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Domspitzen

Warmer Empfang für Rückkehrer

Speyerer Geschichten: Landauer Soldaten wurden nach Einsatz in Griechenland in Speyer bejubelt

Warmer Empfang für Rückkehrer

In etwa dieser Anblick der Domstadt – hier ein Stahlstich von J. Poppel um circa 1855 – und dazu ein herzliches Willkommen erwartete das 1. Bataillon des bayrischen 6. Linien-Infanterie-Regiments, das in Griechenland die Grenzen des Reiches von Otto von Bayern sicherte, Anfang 1834 abgelöst und nach reichlich anstrengenden Fußmärschen auf dem Rückweg nach Landau in Speyer gefeiert wurde. REPRO: LUDWIG HANS

Am 26. April des Jahres 1834 meldete die in Speyer erscheinende Zeitung „Der Rheinbayer“, dass das 1. Bataillon des königlich-bayerischen 6. Linien-Infanterie-Regiments zwei Tage zuvor während seines Rückmarschs aus Griechenland in seine Garnisonsstadt Landau in Speyer Halt gemacht und dort von Vertretern der örtlichen Behörden offiziell empfangen worden war.

Speyerer Geschichten: Landauer Soldaten wurden nach Einsatz in Griechenland in Speyer bejubelt

Bayerische Soldaten auf dem Rückweg von Griechenland? Eine Nachricht, die zunächst unverständlich erscheint und sich nur erklären lässt, wenn man sich vor Augen hält, dass 1833 mit dem damals 17 Jahre alten Prinzen Otto von Bayern ein Wittelsbacher den griechischen Thron bestiegen hatte. Nach den Freiheitskämpfen gegen die osmanischen Besatzer, die 1821 begonnen hatten und 1828 mit der Unabhängigkeit Griechenlands endeten, war der bayerische Prinz aufgrund eines Vertrags zwischen Bayern, Großbritannien, Frankreich und Russland als Regent ausersehen worden (Londoner Konferenz vom 7. Mai 1832). Zudem kamen diese vier Staaten darin überein, Griechenland finanziell zu unterstützen. Daher brach Otto von Griechenland am 6. Dezember 1832 unter anderem in Begleitung von 3545 bayerischen Soldaten nach Griechenland auf und landete am 6. Februar 1833 in Nauplia. Da die Truppen regelmäßig abgelöst wurden, hatten sich die für diesen Dienst in Landau herangezogenen Soldaten im Frühjahr 1834 wieder auf den Rückweg in ihren Garnisonsort gemacht – mit großer Sicherheit über weite Strecken zu Fuß.

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Gehörte neben Regierungspräsident von Stengel, Bürgermeister und Stadtrat zum offiziellen Empfangskomitee: der Regierungsdirektor Karl Theodor Fürst von Wrede. ABBILDUNG: STADTARCHIV SPEYER, WWW.SPEYER.DE

Am 25. April 1834 an der Speyerer Stadtgrenze angelangt, wurden die Soldaten von Regierungspräsident Carl Albert Leopold Freiherr von Stengel begrüßt, ebenso von Regierungsdirektor Carl Theodor Fürst von Wrede. Auch der Landkommissär und der Speyerer Bürgermeister, der von einer Abordnung des Stadtrats begleitet wurde, schlossen sich an. Nach einer „herzlichen Anrede“ des Regierungspräsidenten lud dieser die Offiziere des Bataillons zu einer Erfrischung ein, während die übrigen Ränge und einfachen Soldaten von der Stadt Speyer im Wald bewirtet wurden,wie der „Rheinbayer“ zu berichten wusste.

Nach den so dargebotenen Erfrischungen hielt das Bataillon, begleitet von den Soldaten der in Speyer in Garnison liegenden Teile des 2. Jäger-Bataillons und des 5. Chevaulegers-Regiments samt deren Musikkorps, „mit klingendem Spiele seinen Einzug in die Stadt“ – ein Spektakel, das sich „im Gedränge einer unzähligen Menge Einwohner“ vollzog.

Danach folgte gegen 15 Uhr ein Diner für die Offiziere des Bataillons im „Wittelsbacher Hof“, zu dem sich auch rund hundert Beamte der verschiedenen Behörden der Domstadt und eine Reihe von Bürgern eingefunden hatten. Ein festlicher Ball, mit dem sich die Offiziere des in Landau beheimateten Bataillons ihrerseits bedankten, beschloss die Feierlichkeiten, bevor die Truppen am nächsten Morgen die letzte Etappe zu ihrer Garnisonsstadt Landau in Angriff nahmen.

Der freundliche Empfang in Speyer hatte offenbar großen Eindruck hinterlassen, denn nur wenige Tage später bedankte sich der Kommandeur des 6. Linien-Infanterie-Regiments, Major Fuchs, schriftlich bei Bürgermeister und Stadtrat für die erwiesene Gastfreundschaft. Der „Rheinbayer“ veröffentlichte das Schreiben wenig später, in dem es lautete: „Ich kann nicht umhin, dem verehrlichen Magistrate im Namen meines Gesammbataillons für den so herzlichen und schönen Empfang, der uns zu Speyer zu Theil ward, meinen innigsten und wärmsten Dank schriftlich abzustatten. Die Herzlichkeit, die Freude und die Theilnahme waren nicht zu verkennen, und durchaus sprach sich der höchste Enthusiasmus allerseits für diese so sehr interessante Expedition aus. Indem ich nochmals im Namen meines Gesammtbataillons meinen herzlichen Dank abstatte, stelle ich das freundschaftliche Ansuchen, diese unsere Dankgefühle den edlen Bewohnern Speyers kundgeben zu wollen“. lh

Die Offiziere des Bataillons dinierten im „Wittelsbacher Hof“.