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Ideen für Strukturwandel

Kranken- und Pflegedienst Herzensmensch startet am 1. Dezember

Ideen für Strukturwandel

Das Herzensmensch-Team (von links): Iwona Adamczyk, Melanie Ott, Elena Grubert und Laura Brust.

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Am 1. Dezember startet die Frankenthalerin Melanie Ott mit ihrem Team den Kranken- und Pflegedienst Herzensmensch. Seit einem dreiviertel Jahr arbeitet Ott an dem Projekt, nun geht es für die vier examinierten Fachkräfte los.

„Ich habe zu oft erlebt, dass für die Patienten zu wenig Zeit zur Verfügung steht“, sagt die Herzensmensch-Chefin, der oft das Menschliche zu kurz kam. „Das will ich anders machen“, unterstreicht sie. Den Begriff Herzensmensch brachte jemand aus ihrem Freundeskreis ins Spiel – ihre Kritik an der durchrationalisierten Pflegepraxis wie ihre Schwäche für zwischenmenschliche Teilhabe ist auch ihren Freunden bekannt. Und der Name steht sinnbildlich für ihr Credo: „Es muss einfach auch mal möglich sein, gemeinsam einen Kaffee zu trinken oder ein Gespräch zu führen.“

Rationalisiert wird bei ihr vor allem in Sachen Bürokratie, Verwaltung und Kommunikation. Man habe all diese Abläufe digitalisiert. Jede Mitarbeiterin verfüge über ein Tablet. Die Sprach-, Bild- und Texteingaben stünden sofort in der Zentrale zur Verfügung, Infos könnten an Ärzte gehen. Ebenso vereinfache sich so die Dokumentation.

Die Patienten sollen durch die Kooperation mit einer Apotheke, die Zusammenarbeit mit Ernährungsberatung und Physiotherapeuten profitieren. Auch in Sachen Bürokratie wollen die „Herzensmenschen“ ihrer Kundschaft zur Hand gehen. Für sie sei der Umgang mit Formularen und Dokumenten des Medizinischen Dienstes eine Leichtigkeit, für Patienten und Angehörige oft ein Buch mit sieben Siegeln, gibt Ott zu bedenken.

Der Kranken- und Pflegedienst Herzensmensch übernimmt im Umkreis von 25 Kilometern Port-Patienten und ist auch auf onkologische und palliative Patienten spezialisiert. Im Bereich Grund- und Behandlungspflege habe man noch Kapazitäten frei. Eine weitere examinierte Fachkraft auf 50 Prozent werde gesucht, erläutert Ott. enk

INFO

Kranken- und Pflegedienst Herzensmensch
Arnold-Böcklin-Straße 4, 67227 Frankenthal
Telefon 06233 3662665
www.pflegedienst-herzensmensch.de

Ideen für Strukturwandel

Möglichkeiten bei der Versorgung in Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) haben auf ihrer Jahrespressekonferenz Vorschläge für einen Strukturwandel der Versorgung von Erkrankungen und Verletzungen am Bewegungsapparat gemacht.

Der Patient müsse durch ein flächendeckendes Versorgungsnetzwerk gezielt geleitet werden. Der Behandlungsweg führe ausgehend von einer starken ambulanten Versorgung mit niedergelassenen Fachärzten über Krankenhäuser unterschiedlicher Versorgungsstufen und, falls erforderlich, Rehabilitationseinrichtungen wieder zurück zum Facharzt. Bisweilen verhindern die Sektorengrenzen eine nahtlose verzahnte Versorgung. Zudem wissen Patienten oftmals nicht, ob sie für ihre Beschwerden am Muskel-Skelett-System ambulant, im Krankenhaus oder in einem Spezialzentrum am besten aufgehoben sind. Der Ausbau der Versorgungsforschung würde hier helfen, um Versorgungsprozesse besser zu bewerten.

Die Pandemie-Krise hat dem Gesundheitssystem ein hohes Maß an Kooperation und Koordination zwischen den verschiedenen Versorgungsstrukturen abverlangt. Bisher ist Deutschland im internationalen Vergleich gut durch die Krise gekommen. Mit dieser Erfahrung und vor dem Hintergrund der politischen Diskussion um den Abbau von Krankenhäusern spricht sich Prof. Dr. Dieter C. Wirtz, Präsident der DGOU und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) in seinem Statement für eine ausgewogene Balance zwischen flächendeckender Grundversorgung und Spezialisierung aus. „Im Hinblick auf die zunehmend knappen Ressourcen wird eine patientenorientierte Versorgung immer wichtiger“, sagt Wirtz. Dazu bräuchte es ein abgestimmtes und stark miteinander kooperierendes Netz aus Ambulanzen mit niedergelassenen Ärzten, Kliniken der Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung und Rehabilitationseinrichtungen.

Sind die Möglichkeiten des niedergelassenen Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie ausgeschöpft, gehe es weiter in ein Krankenhaus der entsprechenden Versorgungsstufe. Je höher die Stufe, desto höher die Kompetenzen. Komplexe Eingriffe müssten grundsätzlich in Zentren gebündelt werden. Dadurch könnten Komplikationen reduziert und Ressourcen in der Fläche geschont werden. „Unser Fach braucht daher aus meiner Sicht mehr Zentrumsbildung, mit klarer Definition, welche Krankheitsbilder und Verletzungsmuster in welcher Klinik behandelt werden“, sagt Wirtz. Für die Übernahme des hohen Anteils komplizierter und aufwendiger Therapien müssten die Zentren dann wiederum bestmöglich personell und apparativ ausgestattet werden, fordert er. msw