Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?Recht gut. Ich betreue nicht nur die Kultur, sondern auch die Verwaltung und Buchhaltung in der Stadthalle, da gibt es immer Arbeit zu erledigen. Als zwischen den Lockdowns geöffnet werden durfte, konnten einige kleinere Tagungen stattfinden. So hat zum Beispiel die Stadtverwaltung ihre Sitzung bei uns abgehalten, auch weil unsere Säle den Coronaanforderungen gerecht werden konnten.Was macht Ihren Betrieb so wichtig für die Region?In unserem Tagungs- und Veranstaltungszentrum können zehn bis 1000 Besucher beherbergt werden. Die Säle lassen sich entsprechen anpassen, das eröffnet viele Möglichkeiten, auch für kulturelle Events. Dazu kommt unsere zentrale Lage, nicht nur innerhalb der Stadt, sondern über die günstigen Autobahnanbindungen auch in der gesamten Region.Was ist neu bei Ihnen?Der Betrieb läuft wieder richtig gut an.Wir haben viele Veranstaltungen von Hockenheimer Vereinen, aber auch Tagungen von großen regionalen Firmen. Viel von dem, was abgesagt werden musste, wird jetzt nachgeholt und es finden wieder Schulveranstaltungen wie Abibälle bei uns statt.
Die Maßnahmen sind größtenteils aufgehoben, die Inzidenzzahlen weiter hoch. Dennoch ist die Pandemie nach mehr als zwei Jahren ein bestimmendes Thema, das auch die Wirtschaft nachhaltig beeinflusst. Wie haben Unternehmer, Geschäftsinhaber und gemeinnützige Organisationen in Speyer und Umgebung die Lockdowns überstanden und wo stehen sie jetzt? Das haben sie uns jeweils in einem Interview beantwortet.
Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?
Ich habe von Anfang an das Kurzarbeitergeld für meine Mitarbeiter aufgestockt, so dass wir niemanden entlassen mussten. In den dramatischsten Coronazeiten haben wir erheblich an Umsatz verloren und zwei Jahre von der Hand in den Mund gelebt. Wenn man es gewohnt ist, täglich von 10 bis 0 Uhr für seinen Betrieb da zu sein und plötzlich nur noch Leere vorfindet, ist das eine belastende Erfahrung.
Was macht Ihren Betrieb so wichtig für die Region?
Ich versuche, ein guter Arbeitgeber für meine 3 0Mitarbeiter zu sein und ein guter Gastgeber und Hotelier für unsere Gäste. Ich bin seit fast 20 Jahren in Speyer und habe aus dem Zwei-Sterne-Hotel Löwengarten ein Vier-Sterne-Hotel gemacht. Wir sind ein verlässlicher Partner für unsere Kunden und Lieferanten und schauen wieder einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft.
Was ist neu bei Ihnen?
Wir konnten viele betriebliche Abläufe verbessern. Wir haben große Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit unternommen und in eine Photovoltaik-Anlage investiert. Bis Mai werden wir hoffentlich auch eine Ladestation für E-Autos bekommen.
Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?
Zu unserem Glück sind wir im Thema Autoglas breit aufgestellt. Zu Pandemiebeginn war das Privatkundengeschäft etwas rückläufig, dies konnten wir allerdings durch die zahlreichen Speditionen, die wir betreuen, auffangen beziehungsweise dort sogar zulegen.
Was macht Ihren Betrieb so wichtig für die Region?
Ich denke, wir bilden mit anderen „kleinen“ Betrieben das Gleichgewicht zu den immer größer werdenden Ketten. Beim Thema Flexibilität ist unsere „nicht vorhandene Größe“ unsere Stärke, diese kommt beispielsweise bei der Terminvergabe zum Tragen. Privatkunden, Gewerbetreibende aller Gewerke und auch Kommunen profitieren von unserem vor Ort Service. Doppelte Fahrwege und Zeiten zur Verbringung in die Werkstatt entfallen so.
Was ist neu bei Ihnen?
Auch beim Ersetzen von Frontscheiben muss man auf die Vielzahl an Neuerungen immer wieder reagieren. So haben wir für das Kalibrieren von Fahrassistenzsystemen entsprechendes Equipment gekauft und die entsprechenden Lehrgänge besucht. Hier betreuen wir auch einige Werkstätten in der Region.
Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?
Die Lockdowns habe ich ohne wirtschaftliche Einbußen überstanden. Die neue Situation hat gezeigt, dass wir als Menschheit immer noch sehr verwundbar sind. Ich habe bei meiner Kundschaft deutlich herausgehört, dass aufgrund dessen ein neues Verständnis zur Absicherung finanzieller Risiken entstanden ist. Genau das ist ja auch der Grundgedanke einer Versicherung. Vorsorge ist besser als Nachsorge.
Was macht Ihren Betrieb so wichtig für die Region?
Aufgrund meiner 37-jährigen Berufserfahrung in Bank und Versicherung haben meine Kunden ein hohes Vertrauen in mich als Person, und für die Allianz. Die Versicherungswirtschaft hat eine große, wirtschaftliche Verantwortung gegenüber ihre Privatkunden wie auch Firmen- und Gewerbekunden.
Was ist neu bei Ihnen?
Ich habe die Zeit genutzt um mich für die Zukunft neu aufzustellen. Ich habe Personal zugebaut sowie mit Unterstützung der Allianz die Digitalisierung vorangetrieben. Wir sind jetzt in der Lage fast papierlos zu arbeiten. Und zwar in der Form, dass wir auch ältere und weniger digital affine Menschen abholen können.
Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?
Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Dank unserer treuen Kunden, die auch für verlängerte Lieferzeiten Verständnis zeigten. Darüber hinaus waren wir während der Lockdownphasen immer erreichbar, konnten Beratungen per Mail oder telefonisch durchführen, Bestellungen aufnehmen, Lieferungen und Reparaturen vornehmen.
Was macht Ihren Betrieb so wichtig für die Region?
Wir sind der Unterschied! Der gute und gesunde Schlaf unserer Kunden ist uns wichtig. Gerne vereinbaren wir für den Kauf von Matratzen, Lattenroste und Boxspringbetten einen Beratungstermin. Nach einer individuellen Bedarfsermittlung präsentieren wir unseren Kunden die passenden Produkte, die sie erfühlen und in Ruhe vergleichen können. Unser Service beinhaltet Vermessung, Lieferung, Montage, Entsorgung, Nachservice, Reparatur und Hausberatung.
Was ist neu bei Ihnen?
Gerade kommt die Sommerware an, Bettwäsche aus leichtem Baumwollsatin, kühlem Leinen und bügelfreiem Baumwoll-Seersucker. Ganz neu ist ein Nackenstützkissen mit kühlender Gelauflage, das individuell anpassbar ist.
Wie haben Sie die Lockdowns überstanden?
Ganz gut. Wir hatten am Anfang unsere älteren Helferinnen nach Hause geschickt, um sie als Risikogruppe zu schützen. Viele Jugendliche und weitere Freiwillige haben uns dann unterstützt, sodass wir die Ausgabe trotz allem gut organisieren konnten. Zunächst haben wir Kisten gepackt und sie im Freien verteilt. Dann bekamen wir auch für die Innenräume einen Spuckschutz, sodass wir in kleinen Gruppen die Leute auch wieder rein lassen können. Das ist für uns natürlich etwas zeitaufwendiger, aber wir haben uns gut eingespielt.
Was macht Ihren Verband so wichtig für die Region?
Wir unterstützen die Bedürftigen, aktuell etwa 1000 die Woche. Viele sind auch durch die Pandemie in die Arbeitslosigkeit geraten, somit kommen jetzt auch viele Menschen zu uns, die vorher noch nicht registriert waren.
Wie ist die aktuelle Lage?
Wir bekommen Lebensmittelspenden von Supermärkten, aber auch Firmen und Speditionen unterstützen uns. Aktuell sind wir ein Team von 50 Leuten und auch unsere älteren Mitarbeiterinnen sind größtenteils wieder dabei. Damit sind wir gut aufgestellt.
Wie haben die Mitglieder des Einzelhandelsverbands die Lockdowns gemeistert?
Das ging nur mit sehr viel Mehrarbeit. Es wäre nicht so ausgegangen, wenn der Staat nicht mit Überbrückungshilfen eingesprungen wäre, denn die Kosten sind unverändert. Was wir uns gewünscht hätten, wäre, dass die Gelder unbürokratischer und zeitnaher ausgezahlt worden wären. Die Umsätze sind aber immer noch nicht auf 2019er-Niveau.
Was macht den lokalen Einzelhandel aus?
Der persönliche Kontakt. In den Fachgeschäften geht es nicht nur um den Erwerb von Ware, sondern auch um Kommunikation. Und natürlich um Beratung, dafür investieren wir in unsere Mitarbeiter.
Was haben sich die Mitglieder für die Zukunft vorgenommen?
Wir haben in der Krisenzeit daran gearbeitet, einen Fuß in die Tür beim Online-Handel zu bekommen.
Was fordert der Verband?
Dass die Kommunen mit uns an einem Strang ziehen. Wenn man etwa die Parkplätze aus der Innenstadt verbannt, fällt der Griff zur Maus eben leichter. Man muss sich entscheiden, ob man den Handel in der Innenstadt möchte oder nicht.
Wie hat der hiesige BDS die Lockdowns gemeistert?
Das ist von Branche zu Branche verschieden. Die Gastronomie und die Einzelhändler hat es gebeutelt. Einige Produktionsbetriebe haben sich umorientiert und zum Beispiel Plexiglasschutz angefertigt und Schutzmasken genäht. Viele Soloselbstständige sind durchs Raster gefallen; sie haben keine Unterstützung erhalten, sie hat es schlimm erwischt. Betriebe konnten für ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragen, die Unternehmer selbst hatten kein Einkommen.
Was macht den lokalen Einzelhandel aus?
Die Innenstädte sollen doch lebendig bleiben, Kunden eine Vielfalt bieten. Wenn Geschäfte leer stehen, ist das weder gut für die Stadt, noch für die Menschen oder den verbleibenden Einzelhandel. Es geht um das Einkaufserlebnis.
Was haben sich die Mitglieder vorgenommen?
Die meisten Inhaber haben zumindest darüber nachgedacht, wie sie sich im Internet besser darstellen und neben großen Online-Plattformen etablieren können. Zudem gab es Veranstaltungen, auch zukünftig, um die Stadt für die Kunden auch in der Coronazeit attraktiv zumachen. lp/hani