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Donald und Melania, Lufthansa und Lockdown: Worüber eine Redaktion berichtet, lässt sich nicht immer in ein Schema pressen. Wenn Donald Trump das Baltikum mit dem Balkan verwechselt, dann könnte man das als „bunte“ Meldung sehen. Man könnte die mangelhaften Geografie-Kenntnisse des US-Präsidenten aber auch als handfesten diplomatischen Eklat deuten – zumal er es besser wissen müsste: Seine Frau Melania stammt aus Slowenien, früher ein Teil Jugoslawiens. Wenn die Lufthansa-Rettung den Steuerzahler neun Milliarden Euro kostet, ist das sowohl wirtschaftlich als auch politisch relevant. Und die Corona-Pandemie erschüttert ohnehin alle Bereiche des Lebens.
So wie die täglichen Nachrichten greifen auch die Aufgaben einer Redaktion immer ineinander. Und damit die Zeitung lebendig bleibt, müssen auch ihre Redakteure ständig zwischen den verschiedenen Fachbereichen wandeln. Die RHEINPFALZ hat das schon in den 90er-Jahren erkannt und „Politik“ und „Zeitgeschehen“ zu einem Ressort vereint. Denn eine strikte Trennung zwischen „Politik“ und „Zeitgeschehen“ ähnelt der zwischen der sogenannten E- und U-Musik (Ernste Musik und Unterhaltungsmusik): Sie wirkt ziemlich künstlich. Nicht nur, weil Politik manchmal recht unterhaltsam ist, während manches vermeintlich Unpolitische durchaus politische Dimensionen annehmen kann.
Im Mai 2020 folgte der zweite große Schritt: Die beiden Ressorts „Politik und Zeitgeschehen“ sowie „Wirtschaft“ wurden zu einer großen Einheit mit dem Titel „Politik,Wirtschaft und Zeitgeschehen“ gebündelt. Das jetzt mit 14 Redakteurinnen und Redakteuren größte Ressort der RHEINPFALZ verantwortet die Titelseite der gedruckten Zeitung, die Seite 2 („Politik“), die Seite 3 („Hintergrund“), die Seiten „Wirtschaft“, die Seite „Zeitgeschehen“ auf der Rückseite des Lokalteils sowie einige Ratgeber-Seiten. Unterstützt wird das neue Ressort von den Berliner Redakteuren Hartmut Rodenwoldt und Winfried Folz sowie einem weltweiten Netz von Korrespondenten, die Eindrücke und fundierte Nachrichten aus vielen Regionen der Erde liefern.
Am sichtbarsten wird die Bandbreite der Aufgaben der Redaktion aber wohl beim Blick auf das facettenreiche digitale Angebot der RHEINPFALZ. Auch dort organisiert das neue Ressort die Berichterstattung über Politik, Wirtschaft und Zeitgeschehen. Den kostenlosen Bahn-Newsletter haben bereits 1650 Menschen abonniert. Die RHEINPFALZ informiert darin wöchentlich per E-Mail über Fahrpläne, verkehrspolitische Themen und gibt Tipps zu Ticket-Angeboten. In der gedruckten Zeitung und auf www.rheinpfalz.de finden sich diese Artikel übrigens fast immer im Bereich „Wirtschaft“.
Auf welcher Zeitungsseite und in welchem Bereich auf der Internetseite alle anderen Artikel ihren passenden Platz finden, darüber wird im neuen Ressort auch heute noch oft diskutiert. Wobei generell die alte Regel gilt: Ist das Thema interessant und journalistisch gut aufbereitet, wird es überall gefunden und gelesen.
Apropos gelesen werden: Manche Themen und Personen sind sozusagen Selbstläufer – womit wir wieder bei Donald Trump wären, dessen politische Leistungen ebenso fragwürdig erscheinen wie sein Verhalten als Mensch. Gleichwohl – oder vielleicht gerade deshalb – gilt: Trump „geht immer“.
Das hat jedenfalls die großangelegte Leserstudie „Lesewert“ gezeigt, mit der die RHEINPFALZ in den vergangenen Monaten untersucht hat, was die Leser wirklich lesen. Ähnliches wie für Trump galt für das Hin und Her um den Brexit. Und, achja, irgendwie ist auch der Redaktion einer wie John Bercow, der ehemalige Speaker des britischen Unterhauses, ans Herz gewachsen. „Order! Order!“ – man vermisst es manchmal schon.
Und dann natürlich Corona. Auch altgediente Redakteure, und davon gibt es in diesem Ressort einige, sind weder allwissend noch Hellseher. Und so hat die erste Infektionswelle die Redaktion ebenso durchgeschüttelt wie wohl jeden Bürger. Aber die Welt dreht sich, allem Anschein zum Trotz, weiter. Auch wenn mancher Sehnsuchtsort derzeit nicht erreichbar ist. Aber auch dafür hat das „Zeitgeschehen“ eine Lösung gefunden – indem es gleich nach dem Lockdown eine Serie startete, in der Leser darüber berichten konnten, welche Reisepläne durch das Virus zunichtegemacht wurden. Im April wurde der Blickwinkel der Serie verändert: Es geht jetzt einmal die Woche um Sehnsuchtsorte. Denn irgendwann einmal wird die Pandemie wohl wieder enden! VON ADRIAN HARTSCHUH
ÜBER UNS
Politik, Wirtschaft und Zeitgeschehen
Gesamtauflage: 226.921
Das Redaktionsteam:
• Adrian Hartschuh (adh, Leiter)
• Ralf Joas (rjs, Stellvertreter)
• Olaf Lismann (oli, Stellvertreter)
• Wolfgang Blatz (blt)
• Eckhard Buddruss (ebu)
• Anne-Susann von Ehr (ane)
• Klaus Hofter (kh)
• Stefan Fischer (snf)
• Hermann Motsch-Klein (mo)
• Peter Müller (pmü)
• Judith Schäfer (jus)
• Erhard Stern (ede)
• Ilja Tüchter (tüi)
• Annette Weber (büt)
Vor Ort in Berlin:
• Hartmut Rodenwoldt (rod, Leiter)
• Winfried Folz (wif)
Redaktion Berlin: Der Kanzlerin den Puls fühlen
„Hauptstadtkorrespondent – das ist ein Outdoor-Sport.“ Dieser launige Spruch eines Kollegen beschreibt die Tätigkeit in der Berliner Redaktion der RHEINPFALZ ziemlich treffend. Denn die Geschichten werden zwar am Computer im Büro geschrieben, doch sie entstehen draußen, in der nervösen Zone rund um das Reichstagsgebäude.
Es ist die persönliche Begegnung mit Politikern, das gute Gespräch, das den Job des Hauptstadt-Korrespondenten ausmacht. Es ist das Beobachten einer Bundestagssitzung, das Fragestellen in einer Pressekonferenz, das Vertiefen in Etatpläne und Parteiprogramme. Büro-Leiter Hartmut Rodenwoldt (62) und sein Kollege Winfried Folz (58) sind dort unterwegs, wo Politik gemacht wird. Natürlich können die beiden nicht überall dabei sein – vieles geschieht hinter verschlossenen Türen. Deshalb endet die Arbeit eines Korrespondenten nicht nach einer Pressekonferenz. Sie beginnt im Grunde erst danach.
Politik-Sprech muss übersetzt werden
Dann geht es darum, das Gesagte ein zuordnen und zu bewerten. Dann müssen Politik erklärt und Politik-Sprech in verständliches Deutsch übersetzt werden. Dann ist auch die Meinung des Korrespondenten gefragt, wenn ein Thema kommentiert werden muss. Und es geht darum, an die Leser zu denken. Denn entscheidend ist doch die Frage, wie Berliner Entscheidungen sich auf die Lebenswirklichkeiten der Pfälzer Leser unserer Zeitung auswirken.
Dass die beiden RHEINPFALZ-Korrespondenten der Kanzlerin den Puls fühlen, ist natürlich nur im übertragenen Sinn gemeint. Die Stimmungslage der politischen Entscheidungsträger ist jedoch vor Ort schlichtweg besser einzuschätzen als vor dem Bildschirm daheim. Deshalb trifft die Corona-Krise die Korrespondenten hart. Denn der „Outdoor-Sport“ ist eingeschränkt, jetzt muss mehr telefoniert und gemailt werden. wif