Es wird endlich konkreter: Frischen Wind entfachen, neue Ideen und Impulse liefern für die „Alte Welt“, dies war vor Jahresfrist das Leitmotiv einer Initiative aus Kommunalpolitik und Kirche. Was sich zwischenzeitlich getan hat, wird nun demnächst aufs Tapet gebracht: „Alte Welt im Aufbruch“ ist das Motto beim Aktionstag am 24. August in Reipoltskirchen.
Die „Alte Welt“ neu entdecken – dass sich in den kommenden Jahren doch einige auf den Weg machen, um die Schönheiten einer vermeintlich vergessenen Gegend zu entdecken, ist nur ein Aspekt – wenngleich ein wichtiger. Vor allem aber: Die „Alte Welt“ soll vor allem für ihre jüngeren Bewohner attraktiver werden. Dies sind erklärte Ziele der noch so jungen „Initiative Alte Welt“.
KUS und KL, KIB und KH – die vier Kennzeichen kennt jedes Kind. Sie stehen für die vier Landkreise, die Anrainer der „Alten Welt“ sind, Anteile haben an dem Landstrich, dem bis vor einem Jahr eigentlich kein besonderes Augenmerk gewidmet war. Klar: Akteure vor Ort hatten schon seit längerem darauf hingearbeitet, die Gegend stärker in den Fokus zu rücken. Doch erst mit Bildung der gemeinsamen Initiative – bei der sich zu den vier „K“ der beteiligten Landkreis ein fünftes – Kirche – dazu gesellt hat – ist es zu einer Initialzündung gekommen.
Interkommunale Zusammenarbeit hat auch bereits für erste Aktivitäten gesorgt. Im wahrsten Sinne des Worts auf den Weg gebracht worden ist ein „Alte-Welt-Bus“. Am vergangenen Wochenende ist die erste von vier Sommertouren gestartet. Stilecht im Oldtimer-Omnibus aus den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnten, wie schon im Frühjahr, wieder Ausflügler durch die „Alte Welt“ tuckern und Kleinode erkunden, Schönheiten entdecken, Wissenswertes erfahren. Die Ausflugsfahrten sahen und sehen noch geführte Spaziergänge, Besuche von Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse etwa im Wolfsteiner Kalkbergwerk vor. Der Bus fährt noch drei Mal – an den Sonntagen 14. und 28. Juli sowie 18. August.
Die Touren im historischen Bus, die Einheimischen wie Ausflüglern von außerhalb die reizvolle Landschaft und zudem einige touristische Attraktionen näherbringen sollen, sind ein erstes konkretes Ergebnis der Arbeit, die nun eine im Zuge der „Alte-Welt-Initiative“ gegründete AG Tourismus geleistet hat. Dabei handelt es indes nur um eine von acht Arbeitsgemeinschaften, die sich seit erst relativ kurzer Zeit jeweils einem Themenfeld widmen.
Vor ziemlich genau einem Jahr, im Juli 2018, waren die vier Landräte Otto Rubly (Kusel), Ralf Leßmeister (Kaiserslautern), Rainer Guth (Donnersbergkreis) und Bettina Dickes (Bad Kreuznach) mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit gegangen: Bei einer gemeinsamen Besprechung hatten sie eine Art Aktionsplan entwickelt. Sinn und Zweck: die „Alte Welt“ zu einer Marke zu entwickeln, um durch gemeinsame gezielte Bemühungen die Region zum einen touristisch besser zu vermarkten, damit einhergehend aber auch dem Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken.
Was daraus binnen nur eines Jahres schon geworden ist, das präsentieren die Beteiligten nun am Samstag, 24. August, in Reipoltskirchen. Dort steigt von 14 bis 18 Uhr das sogenannte Kick-Off. Mittels Vorträgen und Infoständen wird Einblick gegeben, was bereits auf den Weg gebracht worden ist. Ein Aspekt dabei ist auch die Idee, das „Handwerkerland“ „Alte Welt“ zu entwickeln, dort einen Schwerpunkt zu etablieren. Dabei hilft etwa die Wirtschaftsförderung Kaiserslautern mit. Unter den Institutionen, die den frischen Wind für die „Alte Welt“ unterstützen, wird auch dem Verein Zukunftsregion Westpfalz sicherlich noch eine wichtige Rolle zukommen. cha
Abseits von Eisenbahn und ausgebauten Straßen
Schon in Kaiserslautern, gleich gar in der Südwest- oder der Vorderpfalz lässt so mancher die „Alte Welt“ gleich nordwestlich der Westpfalzmetropole beginnen. Kusel und Altenglan, Rockenhausen und Alsenz, Meisenheim und Bad Sobernheim – alles „Alte Welt“, so die oft abschätzige Ansicht. Doch stimmt das keineswegs. Denn der Landstrich lässt sich einigermaßen verlässlich verorten. Östlich der Lauter (ab Lauterecken östlich des Glans) und westlich der Alsenz, auf den sich jeweils nahe der Flüsse erhebenden Höhenzügen am Rande des Nordpfälzer Berglandes: Dort findet sich jene Gegend, die auf besseren Landkarten auch als „Alte Welt“ ausgezeichnet ist.
Entlang von Lauter und Alsenz verlaufen die Bundesstraßen 270 respektive 48, am Glan die B 420. Mithin definieren auch Verkehrsverbindungen die äußeren Ränder. Jenseits der Flusstäler und der „Fernrouten“ lagen einst die Dörfer auf den sich dazwischen erhebenden Höhenzügen also durchaus merklich im abseits. Entfernt von breit ausgebauten Straßen – und vor allem abseits der Eisenbahngleise. Mithin erklärt sich die Entstehung des Begriffs „Alte Welt“ gemäß gängiger Deutung: Gemünzt war dies auf eine fern vom Schuss gelegene Gegend jenseits „moderner“ Verkehrswege. cha