Frankenthal sammelt Kunst. Seit 1949 tätigt die Stadt gezielt Kunstankäufe. Anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung Frankenthals vor 1250 Jahren ist noch bis 16. Oktober eine Auswahl aus dieser städtischen Kunstsammlung im Frankenthaler Kunsthaus zu sehen. Vom weiblichen Akt bis zum modernen Stillleben reicht die Spannweite der Sujets. Bei den Landschaften sind viele lokale Motive zu entdecken.
Auf einige hundert Objekte ist Frankenthals städtische Kunstsammlung im Laufe der vergangenen 73 Jahre angewachsen. Seit 2019 befindet sich dieser Bestand in der Obhut des Erkenbert-Museums. Dessen Leiterin Maria Lucia Weigel hat die Ausstellung zum Stadtjubiläum, die im Kunsthaus gezeigt wird, kuratiert.
Entsprechend dem Sammlungsschwerpunkt werden Gemälde und Druckgrafiken aus dem 20. Jahrhundert vorgestellt. Passend zum Stadtjubiläum stehen dabei zwei Aspekte im Fokus: zum einen Arbeiten mit Frankenthaler Motiven, zum anderen Frankenthaler Künstlerpersönlichkeiten wie etwa Walter Perron, Hanns Fay oder Karin Bruns.
Letztere, 1918 als Karin Ross in Frankenthal geboren und 1997 in Heidelberg gestorben, ist in der Schau unter anderem mit einem Selbstporträt vertreten, das erst jüngst Einzug in die Sammlung hielt - im Rahmen der Schenkung des Nachlasses von Karin und Johnny Bruns an die Stadt Frankenthal. Wie sehr Bruns, die auch als Modezeichnerin arbeitete und Ausstattungen fürs Theater entwarf, vom französischen Fauvismus à la Matisse beeinflusst war, lässt außerdem ein weiblicher Halbakt erkennen, der mit schnellem und nassem Pinsel - quasi "wild"-skizziert wurde.
Apropos Fauvismus: Diesem sinnlich-furiosen, dabei trotzdem immer bukolisch-glücklichen Stil zeigt sich auch der Mannheimer Paul Löffler (19201995) verpflichtet - in seinem liegenden „Weiblichen Akt". Vom Bildhauer und Maler Walter Perron (1895-1970) kann man eine realistisch modellierte Knabenfigur zeigen, von Hanns Fay (1888-1957) einen Mädchenakt, der interessanterweise zwei Bildtraditionen miteinander vermengt: nämlich auf der einen Seite das Totentanz-Motiv mit Mädchen und Knochenmann, auf der anderen Seite die Sündenfall-Symbolik mit Apfel und Schlange. Fays paradiesisch nacktes Mädchen ist also eine Eva, die im Augenblick der Erkenntnis der Vergänglichkeit anheim fällt.
Neben derlei nackten Tatsachen und mythologischen Finessen regiert das Lokalkolorit: Emil Szymannsky (1903-1983) hat den Frankenthaler Wochenmarkt bunt und mit fauvistischer Leichtigkeit hingepinselt. Mit Malern wie Martin Adam Foeller und Walter Krebs geht's durch die Stadt - oder auf idyllische Touren an die Isenach und zum Strandbad. Auch der Silbersee erscheint im Bild: Bei Hilde Osterspey ist er hinter zwei gelb und mächtig auflodernden Königskerzen zu entdecken. msw
INFO
Jubiläumsausstellung „Kunstsammlung der Stadt Frankenthal" - bis 16.10. (verlängert), Kunsthaus Frankenthal, Mina-Karcher-Platz 42a, Mi-Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr, Infos auch zum weiteren Ausstellungsprogramm im Kunsthaus: www.frankenthal.de/kunsthaus