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Schnittkurs auf Harthausener Streuobstwiese: Kappenflug als Test

Die Obst- und Gartenbauvereine bieten an, den passenden Schnitt an der richtigen Stelle zu setzen. Die wichtigste Botschaft kommt zuerst: „Bäume, muss man immer schneiden.“

Schnittkurs auf Harthausener Streuobstwiese: Kappenflug als Test

Biegen für Fortgeschrittene: Kurt Brauch (li) und Gerhard Hoffmann (re) zeigen am Zwetschgenbaum, wie es geht. . FOTO KÜHNER

Das Schneiden von Obstbäumen ist eine Wissenschaft für sich. Wichtig sind deshalb die Obst- und Gartenbauvereine (OGV). Sie bieten entsprechende Kurse für Hobbygärtner an. In Harthausen haben rund 30 Personen gelernt, den passenden Schnitt an der richtigen Stelle zu setzen. Die Giraffe war auch dabei.

Gerhard Hoffmann ist selig. Die Königskinder, wie die Harthausener genannt werden, haben Kaiserwetter beim Frühjahrschneidkurs. Der findet auf der Streuobstwiese des Vorsitzenden in der Waaggewanne statt.

Dort gibt es eine Vielzahl heimischer Sorten. Apfel, Sauerkirsche, Birne, Zwetschgen, sogar Quitten zieht Hoffmann auf der Fläche groß. Idyllisch inmitten der umsäumenden Felder gelegen ist sie ein kleines Paradies, das guten Ertrag bringt.

Als Experten hat sich Hoffmann, der den OGV Harthausen seit 1999 als leitet, Kurt Brauch auf seine Wiese geholt. Der Haßlocher ist auch Mitglied und regelmäßig zu Gast, um Interessenten in die hohe Kunst des richtigen Schnitts einzuführen.

Griffbereit: Für die Schnittgeräte hat Gerhard Hoffmann eine Halterung konstruiert. FOTO: SUSANNE KÜHNER
Griffbereit: Für die Schnittgeräte hat Gerhard Hoffmann eine Halterung konstruiert. FOTO: SUSANNE KÜHNER

Die wichtigste Botschaft kommt zuerst.„Bäume“, betont Brauch, „muss man immer schneiden.“ Auch wenn's dem unbedarften Zuschauer weh tut. Denn wenn Brauch die Schere ansetzt, bleibt am Ende nichts mehr übrig. Natürlich ist das nur vermeintlich so.

„Am Anfang steht der Erziehungsschnitt“, erklärt der Fachmann. Am Beispiel eines mitgebrachten Bäumchens verdeutlicht er das praktisch. Von fast zehn kleinen Zweiglein bleiben am Ende oben drei stehen. „Die wachsen nun in drei Richtungen“, macht Brauch deutlich, dass dem Baum die Marschrichtung vorgegeben wird.

An anderen Zweigen entscheidet der scharfe Blick des Referenten. Höchsten zwei Millimeter über dem Auge - sprich: der Knospeerfolgt der Schnitt.

Untere Triebe knipst Brauch direkt am Stamm ab. „Wenn wir nicht richtig abschneiden, kommt immer wieder was nach“, mahnt er.

Am Beispiel der „Quetsch“ - zu Hochdeutsch: Zwetschge - führt Brauch den perfekten Obstbaumschnitt in Vollendung vor. Es geht nicht nur ums Schneiden, sondern auch ums Biegen. Klar ersichtlich: Angstfrei sollten Baumbesitzer im Umgang mit ihrem Grün sein.

Souverän zieht Brauch einen längeren Ast nach unten. In einem galanten Bogen ragt der nun nach außen. Hoffmann eilt davon und kehrt mit einem selbst kreierten Gewicht zurück: ein in eine kleine Box zementierter, biegsamer Draht. Der wird um den Ast gelegt und hält ihn unten. „Es kann sein, dass er im Spätjahr schon so weit ist, dass er nicht mehr zurückgeht“, meint Brauch.

Eine Menge Arbeit steckt in der Obstbaumpflege, so viel steht fest „Für den Erwerbsanbau ist das zu aufwendig. Kleingärtner können's probieren“, weist Brauch darauf hin, dass nicht jeder „Biegetest“ zum Erfolg führt.

Alte Hasen nicken zustimmend. Junge Hüpfer auf dem Obstbaumfeld müssen manchmal durchatmen. Etliches gibt es zu beachten und noch mehr zu lernen an diesem Nachmittag. Verkraften müssen Neulinge im Obstbaumanbau das Ausputzen der Quitte. Brauch beruhigt: „Da muss Luft ran, sonst wächst nichts.“ Also wird im Inneren der Zweige geschnitten, was das Zeug hält. „Man muss die Kapp' durchschmeißen können“, ergänzt Brauch und lacht.

Hoffmann ist froh über das Interesse. „In den vergangenen Jahren wurde die Liebe zum Baum wieder mehr geweckt“, erzählt er. Der OGV Harthausen hebt sich durch ein weiteres Angebot in der Baumpflege ab: den Sommerschnittkurs. „Bei dem werden die Äste rausgerissen“, erklärt Hoffmann. Bis es soweit ist, wird der Umgang mit Ambos- und Bypassschere trainiert. Selbst eine Giraffe hat Hoffmann auf der Wiese. Die reicht in hohe Bäume hinein ohne Leitereinsatz - der Name ist eben Programm. xsm