Bei seinem Schulabschluss war die Prognose für seine berufliche Laufbahn gar nicht gut, erinnert sich Jürgen Hornig und gibt zu: „Ich habe halt lieber Fußball gespielt und Party gemacht.“ So sei denn auch das Abschlusszeugnis erschreckend gewesen, amüsiert sich der gebürtige Fußgönheimer. „Ich hatte keinerlei Ideen was ich machen sollte und auf meine Bewerbungen folgte eine Absage nach der anderen. Das Arbeitsamt meldete eine freie Stelle bei Kramer und Orth und dahin schleppte mich mein Vater, der meine Zukunft mit dem Firmenchef Kramer aushandelte. Der wollte mein Zeugnis gar nicht sehen, das sei nur Papier, er sehe ja aus welchem Haus ich käme.“
Nach drei Tagen ging der junge Mann aber heulend zu seinem Vater und meinte, diesen Beruf wolle er nicht ausführen. „Aber mein Vater hatte kein Erbarmen, denn mit dem Zeugnis würde ich nichts anderes finden, ich solle das durchbeißen.
Die üblichen Sprüche: Lehrjahre sind keine Herrenjahre, und was man halt so kennt. Also bin ich wieder hin.“ Dieser jugendliche Tiefpunkt war diesen Sommer 50 Jahre her.
Auf einmal hätte es nämlich Klick gemacht. „Ich wollte es plötzlich allen zeigen und den Ton angeben. Herr Kramer förderte mich und ich wurde schon in meiner Lehrzeit zum Bauleiter ernannt, bekam die Verantwortung für Großprojekte, schaffte die Meisterprüfung mit Bravour.“
Als der Firmenchef verstarb wollte er die Firma eigentlich übernehmen, wurde aber mit den Erben nicht einig und beschloss seine eigene Firma zu gründen.
„Bei Kramer und Orth haben wir alles gemacht: Herde, Öfen, Heizung, Lüftung, Laborbau, Industrie, Kasernen, Altersheime und Krankenhäuser. Aber ich dachte mir man kann nicht überall gut sein und beschloss mich zu spezialisieren. Ein Zahnarzt macht ja auch nur Zähne und nicht noch die Augen und die Ohren. Ich wollte ein Arzt fürs Bad werden.“
Am 1. April 1994 gründete er also seine Firma „Bad und Design“. Mit seinem Konzept Badrenovierung im bewohnten Haus ohne dass die Bewohner im Dreck versinken und die Nerven blank liegen fand er seine ganz eigene Nische. Dazu kam die Ausstellung in den eigenen Firmenräumlichkeiten, damals ein Novum. Wie aber sollte er sich bekannt machen?
„Ich kam auf die Idee unseres Zeltspektakels, denn planen und organisieren kann ich am besten: ein Fest für alle mit Jahrmarkt für die Kinder und Musik mit bekannten Musikern, Fußballturnier, Gewerbeausstellung und Rahmenprogramm. Viermal haben wir unser Zeltspektakel gefeiert mit Hilfe meiner Freunde vom ASV Fuẞgönheim, ohne deren Hilfe ich das nicht hinbekommen hätte. Denen bin ich heute noch dankbar dafür. Danach waren wir im Gespräch, wir waren bekannt und bekamen Zulauf. Aber wie sollte ich mich in der Branche bekannt machen?“
Jürgen Hornig gab Interviews in Fachzeitschriften und gründete den Verein „Simba“, der Name stand für Sanitär-Installateur-mit-Bad-Ausstellung. Er gab Schulungen und hielt Vorträge vor Fachpublikum, nicht selten kamen 1000 Zuhörer zusammen, er reiste dafür auch in die Schweiz und avancierte zum bekanntesten Installateur seiner Zeit.„Chefs von namhaften millionenschweren Firmen wurden auf mich und mein Konzept aufmerksam. Das war eine tolle und aufregende Zeit.“ Inzwischen ist der 65-jährige etwas ruhiger geworden, übergibt seine Firma immer mehr seinem Sohn Marc und dessen Frau Katrin. „Die beiden machen das hervorragend“, meint Jürgen Hornig stolz. „Ich gebe mein Wissen gerne an die Jungen weiter, ich kann abgeben, anders als andere Firmenchefs, die nicht loslassen können. Ich unterstütze gerne so lange ich Spaß daran habe, nehme mir gerne eine Auszeit und gebe mich gerne meinen Hobbys hin: lesen, Musik, ein guter Wein und einen guten Grappa genießen.“
Sein ganzer Stolz seien seine beiden Enkelsöhne: der dreijährige Carlo und der fünfjährige Lennard. „Ich bin ein begeisterter Opa“, lacht der Jubilar und strahlt. /uln