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LEO Saison Sommer

Wer nicht sucht, der findet

Naturerfahrung: Waldyoga im Pfälzerwald bei Trippstadt

Wer nicht sucht, der findet

Verwurzelt: Beim Waldyoga findet LEO-Redakteurin Carolin Keller nicht nur Balance.

Der schon verloren geglaubte Ring in der Jackentasche, das perfekte Sommerkleid in der Boutique, wenn man eigentlich nach einem Geschenk Ausschau hält, oder natürlich die große Liebe: Unser Alltagsleben ist voller verblüffender Entdeckungen, die wir ursprünglich gar nicht im Sinn hatten. Wer nicht sucht, der findet, lautet ein bekanntes Sprichwort, und da ist viel dran.  So ähnlich ist das auch an diesem Tag mitten im Pfälzerwald bei Trippstadt, an dem ich mich mit Gabriele Weissinger zum Waldyoga treffe. Ich habe keine Vorstellung, was mich genau erwartet. Im Gegensatz zu einer Wanderung habe ich auch kein festes Ziel. Und das tut unheimlich gut. Wir machen es wie Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) bei seinen vielen Streifzügen durch die Natur, die ihn auch zu diesen Worten inspirierten:

„Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn.“ „Ich gehe bei meinen Yoga-Wanderungen bewusst von den bekannten Wegen ab“, sagt Gabriele Weissinger, die ihre Seminare für Geist und Seele seit 2019 für kleine Gruppen ab vier Personen in der Natur des Pfälzerwaldes anbietet. Durch Gräser und vertrocknete Blätter nehmen wir eine Abzweigung und landen auf einer kleinen Lichtung. Ringsherumstehenmeterhohe Bäume. Ich habe die freie Auswahl und lehne mich im Sitzen gegen den Stamm. Wir schließen für ein paar Minuten die Augen, lauschen dem Rauschen des Windes, dem Vogelgezwitscher, erfühlen das Moos an den Wurzeln, riechen das Harz an der Rinde.

Mein Puls verlangsamt sich, ich werde ruhiger, der Atem kommt und geht ganz natürlich. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Bäume wie wir Menschen miteinander kommunizieren – über Ausdünstungen, sogenannte Terpene. Dadurch setzen Pflanzen flüchtige, organische Verbindungen frei, die man Phytozide nennt. Atmen wir sie ein, senkt dies nachweislich den Blutdruck und die Kortisolausschüttung (ein Stresshormon). Die Herzfrequenz normalisiert sich. Auch in der Krebsforschung ist dieser Prozess bekannt. Er soll bei der Bekämpfung von Krebszellen unterstützen.

Zurück auf dem Wegmachen wir Halt an einem kleinen See. In den klassischen Hatha-Yoga-Positionen Krieger und Baum lassen wir unseren Blick nach oben schweifen, nehmen die verschiedenen Grüntöne des Blätterdachs, den Lichteinfall wahr, schwanken leicht wie die Blätter im Wind. „Jetzt dehnen wir noch etwas unsere Atemhilfsmuskulatur“, sagt Weissinger und leitet die sogenannte Kapalabhati-Technik an, die wir ein paar Mal wiederholen.
  

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Idyllische Auszeit genießen: auf dem Meiserhof bei Trippstadt. Foto: crk

Achtsam mit allen Sinnen den Lebensraum Wald erfahren und dabei wieder in eine innere Balance finden, die unsere seelische und körperliche Gesundheit stärkt: Das ist das Motto des Tageskurses. Dazu gehört auch ein frisch zubereitetes Abendessen, das die Gruppe nach der rund dreistündigen, rund vier Kilometer langen Yogawanderung (die Strecke kann individuell angepasst werden) im nahe gelegenen Meiserhof von Gabriele Reiser einnimmt. Für den Abschluss unserer Probestunde hat sie ein hausgemachtes Tiramisu zubereitet. Ein Gedicht. Wer nach dem Essen, umgeben von idyllischer Natur und Pferden, weiter entspannen möchte, kann auf Anfrage auch in einem der liebevoll eingerichteten Zimmer des Hofs übernachten. Carolin Keller

INFO

Waldyoga »Kraftort Natur« – Termine: 12.9., 2.10. und 3.10., jeweils 14-17 Uhr Yoga-Wanderung mit anschließendem Abendessen auf dem Meiserhof, Treffpunkt: Parkplatz gleich links nach der Abzweigung zum Meiserhof, Info/Anmeldung: Telefon 06306 7399, E-Mail: gabi.weissinger@googlemail.com

DAS PROGRAMM

Gabriele Weissingers Waldyoga-Konzept beruht auf fünf jeweils rund 30-minütigen Stationen. Nach einer meditativen Einheit zum Ankommen werden unter einem Baum mit diversen Übungen die Atemhilfsmuskulatur und die Wahrnehmung trainiert. Bei verschiedenen Yoga-Asanas wie dem Krieger und dem Baum gilt es, die Standhaftigkeit zu schulen. Im Anschluss gibt es eine kurze Meditationseinheit in Stille sowie das Legen eines Natur-Mandalas aus gesammelten Dingen im Wald. Dazwischen liegen immer kurze Wanderetappen. Die zurzeit notwendigen Abstands- und Hygieneregeln werden eingehalten. crk