Die Auszubildenden in tarifgebundenen Betrieben erhielten im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre 1.028 Euro brutto im Monat und somit erstmals im Schnitt mehr als 1.000 Euro. Für Auszubildende in Westdeutschland ergab sich mit 1.029 Euro ein leicht höherer Durchschnittswert als für ostdeutsche Auszubildende mit 1.012 Euro. Dies sind die zentralen Ergebnisse der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2022 durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Aufgrund der hohen Inflation mussten die Auszubildenden - wie die meisten Arbeitnehmer - trotz des höheren Anstiegs Reallohnverluste hinnehmen. Insbesondere bei Tarifabschlüssen zu Beginn des Jahres beziehungsweise aus den Vorjahren, in denen Tariferhöhungen für 2022 vereinbart wurden, wurde die Entwicklung der Preise nicht berücksichtigt. Zum Teil reagierten die Tarifparteien aber auch mit Sonderzahlungen, die sich nicht in der Berechnung der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen niederschlagen.
Seit 1976 wertet das BIBB die tariflichen Ausbildungsvergütungen jährlich zum Stichtag 1. Oktober aus. In die Berechnung der gesamtdeutschen Durchschnittswerte sowie der Durchschnittswerte für Ost- und Westdeutschland fließen dabei alle Ausbildungsberufe ein, für die Daten zu tariflichen Ausbildungsvergütungen vorliegen. In der BIBB-Datenbank ,,Tarifliche Ausbildungsvergütungen" (www.bibb.de/ausbildungsverguetung) werden Durchschnittswerte für stärker besetzte Ausbildungsberufe ausgewiesen. Es liegen für 171 Berufe in West- und 111 Berufe in Ostdeutschland Ergebnisse vor.
Dabei zeigen sich bei den Ausbildungsberufen erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Die im gesamtdeutschen Durchschnitt höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen wurden wie im Vorjahr im Beruf Zimmerer/Zimmerin mit monatlich 1.254 Euro gezahlt. In vierzehn Berufen lagen die tariflichen Vergütungen im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre bei 1.150 Euro oder mehr. Hier finden sich vor allem Berufe aus dem Baugewerbe wie Maurer/-in (1.209 Euro) oder Rohrleitungsbauer/-in (1.192 Euro), ferner kaufmännische Berufe wie Bankkaufmann/-frau (1.201 Euro) oder Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen (1.196 Euro). Insgesamt erhielten etwa 60 Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, 2022 eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.000 Euro, mehr als ein Fünftel mehr als 1.150 Euro.
Bei rund 15 Prozent der Auszubildenden in 19 Berufen lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2022 unterhalb von 850 Euro. Die meisten dieser Berufe gehörten zum Handwerk, zum Beispiel Maler/-in und Lackierer/-in (848 Euro), Bäcker/-in (782 Euro), Schornsteinfeger/-in (723 Euro) oder Friseur/-in (657 Euro). Die insgesamt niedrigsten tariflichen Ausbildungsvergütungen gab es mit 652 Euro im Beruf Orthopädieschuhmacher/-in.
Zwischen den Ausbildungsbereichen unterschieden sich die Ausbildungsvergütungen ebenfalls deutlich. Über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 1.028 Euro lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im öffentlichen Dienst (1.114 Euro) sowie in Industrie und Handel (1.081 Euro) und Hauswirtschaft (1.034 Euro), darunter in der Landwirtschaft (1.002 Euro), in den freien Berufen (946 Euro) und im Handwerk (930 Euro). IBIBB
INFOS:
Eine Übersicht über die für 2022 ermittelten Vergütungsdurchschnitte in den erfassten Berufen ist online abrufbar unter www.bibb.de/ausbildungsverguetung
Eine Erfolgsstory:
Programm "Berufliche Orientierung für Zugewanderte"
Das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) koordinierte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Programm „Berufliche Orientierung für Zugewanderte" (BOF) hat seit 2016 über 6.500 Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung erreicht.
Das Programm eröffnet den Zugewanderten neue berufliche Perspektiven und erhöht ihre Chancen, als Fachkräfte Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erlangen.
Das Programm unterstützt Zugewanderte durch Vorbereitungskurse bei ihrer beruflichen Orientierung und auf dem Weg in eine Ausbildung. Die BOF-Kurse bieten etwa praktische Berufsorientierung in Praxisräumen und Betrieben, eine integrierte Sprach- und Fachvermittlung zur Vorbereitung auf die Berufsschule und kontinuierliche individuelle sozialpädagogische Begleitung. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der Einstieg in berufliche Bildung keineswegs selbstverständlich ist: Laut Daten des Mikrozensus 2020 hat über ein Drittel (35 Prozent) der selbst Zugewanderten im Alter zwischen 20 und 34 Jahren keinen formal anerkannten Berufsabschluss, bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es neun Prozent.
Die Auswertungen der Teilnehmendenzahlen geben detaillierten Aufschluss über bisherige Ergebnisse des Programms:
Von allen Absolventen haben 43 Prozent eine Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung begonnen. Damit liegt die Vermittlungsquote leicht über der Quote der elfmonatigen Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) der Bundesagentur für Arbeit, die Jugendliche und junge Erwachsene beim Einstieg in eine Ausbildung unterstützt (35 Prozent).
Der Frauenanteil ist auf 35 Prozent gestiegen. 2016 lag der Anteil der Teilnehmerinnen noch bei drei Prozent. Diese Steigerung gelang unter anderem durch die Erweiterung des Berufsspektrums und der Möglichkeit, einen BOF-Kurs in Teilzeit zu absolvieren.
Die Teilnehmenden kamen 2022 aus 84 verschiedenen Herkunftsländern, zu Beginn des Programms waren es noch 44 Länder. Hauptherkunftsländer waren 2022 Syrien, Afghanistan und die Ukraine.
Die Zahl der Teilnehmenden blieb auch in den Jahren der Pandemie 2020/2021 mit über 1.000 pro Jahr relativ konstant.
In diesem Jahr rechnen die Leitungen der BOF-Projekte mit einer erhöhten Nachfrage ukrainischer Kriegsgeflüchteter ab dem Herbst, weil dann viele von ihnen nach dem Besuch von Sprach- und Integrationskursen ausreichend deutsche Sprachkenntnisse erworben haben werden. Mit Stand vom 17.01.2023 waren nach Informationen des Bundesinnenministeriums insgesamt 1.048.227 Personen vom Ausländerzentralregister erfasst, die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland eingereist sind. Unter den Erwachsenen sind dabei über 70 Prozent Frauen. Eine erste repräsentative Befragung von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in Deutschland zeigt, dass 37 Prozent für immer oder mehrere Jahre in Deutschland bleiben wollen.
Die Förderrichtlinie des BOF-Programms vom 24.10.2022 ermöglicht es, bis Ende 2023 weitere Geflüchtete und Zugewanderte mit Unterstützungsbedarf auf eine Ausbildung vorzubereiten. Mit der Verlängerung gibt es eine flexiblere Sprachunterstützung, mehr Geld für Kinderbetreuung und die erweiterte Möglichkeit, auch in einen abschlussorientierten Bildungsgang zu vermitteln. Das BOF-Programm ist Teil der Initiative ,,Abschluss und Anschluss Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss". BIBB
INFOS: Weitere Informationen gibt es unter www.bildungsketten.de und www.berufliche-orientierung-fuer-zugewanderte.de