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Region mit Zukunft

Europadenkmal auf dem St. Germanshof: Wo die Grenze eint statt trennt

Begegnungen auf der Grenze haben in St. Germanshof eine ganz besondere Bedeutung

Europadenkmal auf dem St. Germanshof: Wo die Grenze eint statt trennt

In St. Germanshof/Weiler fielen schon vor knapp 70 Jahren die europäischen Grenzen. Studenten rissen sie kurzerhand nieder. Jetzt entsteht ein Internetportal, mit dem Zeitzeugen die Ideen und den Elan von damals weitertragen.    

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Einträchtig nebeneinander: Die europäische, die deutsche und die französische Flagge wehen am Europadenkmal auf dem St. Germanshof, wo die Grenze für die Vereinigung steht. Im Hintergrund das ehemalige Zollhaus. ARCHIVFOTO: VAN

„Es ist an der Zeit für eine solche Präsentation“, sagt Hans-Günther Clev, Geschäftsführer des Vereins Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) und auch der Aktionsgemeinschaft Bobenthal-St. Germanshof verbunden. Der Verein hat das Projekt beim ZRW in Auftrag gegeben. Die angesprochene Präsentation ist eine klug gegliederte Webseite, auf der Zeitzeugen in Videos zu Wort kommen, historische Postkarten und Fotos Eindrücke vermitteln von dem, was war, und kleinere Häppchen ebenso wie ausführliche Downloads ein fast vergessenes, doch gleichwohl beeindruckendes Beispiel europäischen Weitblicks und jugendlichen Elans offenlegen: Denn auf dem St. Germanshof mit seiner zwölfhundertjährigen Geschichte, heute ein Ortsteil des südpfälzischen Bobenthals, stürmten am 6. August 1950 rund 300, meist junge Menschen aus neun europäischen Ländern die deutsch-französische Grenze. Männer und Frauen, Studenten, Professoren, Politiker und Journalisten rissen die Schlagbäume ein. „Offene“ Grenzen mittels einer europäischen „Kennkarte“ und ein föderales Europa gehörten zu ihren wesentlichen Forderungen.

1950: Ein Sturm fegt über die Grenze.

Auch in der Anfang der 1950er-Jahre laufenden Debatte über den Sitz künftiger europäischer Institutionen spielte der Ort eine Rolle. Eine neue Stadt namens „Weiße Burg – Bourg Blanc“ wurde vorgeschlagen: Europas neue Hauptstadt und Ort der Begegnung für junge Europäer zugleich. Diese Idee verfolgt die Aktionsgemeinschaft weiter. Sie will die ehemalige Grenzstation St. Germanshof/Weiler in eine Europäische Erinnerungs- und Begegnungsstätte weiterentwickeln, nicht als „rückwärtsgewandtes Erinnern“, sondern auch im Bewusstsein, dass „heute wieder eine Projektion in die Zukunft angebracht ist“, erläutert Clev. Deshalb sei es jenseits der Frage, ob vorOrt ein Museum und ein Infopunkt realisiert werden können, genau der richtige Zeitpunkt, die mit dem 6. August 1950 verbundene Idee einerseits zu dokumentieren und andererseits weiterzutragen.

Ein Instrument dazu ist die fast fertiggestellte Internetseite, die in deutsch, französisch und englisch vorliegen und Übersetzungstools in viel mehr Sprachen bieten wird. „Gleichzeitig werden wir Instagram, Facebook und Youtube bespielen und über aktuelle Events, etwa zum 70. Jahrestag im kommenden Jahr, informieren“, kündigt Clev an. Ein historischer Teil verdeutlicht außerdem, was es konkret bedeutet, ein Grenzort zu sein, „mit einer Zugehörigkeit hier und dort“, so Clev. kgi

INFO
DieWebseite wird demnächst unter der Adresse https://www.citizens-4-europe.eu erreichbar sein.
     

ZUR SACHE

Das Europadenkmal am St. Germanshof

Zur Erinnerung an den Studentensturm nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem St. Germanshof im Jahr 2007 gegenüber dem ehemaligen Zollhaus ein Denkmal errichtet. Die Initiative ging vom dem Zeitzeugen Herbert L. Breiner und der Aktionsgemeinschaft Bobenthal-St. Germanshof aus. Zwölf Stelen nehmen Bezug auf die zwölf Sterne der Europaflagge; ihre Höhe entspricht der mittleren Körpergröße eines Europäers. Der Standort trägt den Namen „Platz der ersten europäischen Vereinigung – Place de la marche vers l'Europe“. kgi