Anzeigensonderveröffentlichung
Region mit Zukunft

Fachkräftemangel trifft die Westpfalz

Mehr Arbeiter gehen in Rente als nachkommen - Tipps zur Azubi-Suche

Diese Entwicklung hat unlängst die Westpfalz erreicht, sagt Jürgen Vogel, Geschäftsführer der IHK Pfalz. Unternehmen müssen entsprechend auf den Wandel der Zeit reagieren. 

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Vogel. FOTO: IHK
IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Vogel. FOTO: IHK

„Der Pillenknick in all seinem Zauber schlägt jetzt auf dem Arbeitsmarkt zu“, sagt Vogel im Interview. Gerade im gewerblichtechnischen Bereich haben Unternehmen in der Westpfalz massive Probleme, offene Stellen zu besetzen. Laut Vogel gehen einfach gesagt derzeit mehr Leute in den Ruhestand als das nachkommen. Die geburtenstarken Jahrgänge - die sogenannten Baby-Boomer sind mittlerweile im höheren Alter angelangt, die nachfolgenden Jahrgänge waren weitaus schwächer. Weiteres Problem: Gerade in den vergangenen Jahren herrschte in der Gesellschaft die Meinung, dass Schüler unbedingt Abitur machen und anschließend studieren sollen. Und wenn schon kein Studium, dann zumindest eine Ausbildung im Büro „Hauptsache, nicht die Hände dreckig machen“, kommentiert Vogel. Diese Haltung ebbt derzeit wieder etwas ab.

Die Ausbildungsplatzentwicklung in der Westpfalz ist laut Vogel neutral. Gleichzeitig suchen Unternehmen händeringend nach Azubis, „die sie oftmals aber nicht finden.“ Eine Entwicklung, die Vogel mit Sorge betrachtet. Der Fachkräftemangel ist in der Westpfalz längst angekommen. Ihn entgegenzustehen, das geht laut dem IHK-Chef nur mit Fachkräften aus dem Ausland. Zudem müssen Unternehmen reagieren, sich dem Wandel der Zeit anpassen. Mittlerweile sitzt der Arbeitnehmer oftmals „am längeren Hebel“. Arbeitgeber müssen Wege suchen, Personal zu akquirieren, es langfristig zu halten. Das geht laut Vogel etwa durch innerbetriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten und gute Arbeitsbedingungen. Im Handwerk ist zudem denkbar, eine Vier-Tage-Woche einzuführen, sodass Arbeitnehmer eine größere Work-Life-Balance haben. „Am Ende des Tages haben wir durch den Fachkräftemangel hier die Situation, dass Unternehmen dicht machen, Metzgereien sterben, Bäckereien sterben“, sagt Vogel. Bäckereien

Roger Bier, Koordinator für Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer der Pfalz. FOTO: HANDWERKSKAMMER
Roger Bier, Koordinator für Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer der Pfalz. FOTO: HANDWERKSKAMMER

Roger Bier von der Pfälzischen Handelskammer bestätigt ebenfalls, dass regionale Betriebe mit Fachkräftemangel dem zu kämpfen haben. Seit etwa 15 Jahren ist ein Abwärtstrend hinsichtlich neuer Ausbildungsverhältnisse spürbar. Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie sei die„Talsohle“ erreicht gewesen, seitdem bessert sich die Lage wieder etwas. Dennoch: In der Lehrstellenbörse sind derzeit pfalzweit knapp 1000 Ausbildungs- und Praktikantenplätze unbesetzt. Noch gilt: Wer sich schnell entscheidet, kann noch in diesem Jahr in ein Ausbildungsverhältnis starten.

Der Schulabschluss ist für junge Leute laut Bier weiterhin ein gewisses Aushängeschild, ebenso wichtig ist jedoch die Arbeitshaltung und die Motivation der Bewerber. Heißt: Ein schlechteres Schulzeugnis kann laut Bier durch einen starken Arbeitsund Lernwillen ausgeglichen werden. Unternehmen, die fieberhaft auf der Suche nach Azubis sind, rät Bier, öffentlich auf sich aufmerksam zu machen. Eine gute Internetseite ist dabei das A und O. Und auch kleinere Handwerksbetriebe können ihre Chancen auf Nachwuchs steigern. „Da gibt es ja noch den Vorteil, dass das Arbeitsverhältnis sehr familiär ist. Das ist jungen Menschen viel wert.“ Die sozialen Medien Facebook, Instagram und Co. - sollten Unternehmen ebenfalls zum Werben von Azubis nutzen. Es gibt dabei laut Bier aber gewisse „Verhaltensregeln“: “Wichtig ist, dass die Unternehmen authentisch rüberkommen.“ Eine Idee: Den Arbeitsalltag in Clips festhalten und diese regelmäßig veröffentlichen. Zudem sollte immer von Social-Media-Posts auf die Internetseite der Unternehmen verwiesen werden.

TALENTSUCHE HANDWERK


Die Fortbildungsreihe „Talentsuche Handwerk“ wird organisiert von der IHK und der ZRW, Ziel ist es, Unternehmen beim Finden von Azubis zu helfen. Auch fürs kommende Jahr sind mehrere Termine geplant.

Überblick

Die größten IHK-Betriebe in der Region


Haben sie sich auch schon häufiger gefragt, welche Firmen in der Region die meisten Mitarbeiter haben? Wenn ja, bringt vielleicht die Auflistung zu den größten IHK-Betriebe in der Westpfalz Licht ins Dunkel:

• Bereich Wasgau Produktions & Handels AG Pirmasens, Groß- und Einzelhandel, 3091 Mitarbeiter in Rheinland-Pfalz, 3165 in Deutschland, 3764 weltweit.
• Städtisches Krankenhaus Pirmasens, 1600 Mitarbeiter
• Adient Components Ltd in Kaiserslautern, Hauptsitz in Burscheid. Automobilzulieferer, in Rheinland-Pfalz 1325 Mitarbeiter beschäftigt
• Tadano Demag in Zweibrücken, Konzernsitz in Takamatsu (Japan), Hersteller von Baumaschinen. In der Pfalz 1272 Mitarbeiter, allerdings ein Stellenabbau von mehr als 400 Arbeitsplätzen geplant. Weltweit beschäftigt der Konzern 4651 Menschen.
• Opel Automobile in Kaierslautern, Autobauer, Konzern Stellantis in der Niederlande, in der Pfalz 1200 Mitarbeiter, weltweit etwa 270.000.
• Borg Warner Tubro Systems GmbH, Standort Automobilzulieferer, Kirchheimbolanden, Konzern Borg Warner in Detroit. In der Pfalz 1200 Mitarbeiter, allerdings Stellenabbau bis ins Jahr 2028 geplant.
• John Deere Zweibrücken/Kaiserslautern. Nutzfahrzeugbau, Mutterkonzern Deere & Company in den USA. Pfalzweit 1200 Mitarbeiter
• Profine GmbH, Pirmasens. Kunststoffverarbeitende Industrie, pfalzweit 1170 Mitarbeiter, weltweit etwa 3000.
• Wipotec Kaiserslautern, Wägesysteme und Maschinenbau. Pfalzweit 812 Mitarbeiter, weltweit 1109.
• Kubota Zweibrücken, Baumaschinen Maschinenbau. Konzernsitz in Osaka (Japan), in Zweibrücken etwa 800 Mitarbeiter, weltweit circa 50.000.
• Barbarossa Bäckerei, Hauptsitz Kaiserslautern. Branche: Lebensmittelherstellung, Backwaren, rund 800 Mitarbeiter
• Karl Otto Braun GmbH in Wolfstein, gehört zu Paul Hartmann AG aus Heidenheim, Branche: Entwickler und Produzent elastischer medizinischer Binden und Gewebe, Hersteller und Systemlieferant zur grabenlose Sanierung für erdverlegte und im Haus verlegte Abwasserrohre, pfalzweit 776 Mitabreiter.
• Sparkasse Kaiserslautern, Finanz* und Versicherungsdienstleistung, 764 Mitarbeiter.
• Tehalit GmbH/Hager Group in Heltersberg, Konzernsitz Hager Gruoup Blieskastel, Elektroindustrie, pfalzweit 745 Mitarbeiter.
• Gienanth GmbH Einsenberg, Sonstige Industrie, Metallver- und bearbeitung, 617 Mitarbeiter. phkr


Eine Ausbildung bei der US-Army

20 Ausbildungsmöglichkeiten auf der Air Base


Ein großer Arbeitgeber in der Westpfalz ist die US-Army auf der Air Base in Ramstein. Zwanzig Berufsausbildungen werden dort angeboten.

Rund 2700 nicht-amerikanische Zivilisten sowie 40 Azubis in einer Vielzahl an Ausbildungsberufen arbeiten auf der Air Base in Ramstein. Zwanzig Berufe werden vor Ort gelehrt, darunter „Klassiker“ wie Straßenbauer, Fachkraft für Wasserversorgetechnik, Kfz-Mechatroniker und kaufmännische Berufe. Spezial auf die Arbeit auf dem Militärflughafen ausgerichtete Ausbildungsberufe gibt es auch. Paradebeispiel: die Ausbildung zum Fluggerätemechaniker.

Die Ausbildung findet sowohl auf dem Gelände der Air Base statt, zudem im Raum „Wir legen Kaiserslautern. "Wir legen großen Wert auf die Vermittlung von praktischen Kenntnissen und Fähigkeiten, die unsere Auszubildenden für ihre zukünftige berufliche Laufbahn benötigen“, schreibt die Air Base auf ihrer Internetseite.

Die Ramstein Air Base ist das größte Drehkreuz der US-Luftwaffe und die wichtigste Plattform für Lufttransport und medizinische Evakuierung des US-Verteidigungsministeriums außerhalb der Vereinigten Staaten. phkr