe für die ersten Nächte an, schnell fand er eine Wohnung in Wolfstein. Nicht nur bei der Wohnungssuche unterstützt KOB die ausländischen Arbeitnehmenden, es gibt auch Deutschkurse in zwei der drei wechselnden Arbeitsschichten.
Hart wurde es für Tiago nach dem ersten Sommerurlaub in der Heimat, als er sich von seinen Eltern verabschiedete. Er wollte am liebsten bleiben. Auch hier war es Monica, die ihm Geduld zusprach. Inzwischen ist der ehemalige Großstädter Tiago froh darüber, geblieben zu sein - eine kleine Landflucht macht er bei den all-monatlichen Wochenendbesuchen in Luxemburg.
Eine ganz andere Welt
So wie Tiago im September 2019 den Weg hierher fand, zogen portugiesische, italienische und syrische Fachkräfte für die Arbeit nach Wolfstein. Dabei funktioniert der Nachzug von Familienmitgliedern - vor allem dann, wenn die soziale Integration gelingt.
Und ähnlich wie nach dem Aufruf vor fünf Jahren kam auch Monicas Familie vor Jahrzehnten mit der ersten Einwanderungswelle in die Pfalz. Zuerst nur der Onkel, dann folgten ihre Eltern. Hier geboren, verinnerlichte sie die Sprache und Kultur genauso wie die Verbundenheit der ganzen Familie zum Arbeitgeber KOB.
Kultur macht den Unterschied
Gastfreundschaft ist für sie selbstverständlich: „Wir haben uns immer gegenseitig geholfen, zunächst einmal Fuß zu fassen“. Nach 20 Jahren als Weberin in der Produktion wechselte sie im November 2009 in den Ausbildungsbereich. Zwei Flüchtlinge machen dort gerade eine Lehre und verbessern zeitgleich ihre Deutschkenntnisse. Aktuell ist ein portugiesischer Dienstleister damit beauftragt, Interessierte aus der Textilbranche für einen Berufsneustart in Deutschland zu begeistern. Hier angekommen gibt es viel Unterstützung: bei Behördengängen, beim Erlangen des A2-Levels ihrer Deutschkenntnisse und bei der Vernetzung. don
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