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50 Jahre Fußgängerzone Grünstadt

Fußgängerzone Grünstadt: Ein halbes Jahrhundert autofrei

Am 6. April 1974 wurde in Grünstadt eine autofreie Einkaufsstraße eröffnet. Das ist jetzt 50 Jahre her und soll auf den Tag und die Stunde genau gefeiert werden.

Fußgängerzone Grünstadt: Ein halbes Jahrhundert autofrei

Die Grünstadter Hauptstraße rund 20 Jahre, bevor sie zur Fußgängerzone umgebaut wurde. REPRO: BENNDORF

Kassel ist mit seiner Treppenstraẞe bundesweit Vorreiter gewesen, es folgten Kiel und Stuttgart: 1953 wurden in Deutschland die ersten Fußgängerzonen eingerichtet. In der Pfalz folgte 20 Jahre später Kaiserslautern und am 6. April 1974 wurde eine autofreie Einkaufsmeile in Grünstadt eröffnet. Das ist jetzt 50 Jahre her und soll auf den Tag und die Stunde genau gefeiert werden.

Es war die erste Fußgängerzone im Landkreis Bad Dürkheim. „Auch waren wir landesweit die erste Kleinstadt mit einer Fuzo“, sagt Bürgermeister Klaus Wagner (CDU). Schon Ende der 1960er-Jahre in der Amtszeit von Rathauschef Karl Walter (parteilos) gab es erste Ideen für die Umgestaltung der einstigen Altgasse, die inzwischen Hauptstraße hieß. Lange Zeit wurde über das Für und Wider diskutiert, schließlich konnten die Kunden bislang direkt vor den Geschäften parken und hatten insofern kurze Wege für ihre Besorgungen. Einige mehrtägige Test-Sperrungen für den motorisierten Verkehr sollten die Vorteile belegen und die Kritiker beruhigen. Die Befürworter versprachen sich eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Erhöhung der Sicherheit. Die Verweildauer sollte steigen, ebenso wie die Möglichkeiten zur Kommunikation. 

Schließlich wurde der große Schritt einer städtebaulichen Erneuerung des Zentrums gewagt. Das mit Asphalt überzogene Kopfsteinpflaster der engen Straße, durch die sich jahrzehntelang Pkw und Lkw gequält hatten, wurde mitsamt den schmalen Gehsteigen im Dezember 1973 auf einer Länge von 450 Metern herausgerissen. Zwischen der Ober- und der Ringgasse kam stattdessen rötlich-gelber Klinker aus Holland zum Einsatz. Der über die Lämmergasse anfahrbare Schillerplatz konnte jedoch weiterhin zum Parken genutzt werden. Erst 1981 wurde das Areal umgestaltet. 

Die autofreie Zone schlug mit rund 400.000 Mark zu Buche, wovon die Stadt etwa ein Drittel tragen musste. Der große Rest wurde über Bundes- und Landesmittel finanziert. Die feierliche Einweihung mit einem umfangreichen Musik- und Unterhaltungsprogramm erfolgte am 6. April 1974, einem sonnigen Samstag, ab 10 Uhr. Im Beisein von Bürgermeister Herbert Gustavus (SPD), Landrat Hermann Scherer (SPD) und dem Vorstand der Grünstadter Interessengemeinschaft GIG, dem Vorläufer des Wirtschaftsforums, schnitten die Weingräfin der Unterhaardt, Gabriele Arras, und die Champignonkönigin aus der Partnergemeinde Carrièressur-Seine die Geburtstagstorte an. Bei dem Volksfest schoben sich die Massen über das neue Klinkerparkett. Die Einzelhändler meldeten Umsätze bis zur vierfachen Höhe gegenüber „normalen“ Samstagen. Laut einer Umfrage der RHEINPFALZ in der darauffolgenden Woche signalisierte die Bevölkerung überwiegend Zustimmung zum „Fußgängerparadies“, dessen Gestaltung gelobt wurde. 

Der zehnte Geburtstag der Fuzo wurde mit einer 400 Meter langen Bisquit-Sahne-Rolle gefeiert: Die war in tagelanger Arbeit vom Konditormeister Hans-Jürgen Roos und seinen Kollegen Horst Wilhelm und Arno Fickus gebacken worden. So spektakulär das Kunstwerk auch war, es erhielt keinen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde, was Roos bis heute ein Rätsel ist. 

Obwohl man sich viel Mühe bei der Auswahl des Bodenbelags gegeben hatte – die Steine aus den Niederlanden sollten besonders haltbar sein – traten innerhalb der ersten 30 Jahre zunehmend Schäden auf. Am Material lag es allerdings wohl weniger. Es entstanden Unebenheiten, in den Dellen sammelte sich Regenwasser. Nachdem sich auch noch Rohrbrüche im Untergrund häuften und sich die Geschäftsleute aufgrund abnehmender Kundenfrequenz mehr Attraktivität wünschten, wurde eine Modernisierung ins Auge gefasst. Im Februar 2008 rollten die Bagger an. Anderthalb Jahre später, am 26. September 2009, wurde die Hauptstraße – mit grauen Platten und zeitgemäßen Laternen ausgestattet – wiedereröffnet. 2,35 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, etwa zur Hälfte über das Landesprogramm Aktive Stadtzentren finanziert. abf


Zur Sache: Eine bunte Party zum runden Geburtstag

Ein halbes Jahrhundert Fußgängerzone in Grünstadt – das wird am kommenden Samstag, 6. April, mit einer großen Party gefeiert. Auf einer Bühne auf dem Schillerplatz wird zum Auftakt ab 10 Uhr die Bigband der Musikschule Leiningerland spielen. „Der Auftritt wird bis etwa 12.30 Uhr dauern, aber es gibt Pausen“, kündigt Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) Redebeiträge an. Nachmittags werden einige Ensembles der Schule zu erleben sein. 

Etwa gegen 10.30 Uhr fällt der Startschuss für den offiziellen Teil der Party. Wagner erwartet neben dem Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) und dem Ersten Kreisbeigeordneten Timo Jordan (SPD) die Staatssekretärin aus dem Wirtschaftsministerium Petra Dick-Walther (FDP). „Außerdem werden einige Weinhoheiten teilnehmen“, so Wagner, der hofft, noch Zeitzeugen zu finden, die dem Publikum von damals berichten werden. 

Christian Speeter übernimmt das Catering für das Herzhafte. Aber natürlich gibt es auch eine Geburtstagstorte. Diese wird kunstvoll verziert sein und von einem großen Obstkuchen ergänzt – extrem lang und sehr bunt. Ausgegeben an die hungrigen Gäste wird das Gebäck von Mitarbeitern der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg. Der Verein erhält im Gegenzug eine Spende vom Wirtschaftsforum, wie dessen Geschäftsführer Ernst-Uwe Bernard erläutert. 

Auf einer LED-Wand werden Bilder und kleine Filme mit Szenen der vergangenen 50 Jahre gezeigt. „Und im Alten Rathaus gibt es noch eine Foto-Ausstellung“, sagt Wagner. Allen Besuchern, die nachweislich am 6. April geboren wurden und zwischen 10 und 12 Uhr vor Ort sind, verspricht er einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro. 

Bernard erzählt, was noch geboten wird. Unter anderem schmeißt Fritz Bernschein den Grill für Prager Schinken an, Vito Cunsolo bereitet mit Unterstützung seiner Familie italienische Spezialitäten zu. Im Naturkostladen Herrlisch dreht sich alles um das Motto „Essen wie vor 50 Jahren“. Weitere Stände mit Speis und Trank, darunter auch ein gemeinsamer eines Sausenheimer und eines Asselheimer Winzers, komplettieren das Ganze. Das Motorrad- und Technikmuseum Leiningerland präsentiert Bikes aus dem Baujahr 1974. abf