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Generalsanierung Landgraf-Ludwig-Realschule in Pirmasens

Ein Projekt mit vielen Herausforderungen in Pirmasens

Nach fünf Jahren ist die Generalsanierung der Landgraf-Ludwig-Realschule Plus in Pirmasens fast" abgeschlossen. Rund 17,3 Millionen Euro hat die Stadt in das Bauprojekt investiert.

Ein Projekt mit vielen Herausforderungen in Pirmasens

Schöner kann ein Schulhof fast nicht mehr sein. So macht Pause richtig Spaß. FOTO: CHRISTIANE MAGIN

Fünf Jahre hat die Generalsanierung der Pirmasenser Landgraf-Ludwig-Realschule Plus samt Neubau gedauert. Dafür erstrahlt sie nun in neuem Glanz. „Es ist gelungen, die historische Altbausubstanz zu erhalten und mit moderner Architektur harmonisch zu verbinden“, freut sich der städtische Pressesprecher Maximilian Zwick. Bis dahin waren allerdings eine Vielzahl an Problemen zu bewältigen.

Die beiden denkmalgeschützten Gebäude in der Alleestraße 22, in der früher die Mädchenschule untergebracht war, sowie die Nummer 24, die in den Jahren 1904/05 als Wohnhaus erbaut wurde, und im Jahr 1963 mit der Schule verschmolzen wurde, würden zu den stadtbildprägenden Häusern von Pirmasens gehören, erklärt er. Deswegen habe sich die Stadt für eine Generalsanierung entschieden, um die in die Jahre gekommene Schule in eine moderne und zeitgemäße Schule zu verwandeln. 

Rund 17,3 Millionen Euro hat die Stadt - mit finanzieller Unterstützung durch Bund und Land - in das Bauvorhaben investiert, erklärt Zwick. Die Landgraf-Ludwig-Realschule Plus war damit eines der teuersten Schulsanierungsprojekte der Stadt Pirmasens. Und auch eines der längsten. Im Juni 2018 starteten die Bauarbeiten, verzögerten sich zunächst durch Corona, dann kam die Krise im Baubereich wegen des Ukraine-Kriegs und der Fachkräftemangel bei den Bauunternehmen, die zeitweise überhaupt keine Lust hatten, Angebote für an sich lukrative Aufträge in der Alleestraße abzugeben. Dazu gab es personelle Veränderungen in der Stadtverwaltung. Der frühere Hochbauamtsleiter Leo Noll, der das Realschulprojekt als persönliches Prestigeobjekt sah, wurde krank und Tina Müller-Einfalt musste mitten im Bau die ganze Projektleitung übernehmen. 

Der Gebäudekomplex an der Alleestraße war sehr in die Jahre gekommen. Den Ausschlag für die Planungen zur Generalsanierung gab das baupolizeiliche Verbot einer weiteren Nutzung von dem Gebäudeteil mit der Hausnummer 24 im Jahr 2011. Dann musste die Herkulesaufgabe einer zeitgleichen Sanierung mit dem Hauptgebäude und vor allem der Umzug der Schule geplant werden. 


Die Landgraf-Ludwig-Realschule war ohnehin zum Teil auf die Husterhöhe ausgelagert worden, da auch das frühere Nagelschmiedsbergschulhaus wegen baulicher Mängel nicht mehr genutzt werden durfte. Die fünften bis siebten Klassen gingen schon nicht mehr in die Alleestraße. Ein Schulcontainerdorf neben der Horebschule sollte die Realschüler aufnehmen. Das historisch bedeutsame Gebäude mit der Haus-Nummer 24 machte letztlich die meisten Probleme, die Leo Noll ganz unkonventionell mit einem Abriss des gesamten Hauses anging, wobei nur die Fassade von dem Gebäudeteil übrig blieb. Jahrelang prägte eine aufwendige Stahlgerüstkonstruktion in der Alleestraße das Bild. 

Nur noch die Fassade war an den Stahlträgern sicher verankert, während dahinter gähnende Leere klaffte und der Neubau eines modernen Schulbaus hochgezogen werden konnte. Der Vorteil dieses Vorgehens war die bessere Zusammenführung beider Gebäudeteile, die in der Höhe unterschiedlich konstruiert waren. Wer heute in dem Neubau und dem Altbau von Haus-Nummer 22 unterwegs ist, merkt gar nicht mehr, ob er jetzt im Neu- oder Altbau ist. Geopfert wurde dem Neubau das aufwändige Treppenhaus von Haus-Nummer 24. Im Gegenzug war der Neubau mit größerer Gebäudetiefe möglich und in Sachen Brandschutz und Wärmedämmung konnte ein optimales Ergebnis erzielt werden. Nach außen wirkt das Bauwerk, als wenn immer noch das Bauwerk von 1900 dort zu finden sei. 

Nicht nur die Stahlträgerkonstruktion sorgte für Aufwand bei der Sanierung. Die Sandsteinfassade von Haus-Nummer 24 wurde sehr aufwändig mit einem Spezialverfahren stabilisiert. Hochdruckinjektionen von Beton im Untergrund mussten für eine Stabilisierung der Fassade sorgen. Ein Verfahren, das viel Zeit und Expertise benötigte. Besondere elektrotechnische Ausrüstungen wie eine Hausalarmierung konnten ebenso integriert werden, wie bauliche Änderungen, die im Falle eines Amoklaufs oder anderer Notfälle besonderen Schutz gewährleisten sollen. Natürlich konnte die gesamte Verkabelung den Anforderungen an eine weitestgehende Digitalisierung der Schule angepasst werden. 

Durch die Sanierung konnte auch die Wärmeversorgung des Gebäudekomplexes auf eine zeitgemäße Anlage umgestellt werden, die zudem für bessere Luft in den Klassenzimmern sorgen soll. Die Frischluft kommt jetzt aus dem rückwärtigen Teil, hat eine Wärmerückgewinnung für die Altluft und Solarthermie für die Brauchwasserversorgung. Es wurde zudem deutlich ruhiger in den Schulräumen, da jetzt überall neue Fenster installiert sind, selbstredend in Absprache mit dem Denkmalschutz. 

Für die Schulgemeinschaft besonders wichtig wird das neue Atrium im gemeinsamen Eingangsbereich beider Gebäudeteile. Hier verteilen sich die Schüler und Lehrer auf ihre Klassenräume. Ein hoher, über mehrere Etagen gehender Lichthof sorgt für eine offene und luftige Atmosphäre, die auch den Austausch über mehrere Etagen ermöglicht. 

Hinter dem Gebäude ist ein teilweise überdachter Pausenhof entstanden, der Frischluftaktivitäten der Schüler bei jedem Wetter ermöglicht. Das Garten- und Friedhofsamt konnte den gesamten Pausenhof neu überarbeiten und mit Naturelementen modern gestalten. Ein Problem bereitete bis zum Schluss die Turn- und Gymnastikhalle, die seit langem nicht mehr als alleinige Turnhalle wegen ihrer geringen Größe ausreichte. Die Arbeiten an dem ebenfalls denkmalgeschützten Hallenbereich sorgten für ganz besondere Herausforderungen. Mal fehlte es an Bauteilen, die früher aus Russland kamen, wegen der kriegsbedingten Sanktionen anderweitig ersetzt werden mussten. Dann ergaben sich während des Baus neue statische Anforderungen und kleine, aber wichtige Bauteile mussten aufwändig beschafft werden. Laut dem Pressesprecher der Stadtverwaltung, Maximilian Zwick, biegen die Arbeiten für die Turnhalle auf die Zielgerade ein. Zwick rechnet damit, dass sie zum Schuljahresbeginn ab 26. August fertig sein wird. Bis dahin bleibt der Sportunterricht in der Wasgauhalle. 

Aktuell werden 300 Schüler der Klassenstufen acht bis zehn sowie die Fachoberschule von 30 Lehrern in dem Gebäude unterrichtet. ckkm


Die Höhere Töchterschule

Das Ensemble der als Mädchenschule erbauten Realschule und des benachbarten Wohngebäudes zusammen mit der Treppenanlage zur Fröbelgasse hin ist stadtprägend für Pirmasens. Wohltuend stechen die Sandsteinfassaden beider Gebäude von der später erbauten Landeszentralbank und der Baulücke nebenan ab. 

Die Geschichte des Schulgebäudes begann 1906 als Höhere Mädchenschule und zuvor als Höhere Töchterschule. Dann wurde es zum Lyzeum und zur Mädchenoberrealschule nach dem Zweiten Weltkrieg. Daraus entwickelte sich das Neusprachliche Gymnasium, das später an den Fahrschen Wald umzog. Dann erst war es die Realschule für beide Geschlechter. Im Volksmund hieß die Schule im übrigen lange Zeit „Gänsezwinger“. 

Haus-Nummer 22 wurde 1905 als Mädchenschule mit einer neugotischen Sandsteinfassade erbaut. Fünf Jahre davor hatte sich eine Pirmasenser Familie die Haus-Nummer 24 mit einer neubarocken Sandsteinfassade erbauen lassen. 

Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Gebäude stark beschädigt. Unter anderem wurden die Obergeschosse völlig zerstört. Der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgte mit einer Aufstockung wie an vielen Stellen in der Stadt. 

1963 sind beide Gebäude zu einem Schulhaus verschmolzen. Damals wurde auch die Tragkonstruktion ertüchtigt, die jedoch 50 Jahre später nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprach. Vor allem beim Brandschutz gab es erheblichen Nachholbedarf. 

Im Jahr 2011 erfolgte aufgrund der statischen und brandschutztechnischen Mängel eine Nutzungsuntersagung für Haus-Nummer 24. Das war der Startpunkt für die Generalsanierung. ckkm