BG, BASF und Helmut Kohl: Diese drei Namen helfen Ludwigshafenern auf Reisen zu erklären, wo sie herkommen. Die BG Klinik Ludwigshafen (BG), die im Oktober 2018 ihr 50-jähriges Bestehen feierte, verfügt über eines der modernsten Zentren für die chirurgische Behandlung schwerer und schwerster Verbrennungen in Europa. Spätestens nach dem Flugschau-Unglück 1989 in Ramstein, dessen Opfer hier behandelt wurden, ist sie einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland bekannt.
Die Lehren, die man aus den Fehlern zog, die auf dem Flugfeld nach der Katastrophe bei der Erstversorgung gemacht wurden, revolutionierten die Notfallmedizin. Die Klinik wurde 2005 von der Landesregierung zum ersten notfallmedizinischen Zentrum in Rheinland-Pfalz ernannt.
Mut und Zuversicht statt Verzweiflung
Wer durch die Gänge der Ludwigshafener Klinik läuft, trifft oft Menschen mit großflächigen Verbrennungen oder fehlenden Körperteilen, im Rollstuhl oder an Gehstützen. Doch Verzweiflung bestimmt keineswegs die Atmosphäre. Viele vom Schicksal getroffene Patienten zeigen Mut und Zuversicht. „Wenn ich hier rauskomme, werde ich als erstes einen Apfelbaum pflanzen“, meint ein Patient, der durch einen Arbeitsunfall beide Beine und einen Arm verlor. Vor dem schwer verletzten Gärtner liegt noch ein weiter Weg. Doch in der BG Klinik fühlt er sich gut aufgehoben.
Bei der Behandlung unfallverletzter Patienten hat sich die Klinik den Ruf eines international anerkannten Traumazentrums erworben. Vom Transport über die Akutversorgung, Operationen und im Anschluss die Wiedereingliederung ins Berufsleben, alle Etappen der Gesundung sind in der BG möglich. „Unser Markenzeichen ist die integrative Versorgung“, erklärt Prof. Paul Alfred Grützner, Ärztlicher Direktor der Klinik. „Notärzte, Unfallchirurgen und Reha- Mediziner besprechen jeden Tag gemeinsam die neu aufgenommenen Patienten. Der Reha-Mediziner kann dann schon abschätzen, welche Patienten mit welchen Problemen auf ihn zukommen. Unser Ziel ist das bestmögliche Rehabilitationsergebnis für den Patienten“, schildert Prof. Grützner den Arbeitsalltag. Im März 2014 wurde das Reha Zentrum der Klinik auf dem Gesundheitscampus eröffnet. Es verfügt über mittlerweile 200 Betten und 80 ambulante Therapieplätze.
Integrative Versorgung als Markenzeichen
Aufgaben und Kapazitäten der BG Klinik Ludwigshafen haben sich seit ihrer Gründung ständig erweitert. Die Standortwahl innerhalb der Rhein-Neckar-Region fiel in den 1960er-Jahren im Zusammenhang mit der BASF für die Stadt. Ziel der Gründer war es damals, eine Unfallklinik zu bauen und dieser eine „Sonderabteilung für die Behandlung von Schwerverletzten mit Brandwunden, Verätzungen und Strahlenschäden“ anzugliedern. 254 Betten gab es 1969 hier, heute verfügt die Klinik über 550 und damit mehr als doppelt so viele Betten wie in den Anfangsjahren. Pro Jahr werden aktuell über 13.000 Patienten stationär und rund 30.000 ambulant behandelt, 1969 waren es 1640 stationär und 4000 ambulant. Auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich in den letzten fünfzig Jahren deutlich erhöht. Während bei Eröffnung der Klinik rund 300 Menschen hier arbeiteten, hat sich ihre Zahl bis heute auf etwa 1400 fast verfünffacht. Aus der Keimzelle der beiden damaligen Schwerpunkte ist im Laufe der Jahre eine umfassende traumatologische Maximalversorgung entstanden. Heute setzt die Klinik nicht nur Schwerpunkte in der Unfallchirurgie und Orthopädie sowie in der Hand-, Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie, zu der auch das Schwerbrandverletztenzentrum gehört. Über die Jahre kamen spezialisierte Disziplinen wie das Zentrum für Rückenmarksverletzte, das Wirbelsäulenzentrum, die Neurochirurgie und die septische Chirurgie hinzu, die zum Teil Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet behandeln.
Organisatorisch ist die Klinik – wie alle 13 BG Kliniken – seit 2016 Teil des Konzerns „BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung“, einem der größten Klinikverbünde in Deutschland.
Weiterentwicklung medizinischer Therapien
Doch nicht nur bei der Versorgung der Patienten, sondern auch in Lehre, Forschung und Weiterbildung hat die Klinik wichtige Aufgaben übernommen. Mit zwei Lehrstühlen in den Fachbereichen Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie ist die Klinik an die Universität Heidelberg angebunden. In vielfältigen fachübergreifenden Forschungsgruppen betreibt die Klinik Grundlagen- und Anwendungsforschung – eine unverzichtbare Basis für die Weiterentwicklung medizinischer Therapien.
Seit April 2017 verfügt die BG Klinik Ludwigshafen über ein Mikrochirurgisches Trainingszentrum, in dem Mediziner unter fachlicher Supervision mikrochirurgische Operationstechniken erlernen können. Rund hundert Stunden üben angehende Fachärzte im Trainingszentrum, ehe sie im fünften oder sechsten Jahr ihrer Facharztausbildung dann am Patienten operieren dürfen. Die von der BASF unterstützte Einrichtung ist in Deutschland im Bereich Weiterbildung einzigartig. Arbeits-, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten bietet die Klinik aber nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, sondern auch für Physiotherapeuten oder Pflege-Fachkräfte. Sie bildet unter anderem auch Operationstechnische Assistenten aus und betreut Studierende des Studiengangs Gesundheitsmanagement der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Im Rettungshubschrauber Christoph 5, der neben der Klinik seinen 2018 neu eingeweihten Hangar hat, würden viele Fachkräfte und Patienten gern mal mitfliegen, allerdings lieber nicht auf der Trage für die Verletzten. Das Starten und Landen der gelben Hubschrauber sorgt bei den Patienten, die schon vor die Tür können, für Gesprächsstoff.
Seit November 1973 ist die BG Klinik Ludwigshafen Stützpunkt des Rettungshubschraubers Christoph 5. Im Jahr 2018 hob dieser zu insgesamt 1958 Einsätzen ab. Beim Anblick des gelben Hubschraubers am Himmel wissen die Menschen in Ludwigshafen, in der Metropolregion Rhein-Neckar und weit darüber hinaus, dass sie im Notfall in der BG Klinik Ludwigshafen mit schneller und professioneller Hilfe rechnen können.