Wenn Inspiration zu Motivation wird und Schaffenskraft hinzukommt, kann nur etwas Wirkungsvolles entstehen. So wie in Harthausen. Dort können Interessierte seit zwei Jahren in der Geschichte spazieren gehen.
Harthausen zeigt 20 Besonderheiten auf einem Kulturweg
Mit rund 3350 Einwohnern ist Harthausen die zweitkleinste Gemeinde innerhalb der Verbandsgemeinde Römerberg- Dudenhofen. So überschaubar der Ort ist, so viel steckt in ihm. Genau das einer breiten Öffentlichkeit klar zu machen, ist das Ziel, das hinter dem Kulturweg steckt. Vor zwei Jahren ist dieser eingeweiht worden. Entstanden ist er aus spontanen Einfällen und einer glücklichen Fügung. Bürgermeister Harald Löffler hat vor einigen Jahren während eines Urlaubs in einer Gemeinde Schilder mit historischen Erklärungen und QR-Codes gesehen, bei denen weiterführende Erläuterungen zu finden sind. In Otterstadt, Bestandteil der Verbandsgemeinde Rheinauen im Rhein-Pfalz-Kreis, hat Löffler das gleiche entdeckt.
Sein Gedanke: Das kann Harthausen auch bieten. Einzig die Umsetzung war die Hürde – zunächst. „Mir war klar, dass ich das Projekt allein praktisch nicht umsetzen kann“, denkt Löffler zurück und erzählt von einem Glücksfall: „Eines Tages kam der Harthausener Gerhard Hoffmann zu mir mit der Bitte, ein Schild an seinem Haus anzubringen. Es sollte darauf hinweisen, dass es das Geburtshaus von Franz Hartard ist.“ Er war Komponist und Musikdirigent und wurde zum berühmten Sohn der Gemeinde.
Einen ähnlichen Wunsch äußerten kurz darauf Ute und Siegfried Keller, wie Löffler anfügt. Harthausen zeigt 20 Besonderheiten auf einem Kulturweg Die Folge: „Wir haben aus mehreren Ideen eine gemacht.“ Pfarrer Egon Emmering und Kurt Keller wurden ins Team geholt. Löffler überließ den Ehrenamtlichen das Feld. „Sie haben die Fakten zusammengetragen und sind auf 20 Stationen gekommen“, erklärt er. Historisch bedeutsame Gebäude oder Standorte sollten im Fokus stehen. Viel Zeit investiert haben die Mitstreiter in die Recherchen und Bildersuche. „Das hat richtig Arbeit gemacht“,weiß Löffler. Er ist dankbar für den Einsatz und voll des Lobes für die Akribie, die alle Beteiligten bei der Entwicklung des Kulturweges an den Tag legten. Auf Plexiglas wurden die wichtigsten Infos schlussendlich verewigt. QR-Codes für diejenigen, die ihren Wissensdurst eingehender stillen wollen, wurden aufgebracht. Die Bauhof-Mitarbeiter schraubten die Schilder fest.
„Harthausen ist grundsätzlich nicht so geschichtsträchtig wie andere Orte. Dass jedoch mit dem Kloster, das wir hatten, schon das Ende der Historie erreicht ist, stimmt nicht ganz. Wir haben durchaus einiges zu bieten, was nicht uninteressant ist“, versichert Löffler. Auf dem Kulturweg ist genau das zu entdecken. Dabei ist es nicht von Belang, an welcher Stelle die Besucher einsteigen. „Es ist ein Rundweg“, sagt Löffler. Einen nicht unwesentlichen Themenblock bildet die Gaststättengeschichte, die vor allem Kurt Keller am Herzen lag. xsm
Vergangenes modern gestaltet
Wer den Kulturweg in Harthausen gegangen ist, geht mit einer Fülle an Informationen nach Hause. Kaum zu glauben, aber die kleine Gemeinde hat viel Interessantes zu bieten, in gesellschaftlicher Hinsicht und bezüglich der Entstehung.
Wie sich der Ort entwickelt hat, erfahren die Besucher am Historischen Tabakschuppen. Von der Ersterwähnung 1230 bis zur Kommunalreform 2014, im Zuge derer die Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen entstand, ist die Geschichte zusammengefasst.
Flurkreuze und Friedhof, Kapelle und Karl-Hufnagel-Schule, Plätze und Pfarrkirche St. Johannes der Täufer sowie Gaststätten und die Gestern-Heute-Morgen-Skulptur sind ausgewiesen. Auch vom Krautstreit lernen die Spazierenden. Findige Harthausener Bauern schafften es, keinen „Zehnten“ für das Kraut zahlen zu müssen, das sie in abgabefreien Tabakfeldern versteckt gepflanzt hatten.
Informationsblätter mit den einzelnen Stationen des Kulturwegs sind im Rathaus der Verbandsgemeinde erhältlich. xsm
Info
Die einzelnen Stationen sind auch online abrufbar unter vgrd.de.