Maxim Leo ist sowohl für lustige Bücher bekannt, wie das im vergangenen Jahr verfilmte Werk von ihm und dem Journalisten Jochen-Martin Gutsch „Es ist nur eine Phase, Hase“ als auch für ernstere Schöpfungen wie jene über seine jüdischen Wurzeln. Sein im Februar erschienener Roman „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ besitzt beide Facetten. Am Dienstag, 17. Mai, ist er ab 19 Uhr zu Gast in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer und liest daraus.Maxim Leos jüngstes Werk ist eine temporeiche, anrührende und vergnügliche Hochstaplergeschichte. Der Autor hat eine originelle und hintergründige Geschichte entwickelt, die im Jahr 2019 spielt, als die 30-Jahr-Feier des Mauerfalls bevorstand.Der erfolglose Berliner Videothekenbesitzer Michael Hartung wird ungewollt zum Helden. Im September 2019 bekommt er Besuch von einem Journalisten, der über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR recherchiert, bei der 127 Menschen in einer S-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gelangten. Der Journalist hat Stasi-Akten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass Hartung, der früher als Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstraße gearbeitet hatte, die Flucht mit einer manipulierten Weiche eingefädelt haben soll. Hartung dementiert zunächst, ist aber nach Zahlung eines ordentlichen Honorars und ein paar Bieren bereit, die Geschichte zu bestätigen. Schließlich war er noch nie bedeutend, noch nie ein Held, und wenn es nun mal so in den Akten steht …Nur wenig später reißen sich die Medien um ihn, Hartung wird vom Bundespräsidenten empfangen, seine Geschichte soll Vorlage für ein Buch und einen Kinofilm werden. Hartungs Leben fühlt sich plötzlich traumhaft und leicht an.Doch dann trifft er Paula, sie war als Kind in jener S-Bahn, der in den Westen umgeleitet wurde. Die beiden verlieben sich – und Hartung spürt, dass er einen Ausweg aus dem Dickicht der Lügen finden muss, obwohl es dafür eigentlich schon zu spät ist. Den anderen kommt Hartung gerade recht, denn dank seines „Heldentums“ gibt es zum Jubiläum des Mauerfalls etwas Neues zu berichten, ansonsten sei die DDR ja „auserzählt“.Maxim Leo bildet in seinem Buch die gegenseitige Wahrnehmung von Ost- und Westdeutschen vielschichtig ab. „Ihr solltet gefälligst dankbar sein“ heißt es da aus westlicher Sicht und aus östlicher: „Nur durch unser Zutun hat sich die Wiedervereinigung gewaltlos vollzogen“. Diese Befindlichkeiten transportiert er detailliert über seine Figuren, die so glaubhaft erscheinen, dass man den Eindruck gewinnen könnte, es hätte auch so passieren können. Die Komik erlaubt leichte Parallelen zum Film„Good Bye, Lenin!“.Das Buch ist zudem ein kleines Lehrstück über Wahrheit und Lüge: Der Held leidet unter der Falschdarstellung, die er unterstützt und fragt sich, ob er auffliegt oder nicht. Der Journalist an seiner Seite betont hingegen: „Es gibt keine objektive Wahrheit.“ Hartung habe schlicht seine Version der Geschichte erzählt. In einer übergeordneten Ebene wirft Maxim Leo die Frage über die (Nicht)-Komplexität unseres Geschichtsbildes auf, warum brauchen wir Gut und Böse, einen Helden und einen Schurken? Es ist eine Auseinandersetzung damit, wie Geschichte geschrieben wird und wie sie in unseren Köpfen existiert.Maxim Leo, 1970 in Ostberlin geboren, ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwissenschaften, wurde Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen-Martin Gutsch Bestseller über sprechende Männer und Alters pubertierende, außerdem Drehbücher für den „Tatort“. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch „Haltet euer Herz bereit“ wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi „Waidmannstod“, 2015 „Auentod“. Im Jahr 2019 wurde sein autobiografisches Buch „Wo wir zu Hause sind“ publiziert, das zum Bestseller wurde. Maxim Leo lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. msw
Prämierter Autor Maxim Leo liest aus seiner rasanten Satire „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“
INFO
Lesung Maxim Leo: „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ Di, 17.5., 19 Uhr
Landesbibliothekszentrum/Pfälzische Landesbibliothek Speyer
Otto-Mayer-Str. 9
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 7 Euro
Vorverkauf:
Landesbibliothekszentrum/Pfälzische Landesbibliothek Speyer
Telefon: 06232 9006224
E-Mail: info.plb@lbzrlp.de
geöffnet: Mo bis Fr 9 – 18 Uhr, Sa 9 –12 Uhr
Spei’rer Buchladen
Korngasse 17
geöffnet: Mo bis Fr 9.30 – 18.30 Uhr, Sa 9.30 – 15 Uhr