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700 Jahre Stadtrechte Landstuhl mit großem Festumzug

Jubiläumsjahr in Landstuhl: „Der letzte deutsche Ritter“

Damals standen die südwestdeutsche Grenzlandausstellung, ein historischer Festzug, das Festspiel „Franz von Sickingen“, Ausstellungen, Kongresse, kulturelle und Sportveranstaltungen auf dem Programm

Jubiläumsjahr in Landstuhl: „Der letzte deutsche Ritter“

Impression vom Festzumzug zum Heimatfest im Jahr 1951. FOTO: REPRO/POT

Dass die Landstuhler feiern können, haben sie in der Vergangenheit schon hinlänglich bewiesen. Dabei sind nicht nur die vielen Feste und Jubiläen gemeint, die alljährlich den Veranstaltungskalender der Stadt füllen. Auch bei Festen, die weit über den üblichen Rahmen hinaus gehen, hat man in der Sickingenstadt stets das nötige Organisationstalent bewiesen.

Als legendär muss man in diesem Zusammenhang das Heimatfest 1951 bezeichnen. Lange war es bei den älteren Landstuhlern in bester Erinnerung geblieben und sie ließen kaum eine Gelegenheit aus, begeistert davon zu erzählen. Auf dem Programm dieses Festes, das vom 14. bis 22. Juni gedauert hatte, standen die südwestdeutsche Grenzlandausstellung, ein historischer Festzug, das Festspiel „Franz von Sickingen“, Ausstellungen, Kongresse, kulturelle und Sportveranstaltungen.

Um die Größenordnung einmal zu verdeutlichen, allein bei der südwestdeutschen Grenzlandausstellung waren 167 Firmen aus dem gesamten Bundesgebiet vertreten. „Das Landstuhler Heimatfest erfreute mit einem anspruchsvollen und aufwendigen Programm viele tausend Besucher“, ist in der Chronik von Theodor Knocke zu lesen.

Beim Betrachten der Fotos schien es in der Tat sowohl beim Festzug als auch den Festspielen kaum einen freien Platz für weitere Besucher gegeben zu haben. Schier endlos schien der Festzug zu sein, bei dem die Geschichte der Sickingenstadt sehr anschaulich präsentiert wurde. Von Kelten und Römern, natürlich auch Franz von Sickingen bis hin in die bayerische Zeit war alles Wichtige aus der Landstuhler Historie dargestellt. Ihr Geschichtsbewusstsein haben die Landstuhler schon immer gezeigt. Dass dabei Franz von Sickingen, insbesondere dessen Tod auf Burg Nanstein im Fokus steht, ist nur allzu verständlich. Schließlich markierte das Ableben dieses Mannes, der Fehden in bisher unbekanntem Ausmaß führte und damit die Bühne der großen Politik betreten hatte, auch das Ende der deutschen Ritterschaft. Was die Einwohner des damals kleinen Städtchens am Fuß des Schlossbergs in jenen Tagen vor 500 Jahren erlebt haben, ist heute kaum noch vorstellbar. Caspar Sturm, der als Augenzeuge dabei gewesen ist, hielt seine Erlebnisse schon kurz nach dem Ende der Ereignisse schriftlich fest. Es seien schon am Donnerstag, den 30 Tag des April,... so viele grausame Schüsse abgegeben worden, wie es in diesen Landen noch niemals gehört worden oder geschehen ist“. Ähnlich wird es in der Flersheimer Chronik geschildert, die ab 1547 verfasst worden ist: „Denn die Kriegsfürsten schossen wieder und wieder und so ernstlich, wie es niemals zuvor an einem Ort geschehen war“. Dieser Dauerbeschuss durch die Artillerie von Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz, Erzbischof Richard von Trier und Landgraf Philipp I. von Hessen zerstörte das „Große Rondell“, das zu den stärksten Geschütztürmen seiner Zeit zählte. Während dieses Kriegsgeschehens soll Franz von Sickingen durch einen Balken oder Stein so schwer verwundet worden sein, dass er am 7. Mai 1523 seinen Verletzungen erlegen ist.


Stoff für Sagen

Vieles ist seither über Franz von Sickingen, den „letzten deutschen Ritter“, geschrieben und erzählt worden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er, seine Burgen, ja sogar die Ruine Nanstein sich in der einen oder anderen Sage wiederfinden. Die in der hiesigen Gegend bekannteste Sage, könnte sich vor genau 500 Jahren abgespielt haben. Dieser Sage nach soll Franz von Sickingen, von jeher den Weissagungen und geheimen Künsten zugetan, am Vorabend der großen Belagerung seiner Burg in Landstuhl durch die verbündeten Feinde zum Würfelbecher gegriffen haben, um von den Würfeln zu erfahren, was wohl die nächsten Tage bringen werden. „Der Tisch war eine riesige Felsplatte, Quaderstein die Würfel, welche er wie Nüsse umherwarf.“ Als ihm auch nach dem dritten Wurf das Glück nicht hold zu sein schien, habe er in grimmiger Wut die Würfel hinunter ins Tal geschleudert, „wo man sie heute noch mit Staunen betrachtet“. In Wirklichkeit handelt es sich bei den Sickinger Würfeln um die Reste eines römischen Grabmales, das im 19. Jahrhundert auf dem Gräberfeld der römischen Siedlung Landstuhl gefunden worden ist. Vielleicht wäre Franz von Sickingen das Schicksal jener Maitage erspart geblieben, hätte er auf den Rat des Geistes vom Rotenfels gehört, einem alten Berggeist, der seit Urzeiten in einem gewaltigen Porphyr-Felsmassiv nahe der Ebernburg, dem Geburtsort und Stammsitz Franz von Sickingens, lebt. Auch über diesen Geist und den jungen Franz werden etliche Geschichten erzählt. Diesen Schilderungen nach soll schließlich Franz von Sickingen „forthin in steter Gemeinschaft mit dem Geist vom Rotenfels“ gelebt haben. „Nur einmal“, so die Sage, „warnte ihn der Geist - als er gen Trier zog - und wandte sich grollend von ihm, als er dennoch den Zug unternahm. Von dort an verfolgte den Ritter das Unglück bis er von seinen Feinden besiegt auf seiner Feste Landstuhl den Tod fand. pot