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Urlaubszeitung Pfalz

„Der Raum soll ein Gefühl vermitteln“

„Der Raum soll ein Gefühl vermitteln“

Fotos: YVS Design

Yasmin von Schaabner, die Inhaberin von YVS Interior Design mit Showroom in Mannheim, hat sich seit 1986 mit ihrem Team im Objektbereich auf die Einrichtung von Vinotheken, Restaurants, Cafébars und weiteren Themen spezialisiert. Die gebürtige Heidelbergerin hat Architektur und Innenarchitektur studiert sowie eine Restauratorenausbildung in Florenz absolviert. Zu ihren Referenzen gehören unter anderem das Leopold Restaurant im Weingut von Winning in Deidesheim, das Weingut am Nil in Kallstadt, das Weingut Holz-Weisbrodt in Weisenheim am Berg sowie die Vinothek im Weingut Lucashof in Forst. Im Interview spricht die Expertin über Designkonzepte, aktuelle Trends und neue Herausforderungen.

Frau von Schaabner, was macht für Sie persönlich eine gelungene Vinothek aus?

Wenn eine Vinothek gut angenommen wird, stimmt offenbar das Konzept. Dazu gehört an erster Stelle die Funktionalität, die Betreiber müssen darin gut arbeiten können, die Weinbotschaften müssen den Kunden erreichen und dieser soll sich wie ein Gast wohlfühlen. Ich persönlich bin sehr designaffin und reagiere besonders auf schöne Gebäude, chic hergerichtete alte Gemäuer und gut eingesetztes Licht zieht mich magisch an. Das Gesamtbild muss stimmig sein – je wohler sich der Besucher fühlt, umso eher wird das Ziel des Weinverkaufs erreicht, denn dies soll ja beiden Seiten Spaß machen. Wein verkosten und dann letztendlich einkaufen ist ein Erlebnis.

Wie lassen sich unterschiedliche Stimmungen schaffen?

Wein ist ein emotionales Genussmittel mit tollen Farben und Düften, die Weinproben sollen ein Erlebnis sein. Deshalb arbeite ich gerne mit warmen Farben und Materialien, die dieses Gefühl unterstreichen. Das wichtigste Gestaltungsmittel ist Licht – man kann einen eigentlich schönen Raum mit falscher Lichtplanung ruinieren – wiederum aber auch den einfachsten Raum mit gutem Licht klasse inszenieren. Die Vinotheken in der Region sind ganz unterschiedlich. Manche haben eher einen Hofcharakter, bei anderen wähnt man sich in Südafrika, wenn man die Einfahrt hochfährt. So hängt es ganz von der vorhandenen Bausubstanz oder den Möglichkeiten durch einen Neubau ab, welche Stimmungen erzeugt werden können. Ich versuche immer das Beste aus dem Objekt für meine Auftraggeber herauszuholen und das im Rahmen der Vorgaben. Welcher Aufwand betrieben wird, hängt auch mit der Größe des Betriebes zusammen.

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Wann haben Sie Ihr Ziel erreicht?

Wenn der Gast den Raum neugierig und gerne betritt und das Angebot wahrnimmt. Wenn er sich einfach wohlfühlt und gar nicht merkt, was in einem Raum, wie beispielsweise einer alten Stallung, alles an Maßnahmen geschehen ist, um ihn technisch auf modernen Standard zu bringen. Angefangen von der Klimatisierung, Lüftung über Brandschutz und Akustik bis hin zu den eingesetzten Materialien. Das Anspruchsvolle daran ist die sichtbare behutsame Sanierung und gleichzeitig raffinierte Technik, die sich dahinter verbirgt. Der Raum soll authentisch wirken und ein behagliches Gefühl vermitteln.

Welche Rolle spielt das Designkonzept, wenn eine bestimmte Zielgruppe angesprochen werden soll?

Mit dem Gesamtkonzept wird automatisch eine bestimmte Zielgruppe angesprochen. Wichtig dabei sind die Größe des Weingutes, welcher Markt bedient werden soll und wo man sich preislich positionieren möchte und das Raumangebot. Sollen auch Events wie Hochzeiten, Jubiläen, Familienfeiern oder Firmenevents Platz finden oder ist eine reine Verkostungsvinothek geplant, die individuelle Genießer anspricht? All diese Faktoren spiegeln sich auch im Design wider, das nach den Bedürfnissen des Kunden ausgerichtet wird.

Zu Ihren aktuellsten Projekten zählen der neue Barrique-Keller im Weingut Holz-Weisbrodt sowie die neue Vinothek im Familienweingut und Landhotel Lucashof in Forst. Wie gehen Sie an solche Aufträge heran?

Am Anfang stehen zunächst die Analyse des Ist-Zustands und ein Gespräch zur Bedarfsermittlung mit den Bauherren – wie sieht deren Vision aus und was möchten sie erreichen. Mein Job ist es, sie auf dem Weg dahin zu unterstützen und ihnen mithilfe meiner langjährigen Erfahrung und Marktkenntnis zu helfen, diese Visionen zu realisieren. Zuerst machen wir einen Entwurf mit mehreren Varianten, dazu eine Bemusterung aller geplanten Materialien im Original, bei größeren Projekten bauen wir auch Modelle. Das Ganze wird in einer Präsentation vorgestellt und gemeinsam besprochen. An der Stelle treten wir oft auch als Mediator auf, da die Beteiligten verschiedene Geschmäcker und Wünsche haben, die wir versuchen in Einklang zu bringen. Meistens wird es eine Mischung davon, die zur Wahl steht. Danach beginnt die Detail- und Ausführungsplanung. Wir erarbeiten Vorschläge beispielsweise für die Farbgebung, das Licht und die Möblierung – wieder mit Bemusterung. Ist die Planung finalisiert und entschieden, kann es mit der tatsächlichen Umsetzung losgehen. Ein großes Projekt kann insgesamt bis zu anderthalb Jahre in Anspruch nehmen, ein kleinerer Umbau ist innerhalb von drei Monaten realisierbar - je nachdem, wie die Voraussetzungen sind und welche Herausforderungen anstehen.

Sie haben Ihr Unternehmen 1986 gegründet. Wie haben sich in den vergangenen 35 Jahren die Ansprüche an Design und Gestaltung verändert?

Da hat sich einiges getan. Die Menschen reisen viel mehr und sammeln so zahlreiche Eindrücke, was alles möglich ist. Winzer haben so auch zunehmend entdeckt, was sie mit ihren teils recht großen Anwesen noch machen können. Früher waren der Anbau des Weins und der reine Verkauf ab Hof im Mittelpunkt. Jetzt öffnen sich die Weingüter viel mehr, nutzen ihre Immobilien multifunktional und schaffen Erlebnisräume. Der Besucher, Kunde oder Gast ist anspruchsvoller geworden, und die junge Winzergeneration setzt viele Innovationen um und ist mit der digitalen Welt, auch was das Marketing betrifft, vertraut - da braucht man in erster Linie ansprechende Fotos sowohl vom Wein als auch vom Weingut mit all seinen Räumen.

Wo finden Sie Inspiration und welche Trend ist gerade besonders spannend?

Inspiration hole ich mir auf Reisen, was in letzter Zeit allerdings sehr eingeschränkt war. Aber egal wo ich bin, ich gehe immer mit offenen Augen durch die Welt, sehe mir alles an und bin neugierig. Ich lese sehr viel, auch das Internet bietet eine unglaubliche Informationsvielfalt - so entstehen dann frische Gestaltungsideen. Der Trend geht derzeit ganz klar zu hochwertigen und nachhaltigen Materialien. Dabei spielt auch die junge Generation der Winzer eine Rolle, die die Betriebe etwa von ihren Eltern übernehmen und eine eigene Handschrift einbringen mit eigenen Schwerpunkten und Vorstellungen.

Wenn Sie völlig freie Hand hätten - welchen Design-Traum würden Sie sich erfüllen?

Bei mehreren Projekten hatte ich wunderbare Bauherren, die mir total vertraten, und ich durfte mich ganz mit unseren Ideen verwirklichen, die alle 1:1 umgesetzt wurden. Das sind übrigens auch die erfolgreichsten Konzepte, die alle eines gemeinsam haben - die Betriebe laufen allesamt unglaublich gut. Mir würde es jederzeit wieder Spaß machen, einem richtig alten Gemäuer in der Region zu neuem Leben zu verhelfen und so ein Paradies für Winzer und Weinliebhaber zu schafften, die durch die gemeinsame Leidenschaft für den Genuss miteinander verbunden sind.

Die Pandemie hat schlagartig das Leben verändert. Wie haben Ihre Kunden auf die Herausforderungen reagiert?

Alle Betrieb, die ich kenne, habe die Zeit der Lockdowns genutzt, um sich auf Vordermann zu bringen. Auch wir haben die veränderten Arbeitsbedingungen natürlich gespürt. Dies hat zu tollen menschlichen Begegnungen beigetragen, da unsere Kunden sich oft mehr Zeit genommen haben und sie weniger durch Termine oder Veranstaltungen gehetzt waren. Und den Trauben ist Corona egal, die Winzer müssen trotzdem ernten und ihre Produkte weiterverarbeiten und verkaufen. Da geht es relativ normal weiter. Bei jeder Krise gibt es also die Chance, gestärkt daraus hervorzugehen. Dies ist auch bei der jetzigen Lage nicht anders.