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Geißbockfestspiele in Lambrecht: Gel(i)ebtes Brauchtum

Das größte historische Freiluft-Festspiel in Südwestdeutschland: Drechbuch geht auf das Jahr 1931/32 zurück, Grundlage des Theaterstücks ist die Geschichte der Lambrechter Geißbocktradition

Geißbockfestspiele in Lambrecht: Gel(i)ebtes Brauchtum

Das fünfte Bild erinnert mit seinen drei Symbolgestalten Krieg, Hunger und Pest an den Dreißigjährigen Krieg FOTO: MARKUS PACHER

Es findet nur alle fünf Jahre statt und gilt als größtes historisches Freiluft-Festspiel in Südwestdeutschland: Über 120 Laiendarsteller vom Verkehrsverein Lambrecht fiebern ihrem großen Auftritt bei den Lambrechter Geißbockfestspielen 2023 entgegen, die am Pfingstsonntag, 28. Mai, und am Pfingstmontag, 28. Mai, auf dem Tuchmacherplatz über die Bühne gehen werden.

Das „Drehbuch“ zum Lambrechter Geißbock-Festspiel geht auf das Jahr 1931/32 zurück und stammt aus der Feder von Ernst Schäfer. Erstmals wurde das Stück 1934 aufgeführt. Grundlage des Theaterstücks ist die Geschichte der Lambrechter Geißbocktradition. Demnach steht gemäß einer Urkunde von Kaiser Ruprecht aus dem Jahre 1404 St. Lambrecht das Weiderecht im Deidesheimer Wald zu. Als Gegenleistung müssen die Lambrechter Jahr für Jahr an Pfingsten einen gut gehörnten und gut beschaffenen Geißbock nach Deidesheim liefern. Diese Aufgabe fällt bis zum heutigen Tag dem jüngst getrauten Ehepaar der alten Tuchmacherstadt zu. „Dienstags nach der Pfingsten vor Sonnenaufgang“ soll der Tributbock an der Ortsgrenze von Deidesheim abgeliefert werden. Dieser wird dann auf der Rathaustreppe von Deidesheim öffentlich versteigert.

Mittelalterliche Fanfarenklänge leiten die Festspiele ein FOTO: MARKUS PACHER
Mittelalterliche Fanfarenklänge leiten die Festspiele ein FOTO: MARKUS PACHER

Das Geißbock-Festspiel spiegelt nicht nur echtes Pfälzer Brauchtum, sondern thematisiert darüber hinaus die tausendjährige Geschichte Lambrechts, die in acht Bildern dargestellt wird. Es beginnt mit der Gründung des Klosters durch Graf Otto von Worms und seiner Gemahlin Judith zu Ehren des Heiligen Lambertus. Nach einer Szene aus der Klosterschule, als die Klosterschülerin Adelheid hoch zu Ross mit dem wilden Ritter Heinrich von der nahen Spangenburg flieht, tragen die Bürgermeister von Deidesheim und Lambrecht ihren Streit um die Weiderechte aus, bis Kaiser Ruprecht die „Pfälzer Feuerköpfe“ beruhigt. Das fünfte Bild erinnert an den Dreißigjährigen Krieg mit Krieg, Hunger und Pest.

Eine weitere Szene mit Landsknechten und einem Wirt zeigt, welche Qual die Menschen erdulden mussten. Das Bild klingt mit einer Friedensszene aus und leitet über zu Napoleon, der in seinem Feldlager in Burgos (Spanien) über die Beschwerde von Deidesheim entscheidet, wodurch Lambrecht die Tributböcke alljährlich weiter liefern muss. Das siebte Bild im köstlichen Pfälzer Dialekt zeigt auf, wie es dazu kommt, dass nicht der jüngste Bürger allein den Geißbock nach Deidesheim führt, sondern seine jungangetraute Gattin ihren Mann samt Bock nach Deidesheim begleitet.

Im Schlussbild erleben die Zuschauer, wie das junge Ehepaar mit dem Geißbock in Deidesheim ankommt. Der Rat der Weinstadt verweigert die Annahme des Geißbocks, weil er erstens nach Sonnenaufgang angekommen ist und zweitens nicht den Vorschriften entspricht. Das Geißbockfestspiel endet am Pfingstmontag mit der Übergabe des Tributbockes an das jüngst vermählte Lambrechter Brautpaar, welches vom Stadtbürgermeister mit einem Geleitbrief für Deidesheim ausgestattet wird. An der Zeremonie nimmt eine offizielle Abordnung aus Deidesheim teil, angeführt vom Stadtbürgermeister und weiteren Amtsträgern, dem Waldhüter, dem Auktionator, der Weinprinzessin und Mitglieder des Pfingstgerichts, die den Bock begutachten und prüfen, ob er die vertraglichen Bedingungen „gut gehört und gut gebeutelt“ erfüllt. In den frühen Morgenstunden des Pfingstdienstags wird dann der Tributbock vom Brautpaar nach Deidesheim überführt, wo es am südlichen Ortseingang vom Stadtbürgermeister und einer großen Anzahl Schaulustiger in Empfang genommen wird. Gemeinsam ziehen dann alle zum Platz vor dem historischen Rathaus, auf dem sich das „Hohe Stadtgericht“ eingefunden hat. Nach der anschließenden Überprüfung seiner Tauglichkeit durch das Stadtgericht wird der Bock an die Stadt Deidesheim offiziell übergeben.

Die traditionelle Versteigerung des Ziegenbocks findet am Dienstag nach Pfingsten, 30. Mai, auf der Rathaustreppe von Deidesheim öffentlich statt. Um 18 Uhr wird der Zuschlag an den Meistbietenden erteilt. mp