Wasserstoff gilt als klimafreundlicher Energieträger der Zukunft. In der Westpfalz startet diese Zukunft jetzt: Industrie, kommunale Unternehmen und Wissenschaft sind dabei, eine Wasserstoffregion zu schaffen.
ZRW-Strategietreffen zeigt Potenziale für eine Wasserstoffregion Westpfalz auf
Die Großindustrie fehlt in der Westpfalz, wir haben nicht viele Millionen Euro hinter uns stehen. Aber wir haben große Erzeugungsgebiete“, sagt Felix Froese, der bei den Pfalzwerken fürs Thema Wasserstoff zuständig ist. Auch die Technologie zur Spaltung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff mittels Ökostrom stecke nicht mehr in den Kinderschuhen, findet der 37-Jährige. Was noch fehle, seien Betriebe, die in dieser Elektrolyse ein Geschäftsfeld sehen, sowie Transporteure und Abnehmer etwa in der Industrie- und Gebäudeversorgung sowie im Verkehr.
Diesen Aufbau eines schlagkräftigen Wasserstoffnetzwerks gehen Industrie, kommunale Unternehmen und Wissenschaft in der Region gerade an. Federführend bei der Potenzialanalyse ist der Verein Zukunftsregion Westpfalz (ZRW), der dabei von Fachleuten im Auftrag der Bundesregierung unterstützt wird. Denn die in diesem Fall wörtlich zu verstehende Zukunftsregion Westpfalz ist eine von 15 Regionen, die sich im Spätsommer 2021 im Bundeswettbewerb „HyStarter“ durchsetzen konnten. HY steht als Abkürzung für Hydrogen, englisch für Wasserstoff, und als Wortspiel für high, englisch hoch. Gelingt es, bis Jahresende ein tragfähiges Erzeugungs- und Nutzungskonzept für die Westpfalz zu entwickeln, winken weitere Förderphasen. Es geht um viel Geld auf europäischer wie nationaler Ebene.
Ein erstes Strategietreffen hat laut Michael Walk „sehr erfreuliche Ergebnisse“ gebracht. Als Leiter der kommunalen Kaiserslauterer Wasserstoffinitiative „Blue Corridor“ und Projektleiter Wasserstoffregion beim Verein ZRW steckt der promovierte Maschinenbauer tief in der Materie. Teilgenommen am virtuellen Runden Tisch haben Vertreter der Hochschulen, von kommunalen Energiebetrieben und der Industrie. Walk sagt: „Die Westpfalz ist sehr gut für dezentrale Wasserstoffanwendungen geeignet. Durch die dünne Besiedlung gibt es viele Freiflächen, die für Wind- und PV-Anlagen genutzt werden können, mit deren Strom Wasserstoff vor Ort regional hergestellt und genutzt werden kann.“ Für den Flächenversorger und Netzbetreiber Pfalzwerke, der auch selbst Anlagen im Sektor der Erneuerbaren Energien betreibt, sieht Felix Froese einen weiteren Vorteil: Wasserstoff kann gespeichert werden. „Netzengpässe lassen sich so vermeiden und Strom wird verbraucht, wo er produziert wird“, sagt Froese. Eine Blaupause für die Wasserstoffregion Westpfalz entstehe gerade in Bad Dürkheim. „Dort bauen wir ein dezentrales Wasserstoffcluster auf.“ Unter anderem soll ein 10-Megawatt Elektrolyseur für grünen Wasserstoff errichtet werden. Zahlreiche Unternehmen hätten bereits Abnahmemengen reserviert. kgi
NEU IM ZRW
WVE GmbH Kaiserslautern
Regenerative Energien, Baugebietserschließung, Wasser- und Abwassermanagement sind die Geschäftsfelder der 1994 als kommunales Unternehmen gegründeten WVE GmbH Kaiserslautern mit 220 Mitarbeitern. WVE gehört zu den Gründern der Blue-Corridor-Wasserstoffinitiative Kaiserslautern. Mit Blick auf„Wasserstoff und die damit einhergehenden Technologien als grundlegende Bausteine der Energiewende“ teilt WVE mit, man sehe die regionale Bündelung der Wasserstoffaktivitäten als immens wichtig an. „Wir freuen uns deshalb, nun Teil der Zukunftsregion Westpfalz e.V. zu sein und dem Thema in der Region weiteren Schub zu geben.“ kgi