Noch immer ernten Musikbeflissene, Regionalhistoriker und weitere Eingeweihte aus der Westpfalz Staunen, wenn sie abseits der Pfalz das Wesen des Wandermusikantentums erläutern. Dass einst Musiker aus Jettenbach und Mackenbach in alle Welt gezogen sind, um in USA, Australien, China gar die Menschen fröhlich zu stimmen, klingt fast unglaublich. Die Erinnerung daran, die aber gilt es zu bewahren – auf neue, zeitgemäße Art.
Aber wie? Und ohnehin: Das kostet Geld, nicht eben wenig. Nun erinnern Museen durchaus schon seit vielen Jahren an diese ganz besondere Tradition im sogenannten Musikantenland. Die aber – wenngleich beliebt – sind doch ein bisschen in Dornröschenschlaf verfallen. Kaum lassen sich jüngere, ganz junge Menschen für die bloße Ausstellung alter Instrumente, vergilbter Bilder, weitschweifiger Dokumenten-Texte erwärmen.
„Alte“ Museen in neuem Gewand: Ein Transformationsprozess hin zu einer populärer konzipierten, schlichtweg peppigeren Präsentation – das steckt hinter dem, was die Landkreise Kusel und Kaiserslautern mit Blick auf das „Trafo“-Programm angestoßen haben.
„Trafo – Modelle für Kultur im Wandel“: Angestoßen worden ist dies von der Kulturstiftung des Bundes. Erklärtes Ziel ist es, die Angebote und Strukturen öffentlicher Kultureinrichtungen anzupassen, zu verändern, mithin zu transformieren.
Dabei geht’s um Geld, viel Geld sogar: Jeweils bis zu 1,25 Millionen Eurowinken den Regionen. Das bundesweite Programm öffnet insgesamt fünf regionalen Konzeptionen ein Türchen, hinter dem die finanzielle Zuwendung wartet. Die eineinviertel Millionen fließen verteilt über drei Jahre – und dienen dazu, das in einem Wettbewerb präsentierte und von den Juroren für umsetzenswert erachtete Transformationsprojekt in die Tat umzusetzen. Angesprochen sind dabei Landstriche, in denen sich der Bevölkerungsrückgang bemerkbarmacht.
18 Regionen sind im Rennen, jeweils zwei aus neun teilnehmenden Bundesländern. In Rheinland-Pfalz hat sich das Mittelrheintal ins Rennen gewagt – und daneben eben der Landkreis Kusel, der als Bewerber um einen Platz in der erlesenen Riege der geförderten Regionen auftritt.
Der Kreis, in dem das „Kuseler Musikantenland“ liegt, stemmt dies aber nicht allein. Auch der Nachbarlandkreis Kaiserslautern mischt mit. Eine Konzeptgruppe, in der auch der Verein Zukunftsregion Westpfalz als ursprünglicher Initiator der Bewerbung vertreten ist, hat sich mit Verve in die Arbeit gestürzt.
Bis Ende Julimuss die Bewerbung stehen. Dann wird sich rasch entscheiden, ob die Idee aus der Westpfalz Gefallen findet. Ob’s klappt, das werden die Regionen im Dezember erfahren. Ab Januar könnten sie dann bereits mit der Umsetzung ihrer Transformationsidee starten. Mit Hochdruck arbeitet momentan Corina Molz zusammen mit Georgia Matt-Haen an der Bewerbungsmappe. Molz, Leiterin des Kulturreferats bei der Kreisverwaltung, hat sich gemeinsam mit ihren Mitstreitern mächtig ins Zeug gelegt. „Ich bin das nicht alleine“, wiegelt sie ab, allerdings trägt sie durchaus eine große Last am Unterfangen, alle Beteiligten von dem Konzept zu überzeugen.
Überzeugt hat ja zumindest schon mal der erste Ansatz: Für die Erarbeitung des Trafo-Konzepts Marke Musikantenland hat das Team um Corina Molz 40.000 Euro erhalten. Damit ist unter anderem eine Fragebogenaktion gestartet worden, im Zuge derer Bürger Erwartungen formulieren und Ideen beisteuern konnten. Wie ist dieses Alleinstellungsmerkmal Wandermusikanten zu nutzen? Wie können das Musikantenlandmuseum auf Burg Lichtenberg und das Mackenbacher Museum noch interessanter gestaltet und zu Bürgertreffs werden? Ideen gibt’s zur Genüge, sie müssen nur noch die Jury überzeugen. cha