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Region mit Zukunft

Erinnerungen an historischen Sturm auf Schlagbaum wachhalten

Im August 1950 verliehen 300 Studenten ihren Forderungen nach einem vereinten Europa Ausdruck

Erinnerungen an historischen Sturm auf Schlagbaum wachhalten

Rund 300 Studenten aus acht Ländern „stürmen“ die Grenze und reißen einen Schlagbaum ein. Kein Gewaltakt, sondern eine Handlung mit Symbolcharakter: An jenem6. August 1950 haben Europa-Befürworter ihren Forderungen Nachdruck verliehen. Erwartungen klar zu formulieren, das sei heute dringend nötig, mahnen jene, die die Erinnerung an den historischen Sturm wachhalten wollen.

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An die Ereignisse vor 70 Jahren erinnert das Europadenkmal. Eine Feier ist für September geplant. Im früheren Zollhaus könnte einmal ein Museum entstehen. FOTOS: ARCHIV RHEINPFALZ (1)/VAN(1)/CLEV (1)

Matthias Heister war damals mitten unter ihnen. Der heute 94-Jährige hat seine Erinnerungen an jene turbulenten Zeiten in einem Buch niedergeschrieben. „Vielen Menschen aber ist nicht mal das Ereignis selbst bekannt“, sagt Hans-Günther Clev, Geschäftsführer des Vereins Zukunftsregion Westpfalz (ZRW). Jene frühe europäische Bewegung – von Bürgern für Bürger initiiert – ins Bewusstsein zu rücken, das hat sich die Aktionsgemeinschaft Bobenthal-St. Germanshof auf die Fahne geschrieben.

Diesen Verein gibt es bereits seit 2003. Seit der ZRW die Bemühungen verstärkt, ist Bewegung in die Aufarbeitung der Geschichte gekommen, die ebenso regionalhistorischen wie gesamteuropäischen Charakter aufweist. Ging es zunächst darum, die Gemeinde Bobenthal – zu ihr zählt der Weiler St. Germanshof – zu stärken, so fokussiert sich der Verein seit 2016 auf das europäische Projekt.

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August 1950: Rund 300 Studenten reißen Zollschranken ein. Mitten unter ihnen damals ..

Das geradezu revolutionäre Geschehen von 1950 zu dokumentieren und gleichsam Diskussionen über das Europa von morgen zu initiieren, ist erklärtes Ziel der Bemühungen. Der ZRW hat die Öffentlichkeitsarbeit übernommen und eine Internet- Präsenz auf die Beine gestellt.

Die bietet übrigens durchaus Besonderes: Wie Clev erläutert, werden die Inhalte in gut 100 Sprachen präsentiert – je nachdem, von wo aus sich Besucher einloggen, bekommen sie auf der englischen Version die passende Übersetzung angeboten. Die Webseite skizziert die Geschichte des Grenzraums am St. Germanshof, bei der in Folge des Studenten-Sturms auch die Vision von einer neuen europäischen Hauptstadt aufgekommen war. „Bourg Blanc“ sollte eben dort, an der deutsch-französischen Grenze neu entstehen. Mithin handelt es sich um ein bedeutendes Ereignis in der Frühgeschichte des europäischen Einigungsprozesses. Dokumentiert werden könnte es im Zuge eines weiteren Projekts, dasmittelfristig die Einrichtung einer Art Museum, einer Gedenk- und Begegnungsstätte im ehemaligen Germanshof-Zollhaus vorsieht.

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Will das Qualitätsniveau von Hühnerfleisch und Bruteiern in den Produktionsbetrieben verbessern: Agrodorf GmbH. FOTO: FREI

Visionen zur Entwicklung Europas seien nach wie vor wichtig. „Politiker formulieren vor, Bürger sagen, was ihnen nicht passt. Sie sagen aber zu selten, was sie eigentlich wollen“, bringt es Clev auf den Punkt. Junge Leute dahin zu bewegen, sich um die Gestaltung der Zukunft Gedanken zu machen, sei ein zentraler Gedanke, der die Aktionsgemeinschaft antreibe. cha

INFO
www.citizens-4-europe.eu