Es wird gebohrt, mit der Heißklebepistole fixiert und mit Draht umwickelt. Am Ende leuchten die Schmuckstücke in hellem Glanz und zeigen deutlich, was für einen Hoffnungsfunken dieses von der Klaus Tschira Stiftung geförderte Projekt in das Leben einiger Schülerinnen gebracht hat. „In MINT schnuppern“ lautet der Titel des Vorhabens der Forschungsstelle Wissenstransfer der Universität Koblenz-Landau.
Uni Koblenz-Landau lässt „In MINT schnuppern“
Die Zielrichtung ist klar: einerseits Defizite in der praktischen Berufsorientierung bei Mädchen aufzufangen und andererseits Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) für diese Zielgruppe attraktiv zu machen. Langfristig möchte die Initiative so dem Fachkräftemangel in nichtakademischen Berufen begegnen.
Schon eine ganze Zeit lang bietet das „Rheinland-Pfälzische Kompetenzzentrum für Frauen in MINT“ an der Uni Koblenz- Landau Berufsorientierung in diesem Bereich an. Allerdings handelte es sich dabei bislang überwiegend um Abiturientinnen. „Sehr schade“, fand Ruth Sandforth, die jetzt das Projekt für die sogenannten Berufsreifeschülerinnen betreut.
Die Gründe für Berührungsängste sind vielfältig. Die Mädchen fürchten, überfordert zu sein, Eltern oder ältere Geschwister raten ihnen von den vermeintlich „unweiblichen“ Berufen ab, und eine Projektteilnahme wirkt „uncool“, weil MINT Jungs vorbehalten scheint. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Situation noch einmal zugespitzt: keine Praktika, keine Berufsmessen und wenig Unterricht in Präsenz.
Mit diesem Wissen gingen Sandforth und ihr Team an die Clemens-Brentano-/Overbergschule in Koblenz, um MINT-Berufe praktisch erfahrbar zu machen. Durch Ausprobieren, selbst Hand anlegen und Werken sollen die Teilnehmerinnen an zehn Terminen zu eigenem Tun angeregt werden und dabei Selbstvertrauen aufbauen.
Der Plan geht auf
Ob Arbeiten mit Holz und Metall, Elektronik, Chemie oder mit dem Programmieren – die Mädchen sind mit Feuereifer dabei und über die vergangenen Monate schon deutlich selbstbewusster geworden. Dabei sind praktische Dinge entstanden. Neben Weihnachtsdekoration und Seife wurde auch ein elektronischer Käfer gefertigt, der sich selbstständig von Hindernissen abkehrt. Die Betreuerinnen der Uni, selbst Lehramtsstudierende der MINT-Fächer oder von Deutsch als Zweitsprache, verstehen sich vor allem als Mentorinnen und Rollenvorbilder. „Stärken und fördern“ lautet das Motto der Arbeitsgemeinschaft. Am Ende steht ein Profilbogen für jede Schülerin, der ihre Fähigkeiten erfasst und daraus gemeinsam realisierbare Bildungswege entwickelt.
Über sich hinauswachsen
Gut finden die teilnehmenden Mädchen vor allem, dass ihre Ideen auf Resonanz stoßen und dass sie sich schon jetzt viel mehr zutrauen als am Anfang. Die 15-jährige Makfire kann sich nun für den Beruf einer Automechatronikerin begeistern.
Größte Hoffnung des Teams ist es, dass die Arbeitsgemeinschaft für Berufsreifeschülerinnen dauerhaft in das Angebot von „In MINT schnuppern“ aufgenommen und auf eine breite Basis gestellt wird. Denn, so Ruth Sandforth, „die Perspektivlosigkeit junger Frauen, die mit einem niedrigen Schulabschluss eine Berufsausbildung starten und sich keinen MINT-Beruf zutrauen, wird auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen“. msw