Anzeigensonderveröffentlichung
Domspitzen

Neues Zelt und alte Leidenschaft bei Bellissima

Kinder- und Jugendzirkus Speyer startet motiviert in die nächste Saison – Nicht nur das Äußere bekommt eine Auffrischung, auch das Trainerteam wartet mit neuen Gesichtern auf

Neues Zelt und alte Leidenschaft bei Bellissima

Bereits seit 1996 besteht das Projekt des Jugendzirkus Bellissima.

Es wird wieder geprobt! Und das nicht nur online vor dem Monitor, sondern direkt unter dem Dach des türkis-blauen Zirkuszeltes. Wie bei den meisten Vereinen freuen sich auch die Mitglieder des Speyerer Kinder- und Jugendzirkus Bellissima, nach dem Corona-Lockdown endlich wieder zusammenkommen zu können.

Kinder- und Jugendzirkus Speyer startet motiviert in die nächste Saison – Nicht nur das Äußere bekommt eine Auffrischung, auch das Trainerteam wartet mit neuen Gesichtern auf

Und wie bei den meisten Vereinen steht auch hier erst mal eine Bestandsaufnahme an. Cheftrainer Chris Murawski ist stolz, dass auch im virtuellen Training ein Großteil der Kinder und Jugendlichen dabei geblieben ist, trotzdem müssen sich die Gruppen erst einmal wieder neu sortieren und zusammenfinden.

Der ehemalige deutsche Akrobatikmeister ist mit Unterbrechungen bereits seit 2011 bei Bellissima aktiv und hat in diesem Jahr die Gesamtleitung des Projektes übernommen. Nicht nur er, auch die Kinder sind bereit, jetzt wieder richtig loszulegen und die nächste Show auf die Beine zu stellen. Neben einem neu gestalteten Programm weht auch im Trainerteam ein frischer Wind. Experten aus Tanz, Cheerleading und Akrobatik stehen bereit, die Nachwuchsartisten in ihren Künsten zu unterweisen.

Neues Zelt und alte Leidenschaft bei Bellissima-2
Auch an regnerischen Tagen bringt der Zirkus Farbe in den Alltag.

Ab etwa vier Jahren können Kinder in den kleineren Gruppen wie den Flöhen und den Bambinis, später im Juniorzirkus und schließlich im Regelzirkus trainieren. Für Jugendliche ab 14 Jahren gibt es die Varieté-Gruppe. „Hier merkt man richtig, dass die Kinder eigenen Ehrgeiz entwickeln, das Training ernst nehmen und auch Ansprüche an sich selbst stellen“, so Murawski. Er ist froh, den Interessen der Kinder mit den neuen Fachkräften im Trainerteam entgegenkommen zu können. Konzentration und Zielstrebigkeit seien wichtig und können durchaus belohnt werden. Eine von Murawskis ehemaligen Schülerinnen hat es vom Jugendzirkus an die renommierte Artistenschule in Brüssel geschafft, wo sie zur Luftakrobatin ausgebildet wird. Für den „Zirkus-Opa“, wie er sich selbst lachend betitelt, bedeutet der Zirkus aber weit mehr als die Kunststücke und Auftritte. „Es ist auch der soziale Aspekt, der den Zirkus ausmacht.“

Dass es den Begriff der Zirkusfamilie nicht umsonst gibt, beweist auch der Zusammenhalt, der im Verein herrscht. So wurden die Bühnenvorhänge von einer hilfsbereiten Mutter genäht, der Barren für das nicht zu vernachlässigende Krafttraining von einer Schule gespendet und tatkräftige Väter haben beim Bau der notwendigen Notausgänge mit angepackt Trotz der Bemühungen ist das alte Zirkuszelt – in das es bei Regen schon mal reintröpfelt – nicht mehr lange tragbar. Bellissima-Gründer Harald Luft hat sich deswegen dafür eingesetzt, dass der Verein ein neues Gewand bekommt. Das Anliegen wurde bereits von der Kommune abgesegnet, und sobald die Fördergelder bereitstehen, kann das neue Zelt kommen. Dass die Stadt das Zirkusprojekt unterstützt, freut Luft sehr. „Es zeigt, dass unsere Arbeit hier geschätzt wird und gesehen wird, was wir für die Kinder und Speyerleisten.“ Ob das neue Zelt auch wieder türkis leuchten wird oder der Zirkus eine neue Farbe bekommt, konnte Luft noch nicht sagen.

Einmal im Jahr zeigen die Kinder ihre Kunststücke als Zirkus- und Varietéshow.

Sicher ist allerdings, dass es in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsvarieté geben wird, natürlich unter Beachtung der dann geltenden Corona-Richtlinien. Während auch die kleineren Gruppen in der Regel einmal im Jahr ihre Übungsergebnisse in einer klassischen Show mit Jonglage und Clowns präsentieren, stehen beim Varieté der größeren Kinder Musik, Kostüme und akrobatische Kunststücke im Vordergrund. „Der moderne Artist muss fast alles können“, weiß Murawski, der selbst eine erfolgreiche Profiartistenkarriere hinter sich hat. Deswegen wird auch an verschiedenen Stationen trainiert, bis jedes Kind zumindest die Grundkenntnisse in den jeweiligen Disziplinen beherrscht. Je nach Vorliebe und Talent konzentriert sich das Training dann zur Aufführung hin auf eine bis zwei Paradedisziplinen.

Neues Zelt und alte Leidenschaft bei Bellissima-3
Ab etwa vier Jahren können Kinder in den Anfängergruppen, später im Juniorzirkus und schließlich im Regelzirkus trainieren. Eine der Disziplinen ist das Tuch. FOTOS: LEANDRA PHILIPP

Zwei Container hinten den Kulissen offenbaren die gesamte Vielfalt der Zirkuskunst. Während einer auch als Garderobe dient, in der Kostüme und Make-up für den glanzvollen Auftritt angelegt und aufgetragen werden können, enthält der andere eine bunte Requisitensammlung. Hier stehen Einräder in Reih’ und Glied und metergroße Laufkugeln liegen neben bunten Jonglierbällen. Eine selbstentworfene Stütze steht für Handstandakrobatik bereit und an der hinteren Bühnenwand hängen Trapez und Tuch neben Ringen und Strapaten für den Auftritt der Luftakrobaten.

Julia Roemers etwa hat das Tuch für sich entdeckt und klettert, den Stoff geschickt um die Füße gewickelt, flink daran empor, um sich dann elegant in die Figuren zu legen. Obwohl die Aufhängung in rund fünf Metern Höhe befestigt ist und das Zelt sogar ganze 14 Meter hoch ist, gehen die Kinder selbstbewusst an die Geräte.

Es wird deutlich, dass Artistik und Akrobatik mehr sind als nur schöne Kunststücke. Es braucht Disziplin, Konzentration und jede Menge Training, um allein die Grundlagen zu meistern – von der Leidenschaft, die diese Hingabe erfordert, ganz zu schweigen.

Wer wie Julia bereits einige Disziplinen beherrscht, kann als Hilfstrainer beim Unterricht der kleineren Kinder unterstützen. Murawski sieht darin vor allem auch einen Lerneffekt und eine Entwicklungschance für die Jungtrainer, die er selbst mit ausbildet. Sie müssen lernen, sich den Fähigkeiten der Kleineren anzupassen und mit den Kindern und ihren Launen umzugehen.

Generell sieht er den Zirkus als eine Möglichkeit, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken. In der Pubertät seien viele Jugendliche verunsichert. Die Übungen geben ihnen dann ein neues Körpergefühl und zeigen ihnen, wozu sie fähig sind. Gerade wenn man jemanden auf seinen Schultern stehen habe, sei es wichtig, sich der Verantwortung bewusst sein, die man hier buchstäblich trägt. Es zeige aber genauso, dass jeder in einem Team wichtig ist: der Artist, der stützt, ebenso wie der, der oben steht. Der Zusammenhalt und das Miteinander tragen ihr Übriges dazu bei, den jungen Menschen auch über die Zirkuszeit hinaus ein gutes Gefühl mit auf den Weg zu geben. lp