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Entlastungsangebote annehmen

Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige von demenziell veränderten Menschen

Entlastungsangebote annehmen

Die Fachleute der Kaiserslauterer Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie wissen, wie wichtig Beratung, Entlastung und Austausch sind: Dorothee Ruster-Hebel (von links), Ann-Kathrin Hübner, Nadine Khoshdel und Sascha Biebel. FOTO: BIEBEL/FREI

Die Pflege von demenziell veränderten Menschen ist oft eine 24-Stunden-Aufgabe. Sie kann Angehörige an den Rand ihrer Belastungsgrenze und darüber hinaus bringen. Umso wichtiger ist es, Wege zu kennen, die das Miteinander erleichtern und die so dringend notwendige Pause erlauben.Zu den typischen Kennzeichen einer Demenz gehören das Nachlassen der Gedächtnisleistungen, des Denk- und Sprachvermögens, aber auch Einschränkungen bei alltäglichen Fähigkeiten oder Stimmungsschwankungen. „Da geht es nicht nur um ein nachlassendes Erinnerungsvermögen oder um das Vernachlässigen von alltäglichen Dingen. Eine Demenz geht weit darüber hinaus“, erläutert Sascha Biebel, Pflegedienstleiter der Kaiserslauterer Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige von demenziell veränderten Menschen

Angehörige müssen genau hinschauen, um zu bemerken, dass Unterstützung nötig ist. „Häufig möchten Demenzerkrankte die Fassade aufrecht erhalten und schaffen das auch sehr lange. Sie verheimlichen ihre Defizite vor anderen und ziehen sich zurück“, berichtet Nadine Khoshdel, die die Leitung der Station mit Schwerpunkt Demenzerkrankungen innehat. Nach ihren Erfahrungen antworten und reagieren Betroffene häufig ausweichend auf ein Nachfragen. Dennoch fallen ihnen ihre Fehlleistungen auf, was zu Rückzug, Traurigkeit und depressiven Zuständen führen könne, weiß Dorothee Ruster-Hebel von der Koordinierungsstelle Gemeinwesen und Kommunikation, die auch Mitglied im Netzwerk Demenz von Stadt und Landkreis Kaiserslautern ist.

Für Biebel und Ann-Kathrin Hübner vom Klinik-Sozialdienst der gerontopsychiatrischen Schwerpunktstation stehen Informationen über Entlastungsangebote für pflegende Angehörige oben auf der Prioritätenliste. Als Beispiele nennt er Tagesgruppen, Wohngemeinschaften, Tagespflege und externe Hilfestellungen wie Alltagsbegleiter. „Man muss abwägen, was am besten zum eigenen Lebensumfeld passt“, sagt er. Ebenso seien Informationen über finanzielle Unterstützung oder Rechte pflegender Angehöriger, wie zum Beispiel Urlaubsansprüche, wichtig. Anlaufstellen hierfür seien die Pflegestützpunkte, das Netzwerk Demenz sowie Fachärzte und Fachkliniken.

Hübner berichtet davon, dass pflegende Angehörige oft von Schuldgefühlen geplagt werden, wenn sie sich eine Auszeit nehmen. „Man muss aber die eigenen Grenzen erkennen und sich zugestehen, dass man sich das erlauben darf“, sagt sie. Vor allem aber, unterstreicht Biebel, solle man sich nicht mit anderen vergleichen. „Jeder Demenzkranke ist anders. Jemand mit Weglauftendenzen oder gar Wahnideen stellt andere Anforderungen als jemand, der nur etwas Unterstützung bei alltagsnahen Dingen benötigt“, hält er fest.

In den meisten Fällen seien es Eheleute, die ihren Partner auf opfernd pflegen, wissen Khoshdel und Hübner. Auch, dass diese Aufgabe Spuren in der Psyche hinterlässt. „Für sie ist es schwer zu sehen, dass ihr Partner nicht mehr derjenige ist, der er früher war.“ Für umso wichtiger halten sie es, dass Pflegende ihre eigenen Bedürfnisse nicht permanent hinten anstellen, sondern soziale Kontakte pflegen und Entlastungsangebote in Anspruch nehmen. Ein niederschwelliges Angebot sei die telefonische Beratung, weist Biebel hin.

Mit einer Demenzerkrankung gehen meist auch Kommunikationsprobleme einher. Khoshdel rät dazu, auf nonverbale Kommunikation zu setzen. „Wichtig sind Gestik und Mimik. Man sollte ruhig und langsam sprechen.“ Sinnvoll sei auch eine Initialberührung, eine Berührung an immer der gleichen Stelle zur Begrüßung und ersten Kontaktaufnahme.

Dennoch kann es zu Momenten der Überforderung kommen, insbesondere dann, wenn Demenzerkrankte aggressiv werden, verbal oder körperlich. „Dann ist es wichtig, aus der Situation herauszugehen“, rät Khoshdel. Diese Distanz sei auch für den Pflegenden wichtig. „Er kann dadurch erst einmal tief einatmen und sich sagen, dass das nicht absichtlich geschehen ist.“

Schwierig ist es darüber hinaus, wenn die unterschiedlichen Lebenswelten der Pflegenden und die der Demenzerkrankten aufeinander prallen. „Man sollte nicht versuchen, Demenzkranke in die Realität zu holen“, weist Biebel hin. „Besser ist es, sie dort zu lassen, nicht zu korrigieren oder in einen Konflikt zu gehen.“ Sollten Emotionen dennoch hochkochen, rät er dazu, „zu gucken, warum derjenige so reagiert.“ Nicht selten verberge sich ein missglückter Mitteilungsversuch dahinter, Angst, Überforderung oder auch eine Kränkung.

Da eine demenzielle Erkrankung voranschreitet und somit die Belastungen steigen, hält Ruster-Hebel den Kontakt zu anderen Pflegenden für wichtig. Sie leitet die Angehörigen gruppe. „Dort können sich Pflegende austauschen und ihre Sorgen teilen.“ Auch werde über Gefühle wie Hilflosigkeit, Wut und Zorn, über das Erkennen von Frühsignalen oder das Erreichen der eigenen Grenzen thematisiert. „Es ist wichtig zu wissen, dass man sich Hilfe holen darf“, hält sie fest. lmo
  

Info und Kontakt

Das Pfalzklinikum in Klingenmünster ist in 15 Pfälzer Gemeinden vertreten. In Kaiserslautern, Albert-Schweitzer-Straße 64, befindet sich die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Kontakt unter www.pfalzklinikum.de, Telefon 0631 53490.

Hier gibt es folgende Angebote:

— Gedächtnisambulanz zur Erfassung und genauen Diagnostik von Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter, Sprechstunden mittwochs zwischen 8 und 15 Uhr mit ärztlicher Überweisung, Telefonnummer 0631 53492237

— Angehörigengruppe, erster und dritter Dienstag des Monats zwischen 18 und 19.30 Uhr

— telefonische Angehörigenberatung mittwochs von 10 bis 12 Uhr. lmo