„Es ist wichtig, Kindern Kompetenzen zu vermitteln“, sagt Carola Becker. An diesem Freitagmorgen tut sie das auf dem Schulhof der Theodor-Heuss-Grundschule im Landstuhler Stadtteil Atzel. Becker ist Inlinetrainerin und zeigt den Erstklässlern Tricks und Kniffe. Von ihr können alle was lernen - blutige Anfänger und ebenso Kinder, die nicht zum ersten Mal auf Rollschuhen stehen. Wer's schon ganz gut kann, wird direkt befördert: zum „Hilfstrainer“ und Mentor für die ungeübteren Klassenkameraden.
Das Auto von Caros Inline Academy, kurz CIA, ist vollgepackt mit Ausrüstung: Skater in Kindergrößen, Helme, Schoner. Die Ausleihe ist im Preis des Schnupperkurses eingeschlossen - kein Kind soll schon an der Ausrüstungshürde scheitern.
Zwei Stunden lang ist jede Klasse zugange. Fortschritte gibt's schnell: Die Kinder lernen, richtig auf die Knie zu fallen, um sich nicht zu verletzen, ruhig auf den Rollschuhen zu stehen und schließlich die ersten Meter zu rollen. „Die zwei Stunden sind ein Anstoß“, sagt die Trainerin. „Die Kinder wollen oft weitermachen, und ältere Geschwister- und sogar Eltern fangen vielleicht auch wieder an. Das zieht schon Kreise. Und die Kinder kommen nach der Schule und an den Wochenenden wieder raus, weg vom Bildschirm.“ In Landstuhl sind Lehrer und Kinder begeistert: Ganz anders als der normale Schulsport sei dieses Training.
Beckers 1996 gegründete Inline Academy hat ihren Sitz in Homburg im Saarland, gleich hinter der Landesgrenze zur Westpfalz, und bietet allgemein Inlinerkurse an - in denen es etwa auch um Verkehrssicherheit geht - sowie Aktionen wie Kindergeburtstage und Programme für Erwachsene, Firmen und Gemeinden. „Mein Hauptjob sind aber die Schnupperkurse an den Schulen“, erzählt sie. „Die Sparkasse Südwestpfalzsponsort das Programm. Ziel ist es, über ein Jahr verteilt jede Grundschule in der Südwestpfalz zu besuchen.“ Einen Vorläufer gab es im Saarpfalz-Kreis, auch gesponsert.
Im Verein Skate-Network ist Becker, Jahrgang 1971, seit langem Mitglied, im Verein ZukunftsRegion Westpfalz seit diesem Jahr. Überzeugt habe sie, dass sich viele gemeinsam fürs Gemeinwohl einsetzen. Sie hofft auch auf Unterstützung aus diesem Netzwerk. „Beispielsweise muss ich ab zwölf Kindern in der Klasse eine zweite Trainerin dabei haben. Sonst macht das keinen Sinn. Das muss aber finanziert werden.“
Den Vereinsmensch“ Caro Becker freut es, wenn das Interesse am Inlineskaten so entflammt, dass der Nachwuchs den Weg in einen Verein findet, zum Rollhockey in Saarbrücken etwa, dessen Spieler im Winter dann Eishockey in Zweibrücken spielen. „Wir kooperieren gut“, sagt sie. Sie engagiert sich auch im „Pakt für Pirmasens“. Am wichtigsten ist ihr aber, Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln. Viele hätten kein Gefühl für ihren Körper: „Ich bin oft erschrocken, wie wenig Körperspannung die Kinder haben, welche Probleme es mit der Balance gibt und mit der Koordination. Viele können gar nicht mehr rückwärtslaufen.“
„Manche Kinder wurden während der Pandemie ganz toll gefördert, aber bei anderen hat das nicht geklappt. Da gibt es eine Schere“, hat sie beobachtet. „Das hat Folgen für die Körperbeherrschung, fürs Selbstvertrauen und die soziale Kompetenz. Deshalb ist es wichtig, jetzt mit ihnen ganzheitlich zu arbeiten. Auch sportlich. Man muss das ins Rollen bringen.“ kgi
INFO UND KONTAKT
Caros Inline Academy - Agentur für Funsport, Carola Becker. Telefon 06841 15636, E-Mail info@rollenwollen.de.Im Netz: www.inlineskate.de