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Pflegekompass

Pflegestützpunkt Otterberg: Expertinnen sprachen über Thema "Demenz und Autofahren"

Gemeinsam mit dem Netzwerk Demenz Stadt und dem Landkreis Kaiserslautern wurde in Vorträgen über die Krankheit informiert

Unter dem Motto "Demenz und Autofahren", hat der Pflegestützpunkt Otterberg gemeinsam mit dem Netzwerk Demenz Stadt und Landkreis Kaiserslautern zu einer spannenden Informationsveranstaltung eingeladen.

Von links: Heike Greiner (Pflegestützpunkt Otterberg), Alexandra Grub, Solmaz Thieme, Nina Dick, Martina Leßmeister (Pflegestützpunkt Otterberg). FOTO: MIRIAM DIECKVOB
Von links: Heike Greiner (Pflegestützpunkt Otterberg), Alexandra Grub, Solmaz Thieme, Nina Dick, Martina Leßmeister (Pflegestützpunkt Otterberg). FOTO: MIRIAM DIECKVOB

Solmaz Thieme, Fachärztin für Neurologie am Pfalzklinikum Kaiserslautern gab zu Beginn eine grundlegende Einführung zum Thema Demenz. Einprägsam schilderte sie die verschiedenen Formen und Stadien der Demenz und verglich das gesunde Gehirn mit einem gut sortierten Büro: „Man kann es sich wie einen Aktenschrank mit Schubladen vorstellen. Wenn wir etwas Neues lernen, also neue Erinnerungen hereinkommen, werden diese normalerweise in das passende Fach abgelegt. Bei Bedarf kann das Gelernte dann als alte Erinnerung wieder abgerufen werden. Wenn ein Patient an Demenz erkrankt ist, befindet sich der Schrank in einem chaotischen Zustand. Es fällt dem Dementen schwer, neue Erinnerungen richtig abzulegen und zunehmend werden sie gar nicht mehr archiviert. Das heißt: Neues wird direkt wieder vergessen. Zu Beginn einer Demenz ist der erkrankte Mensch oft noch in der Lage, alte Erinnerungen hervorzuholen. Aber auch das fällt mit fortschreitender Erkrankung zunehmend schwer.“

Dabei gebe es je nach Demenzform unterschiedliche Verläufe. Eine Alzheimerdemenz beginne schleichend mit einer konstanten Verschlechterung über eine gewisse Zeit hinweg. Andere Formen zeigen oft einen sprunghaften Verlauf mit guten und schlechten Tagen. „Bei einer beginnenden Alzheimerdemenz ist Autofahren oft noch möglich. Als Ärztin bin ich jedoch verpflichtet, mit dem Erkrankten oder den Angehörigen über die Fahrtauglichkeit zu sprechen“, sagte die Neurologin. Trotz Schweigepflicht sei es erlaubt, eine Fahruntauglichkeit an die Führerscheinstelle zu melden, wenn Patient oder Betreuungspersonen uneinsichtig seien und das Führen des Fahrzeugs durch den Dementen zur Gefahr werde. „Das habe ich im Laufe meiner Tätigkeit allerdings nur in einem von vielen Tausend Fällen erlebt“, erinnerte sich Thieme. Die meisten Betroffenen verhalten sich ihrer Erfahrung nach verantwortungsvoll. Da es sich bei der Demenz eine Erkrankung mit deutlich steigender Tendenz handle, sei es wichtig und sinnvoll, sich mit dem Spannungsfeld „Demenz und Fahrerlaubnis“ zu beschäftigen.

Polizeihauptkommissarin Alexandra Grub vom Polizeipräsidium Westpfalz berichtete über altersbedingte Einschränkungen beim Autofahren und die Eingriffsmöglichkeiten der Polizei. Sie verdeutlichte die Komplexität des Autofahrens und die Auswirkungen körperlicher Verschleißerscheinungen auf die Fahrtauglichkeit. Sie verwies auf eine Verursacherstatistik aus dem Jahr 2021, nach der die Verursacherquote bei Menschen über 65 Lebensjahren bei 68 Prozent, bei über 75- Jährigen sogar bei 76 Prozent lag. Während bei jüngeren Autofahrern oft Geschwindigkeit, Abstand, Ablenkung oder Trunkenheit unfallursächlichwaren, führen bei über 65-Jährigen die Missachtung der Vorfahrt, Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- oder Anfahren zu Unfällen am Steuer.

Straßenverkehr wird komplexer

„Die Statistik zeigt: Senioren sind zunehmend an Unfällen beteiligt“, sagte Grub. Das liege an der demografischen Entwicklung und daran, dass immer mehr Menschen über 65 Lebensjahren im Besitz eines Führerscheins seien. Die Fahrpraxis nehme meist in höherem Alter ab. Zudem werde der Straßenverkehr immer komplexer, sodass es schneller zu einer Reizüberflutung und Überforderung komme. Wichtig sei es, selbstkritisch die eigene Fahrtauglichkeit zu hinterfragen und im Zweifel zur Überprüfung auch Fachleute hinzuzuziehen. Ein typisches Problemfeld älterer Verkehrsteilnehmer sei die Sehkraft. Lässt sie nach, werden Hinweise und Hindernisse leichter übersehen. Die längere Anpassungszeit des Auges führe zu Problemen bei Lichtverhältnissen und dem Nah- und Fernsehen. Um auch in der zweiten Lebenshälfte sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können, empfiehlt Grub, regelmäßige ärztliche Kontrolle der Augen vornehmen zu lassen und geeignete Sehhilfen zu verwenden. Aber nicht nur die Sehfähigkeit sei wichtig. „Unser Gehör lenkt den Blick. Deshalb ist vor allem das Richtungshören wichtig“, weiß die Hauptkommissarin. Sie rät zu regelmäßigen Hörtests und bei Bedarf die Nutzung gut angepasster Hörsysteme (siehe Bericht unten). Medikamente seien oft eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man sicher am Straßenverkehr teilnehmen könne. Dennoch solle man stets darauf achten, ob die eingenommenen Arzneimittel die Verkehrstüchtigkeit einschränken können. Hilfreich sei es, Fahrsicherheitstrainings oderRückmeldefahrten mit professionellen in Anspruch nehmen. Diese Fahrten seien streng vertraulich und dienen nur dem Erkenntnisgewinn des Fahrers. Keinesfalls können sie zum Verlust des Führerscheins führen. Die Mitteilung über die Fahruntüchtigkeit aufgrund einer demenziellen Erkrankung erfolge häufig auch durch Angehörige oder Betreuer, erklärte Nina Dick von der Führerscheinstelle der Kaiserslaufür Senioren Fahrlehrern Kreisverwaltung tern. Dabei sei es wichtig, dass ärztliche Bescheinigungen oder andere Dokumente vorgelegt werden, die die Diagnose belegen.„

Zum Thema Demenz und Autofahren“ kommt bald eine Broschüre des Netzwerks Demenz Kaiserslautern Stadt und Landkreis heraus Weitere Informationen und Kontakt: Netzwerk Demenz Kaiserslautern Stadt und Landkreis, E-Mail: Kontakt@Demenz-Kl.de, Telefon: 06 31/80093 116. mide