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Novalis ist schuld.Weil in dessen Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“ aus dem Jahr 1800 eine blaue Blume zum Auslöser wird für die Sehnsucht des jungen Titelhelden nach poetischer Weltbetrachtung, avancierte die Farbe Blau rasch zu einem Leitmotiv der Romantik. Da erscheint es doch nur folgerichtig, dass eine Pilgerstätte des frühen Italientourismus, die „Blaue Grotte“ auf Capri, 1826 ausgerechnet von zwei deutschen Romantikern während ihrer Bildungsreise im Süden entdeckt wurde: vom offenbar schwimmfreudigen Dichter und Künstler August Kopisch und seinem Heidelberger Malerfreund Ernst Fries
Das Naturschauspiel machte rasch Furore und lockte weitere Reisende und Künstler an. Doch erst ein Pfälzer verhalf der Grotte neun Jahre später zu ikonischem Rang. Der 1802 in Queichheimbei Landau geborene Heinrich Jakob Fried besuchte die vom Tyrrhenischen Meer umspülte Grotte – er weilte damals für drei Jahre in Italien – am 30. April 1835. Daraufhin schuf Fried, der zuvor bei Peter von Cornelius in München studiert hatte, jenes Gemälde, das dem Naturphänomen einen Platz in der Kunstgeschichte sicherte.
Was zeichnet Frieds Bild aus? Zum einen die theatralische Perspektive: Wie durch die Felsenkulissen eines kleinen Papiertheaters fällt der Blick in einen rückwärtig erhellten Raum; als Stellvertreter des Zuschauers dienen die Staffagefiguren im Vordergrund. Zum anderen geschieht etwas Paradoxes: Inmitten einer Höhle scheint sich steinerne Materie in Himmelsblau, also in immaterielle Unendlichkeit, aufzulösen. Das rein physikalische Phänomen einer Lichtreflexion erhält durch Fried eine fast metaphysische, über das Stoffliche hinausweisende Qualität.
„Die blaue Grotte von Capri“ – das Gemälde befindet sich in der Kunsthalle Bremen – ist heute das bekannteste Bild des 1870 in München gestorbenen Landschafts- und Historienmalers. Ansonsten stößt man in unseren Museen eher selten auf Werke Frieds. Immerhin aber besitzt die Pfalzgalerie in Kaiserslautern von ihm einen schönen, 1831 gemalten „Blick auf die Madenburg“. Die Ruine selbst ist dabei nur eine ferne Silhouette. Hauptgegenstand des Bildes ist in Wahrheit, ganz ähnlich wie bei Frieds „Blauer Grotte“, die Lichtregie, die Aufhellung des Farbverlaufs: Aus dem Dunkel des Waldsaums geht der Blick über lichtgrüne Zonen in die offene Rheinebene – in die blauende Ferne. Kai Scharffenberger
INFO
Surftipps zu Heinrich Jakob Fried
kunsthalle-bremen.de/de/sammlung/online-katalog
im Museum Pfalzgalerie: www.mpk.de/malerei
Rot: Altschlossfelsen bei Eppenbrunn
Wenn es etwas gibt, das für den Pfälzerwald charakteristisch ist, dann sind es jawohl die Buntsandsteinriffe, die mancherorts gut sichtbar aus den Baumkronen grüßen. Ein besonders imposantes Sandsteingebilde sind die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn, nahe der deutsch-französischen Grenze. Diese Felsengruppe erstreckt sich über eine Länge von 1,5 Kilometern. Vor allem am Ostzipfel fransen die schrundig verwitterten, zerklüfteten Wände, die bis zu 35 Meter hoch aufragen, in Sandsteinsäulen und allein stehende Felstürme aus, zwischen denen man herumspazieren kann. Diese bizarre Partie ist sehr pittoresk, besonders dann, wenn das Sonnenlicht die durch Erosion entstandenen Säulen rot „glühen“ lässt. Das Natur- und Kulturdenkmal – Funde aus der Hallstatt- und der Römerzeit weisen auf frühe Besiedlung hin – ist Höhepunkt einer 10 Kilometer langen Rundwanderung: Der „Altschlosspfad“ gehört zu den Pfälzer Prädikatswegen. kai