Duttweiler nahm bei der Verwaltungsreform eine besondere Rolle ein. Im Gegensatz zu den acht anderen Ortsteilen ließ sich das Weindorf 1969 nämlich noch nicht von der ab diesem Zeitpunkt kreisfreien Stadt Neustadt eingemeinden. Erst fünf Jahre später, also nach der nächsten Kommunalwahl, war es dann soweit.
Vor allem in Lachen-Speyerdorf, aber auch in Haardt hatte sich zunächst großer Widerstand gegen eine Eingemeindung geregt. In den beiden Weindörfern kam es zu einer Bürgerbefragung, deren Votum jeweils eindeutig war: Wir wollen nicht zu Neustadt gehören. Auch die politischen Gremien sahen das so. Die Verhandlungen gingen allerdings weiter, und schließlich akzeptierten es die beiden bis dahin eigenständigen Gemeinden doch, künftig zu Neustadt zu gehören. In Duttweiler lief es anders: Man blieb erst einmal eigenständig.
VG-Lösung als Alternative?
Die Duttweilerer Entscheidungsträger führten gar nicht mal so sehr die großen öffentlichen Debatten über das Thema, sondern machten einfach nicht mit. Dabei hatte es Überlegungen gegeben, als Alternative zur Eingemeindung eine Verbandsgemeinde (VG) zu gründen, bestehend aus Geinsheim, Lachen-Speyerdorf und Duttweiler. Im Juli 1968 erklärten sich Geinsheim und Lachen-Speyerdorf bereit für diese VG-Lösung. Fehlten nur noch die Duttweilerer – doch deren Gemeindevertreter legten „eine abwartende Haltung“ an den Tag, wie es in einem RHEINPFALZ-Bericht vom 31. Juli 1968 heißt. So kam es, wie es kommen musste – und wie es aus Duttweilerer Sicht wohl auch kommen sollte: Die Stadt Neustadt wurde Mitte 1969 um acht Ortsteile erweitert, und der potenzielle neunte Ortsteil ging seinen ganz eigenen Weg.
Grund dafür sei hauptsächlich gewesen, dass die Duttweilerer durch die Eingemeindung keine Vorteile für sich gesehen hätten, sagt der aus eben diesem Ort stammende Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel: „Sie hatten schon selbst für eine gute Infrastruktur gesorgt. Es gab ein Schwimmbad, eine Festhalle, ein Kanalnetz, eine Schule mit Turnhalle, ein eigenes Strom- und Gasnetz, und die Wasserversorgung war durch Haßloch zu einem günstigen Preis gesichert. Duttweiler war sozusagen gesättigt.“
Ein weiterer Grund: Man habe das Thema Gebietsreform im Duttweilerer Gemeinderat wohl lange Zeit nicht so ernst genommen, glaubt Weigel. Das wiederum würde erklären, warum sich die politischen Entscheidungsträger damals quasi für keine Lösung entschieden und erst einmal weitergemacht hatten wie zuvor. Auf Dauer konnte das freilich nicht funktionieren, irgendeine Richtung musste das Dorf einschlagen.
1970 stimmte der Stadtrat zu
Da Geinsheim und Lachen-Speyerdorf nun zu Neustadt gehörten und eine VG-Lösung mit den beiden nicht mehr möglich war, gab es noch drei Alternativen: Gründung einer Verbandsgemeinde mit Maikammer oder mit Haßloch oder eben doch die städtische Eingemeindung. Wohin der Weg gehen sollte, kristallisierte sich dann doch erstaunlich schnell heraus: Bereits im Dezember 1969, also ein halbes Jahr nach der Eingemeindung der anderen acht Ortsteile, ging die Tendenz eindeutig in Richtung Neustadt. Die RHEINPFALZ berichtete am 8. Dezember über eine Bürgerversammlung in Duttweiler, bei der „die rege Aussprache deutlich erkennen ließ, dass Duttweiler mit Nachdruck eine Eingemeindung nach Neustadt betreiben soll“. Knapp zwei Wochen später stand die letzte Sitzung des Duttweilerer Gemeinderats im Jahr 1969 an: Mit elf Stimmen (bei einer Enthaltung) wurde der Beschluss gefasst, die „Eingemeindung in den Stadtkreis Neustadt“ zu beantragen. Nun musste der Stadtrat darüber befinden: Im Juni 1970 stimmte das Gremium dem Duttweilerer Antrag zu. Alle im Rat vertretenen Parteien begrüßten das. „Duttweiler wird Neustadts neunter Ortsteil“, titelte die RHEINPFALZ. Tatsächlich über die Bühne gehen konnte die Eingemeindung aber erst nach den Kommunalwahlen 1974.
Wasserpreis musste steigen
Bei einer sehr gut besuchten Veranstaltung im November 1973 im Duttweilerer Gasthaus „Zur Festhalle“ stellte Neustadts Oberbürgermeister Wolfgang Brix den Duttweilerern einige Verbesserungen nach der Eingemeindung in Aussicht. Den Wasserpreis allerdings müsse man stufenweise anheben. Duttweilers Bürgermeister Ludwig Hörner rechtfertigte bei der Gelegenheit nochmals den Schritt des Gemeinderats zur Eingemeindung: Bei den Alternativen, also einer Verbandsgemeinde mit Haßloch oder Maikammer, wäre Duttweiler finanziell zugrunde gegangen. Brix sagte auch zu, dass das Duttweilerer Freibad erhalten bleibt. Auf dieses ist das Weindorf noch heute stolz: 1936 wurde es eröffnet, 1964 modernisiert, 1986 saniert, und seit 1992 gibt es einen Förderverein, der sich darum kümmert. ffg