Anzeigensonderveröffentlichung
200 Jahre Geschichte

Alle Neuigkeiten aus, über und für Stadt und Kreis laufen hier zusammen: das Verlags- und Redaktionsgebäude der RHEINPFALZ in der Pariser Straße in Kaiserslauern. FOTO: VIEW

75 Jahre RHEINPFALZ in Kaiserslautern − das ist eine Erfolgsgeschichte mit vielen Facetten. Und eine mit Vorlauf. Zwar kam die erste speziell in und für Kaiserslautern produzierte Ausgabe am20.Mai 1947 heraus. Aber als Nachrichtenblatt für die Region zwischen Rhein und Saar erschien die RHEINPFALZ schon im Herbst 1945.Fast zeitgleich wurde in der Barbarossastadt die „Pfälzische Volkszeitung“ wiederbelebt. Über zwei Jahrzehnte lang erschienen beide Blätter parallel. 1969 ging die „Pfälzische Volkszeitung“ in der RHEINPFALZ auf. Der alte Name lebt als Unterteil der Lauterer Ausgabe bis heute fort. Beim Blick in die Geschichte bieten beide Organe eine unmittelbare, authentische und deshalb enorm aufschlussreiche Quelle. Die Bände mit alten Zeitungen sind die am meisten nachgefragten Medien in Stadtarchiv und Pfalzbibliothek.

Die erste RHEINPFALZ-Ausgabe aus und für Kaiserslautern erschien vor 75 Jahren. Die Geschichte des hiesigen Pressewesens reicht sehr viel weiter zurück.

Erster „Anzeiger“ im Jahr 1804

Dort lagern sogar noch ältere Nachrichten- und Mitteilungsblätter. Schon anno 1804 − dem Krönungsjahr Napoleons − gab es einen „Anzeiger für den Bezirk Kaiserslautern“ und wenig später den „Anzeiger für Kaiserslautern“. Weil die linksrheinischen Gebiete seit der Revolution unter französischer Verwaltung standen, datiert das erste Erscheinen des „Anzeigers“ nicht vom 28. September 1804, sondern vom „7. Vendemär 18-ten Jahrs der fränkischen Republik“.

Herausgegeben wurde das Blatt, das noch nicht täglich erschien, von dem in Sachsen geborenen Buchdrucker Karl Heinrich Blau, der seine Geschäftsräume am Altenhof hatte. In der Erstausgabe informierte er seine Abonnenten und Leserinnen über ein „kaiserliches Dekret in Betref(f) der Brandweinbrenner“, die Festsetzung der Markttage in Kirchheimbolanden und ein „Umschreiben“ − also einen Verwaltungserlass − „wegen vernachlässigten Bach-Ufern“.

Im Anzeigenteil finden sich neben Stellengesuchen und Familiennachrichten beispielsweise Beiträge über ein „unfehlbares Mittel gegen die Ansteckung bösartiger Krankheiten“ sowie „verbesserte Hülfsmittel gegen die bösartigen Blattern der Schaafe“. Politische Nachrichten oder gar Kommentare finden sich nicht.

Das blieb auch so, als die einstige Kurpfalz nach dem Wiener Kongress dem Königreich Bayern angegliedert wurde und der „Anzeiger“ ab 1820 unter dem Titel „Kaiserslauterer Wochenblatt“ erschien. Das ortsansässige Druckhaus Rohr stellte schließlich auf eine tägliche Erscheinungsweise um und wählte 1864 den neuen Namen „Pfälzische Volkszeitung“.

Konkurrenz kam 1884 von der Druckerei Thieme, die ebenfalls täglich die „Pfälzische Presse“ herausgab. Letztere bestand bis ins Kriegsjahr 1943, nachdem die „Volkszeitung“ schon mit der Machtübernahme der Nazis 1933 von der Bildfläche verschwand. Auch die SPD-nahe „Freiheit“ konnte sich nur vorübergehend behaupten. Im Dritten Reich war die „NSZ Rheinfront“ − ursprünglich die Parteizeitung der Nazis und später umbenannt in „NSZ Westmark“ − das beherrschende Presseorgan.

„Volkszeitung“ und „Pfälzische Presse“

Das propagandistisch ausgerichtete Blatt hatte eine eigenständige Kaiserslautern-Ausgabe und Redaktionsräume vor Ort. Es stellte sein Erscheinen unmittelbar vor Kriegsende ein. Im März 1945 besetzte die US-Armee die Stadt. Am 5. Mai − also noch vor der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte − wurden die „Mitteilungen der Militärregierung und kommunalen Behörden“ verteilt.

Für zehn Pfennig konnten die Lauterer lesen, was die Verwaltung „auf Befehl der Militärregierung“ verlautbarte: Regeln zum Geldumlauf, zur „Ingangsetzung der Wirtschaft“, zur Gasversorgung und Rationierung von Lebensmitteln. Die Bevölkerung von Stadt und Land“ erfuhr: „Unsere Ernährungslage ist ernst.“

1945 erste „Rheinpfalz“, seit 1947 in K’lautern

Am Dienstag, 18. Oktober 1945, wurde erstmals wieder die „Pfälzische Volkszeitung“ ausgeliefert: vier Seiten im sogenannten Rheinischen Format, Preis 20 Pfennig. Wenige Tage zuvor hatte der Verleger Josef Schaub in Ludwigshafen die RHEINPFALZ aus der Taufe gehoben.

Mit einer Startauflage von 53.210 Exemplaren erschien sie zunächst als „Zeitung für die Landkreise Bergzabern, Frankenthal, Kirchheimbolanden, Landau, Ludwigshafen am Rhein, Neustadt an der Haardt und Speyer“. Ab 1947 deckte die RHEINPFALZ die gesamte linksrheinische Pfalz ab, zwei Jahre später wurde auf ein (werk-) tägliches Erscheinen umgestellt.

Die Leser in Stadt und Kreis Kaiserslautern können seit dem 20. Mai 1947 eine eigene RHEINPFALZ-Ausgabe beziehen. Nachdem die Redaktion ein eigenes Gebäude in der Pariser Straße bezogen hatte, wurde die Zeitung zeitweilig auch hier gedruckt. 1969 dann taten sich „Volkszeitung“ und RHEINPFALZ zusammen. RAINER DICK